Veit Rudolf Valentin
Historiker und Archivar
Geb. 25.03. 1885 in Frankfurt/ Main
Gest. 12.01. 1947 in Washington D.C./ USA
Sein Vater ist Kunsthistoriker und anerkannter Goetheforscher, die Mutter Musikhistorikerin. Und zur Geschichte zieht es auch den Sohn, der bereits als 21Jähriger bei Erich Marcks mit einer Arbeit über “Die Revolution von 1848/49“ promoviert. 1910 folgt die Habilitation mit einer Studie über Fürst Karl von Leiningen an der Universität Freiburg im Breisgau. Hier wirkt Valentin zunächst als Privatdozent, bis zu seiner Ernennung zum außerordentlichen Professor im Jahre 1916. Noch zu Beginn des Ersten Weltkrieges hat er zu den Unterzeichnern jener Erklärung der Hochschullehrer des Deutschen Reiches vom 23. Oktober 1914 gehört, in der es heißt: “Wir Lehrer an Deutschlands Universitäten und Hochschulen dienen der Wissenschaft und treiben ein Werk des Friedens. Aber es erfüllt uns mit Entrüstung, daß die Feinde Deutschlands, England an der Spitze, angeblich zu unseren Gunsten einen Gegensatz machen wollen zwischen dem Geiste der deutschen Wissenschaft und dem, was sie preußischen Militarismus nennen. In dem deutschen Heere ist kein anderer Geist als in deutschem Volke, denn beide sind eins, und wir gehören auch dazu. (…) Unser Glaube ist, daß für ganze Kultur Europas an dem Siege hängt, den der deutsche „Militarismus“ erkämpfen wird, die Manneszucht, die Treue, der Opfermut des einträchtigen freien deutschen Volkes.“
Als Valentin während des Ersten Weltkrieges im Auftrag des Auswärtigen Amtes nach Berlin berufen wird, um eine Darstellung der deutschen Außenpolitik seit Bismarck zu bearbeiten, kommt es zu Konflikten mit dem militaristisch-nationalistisch ausgerichteten ‘Alldeutschen Verband‘. Valentins Warnung gilt auch und vor allem den von dieser Seite propagierten Eroberungsplänen, verbunden mit der Vorstellung einer “schicksalhaften Erbfeindschaft“ zwischen Deutschland und England. Massiver Druck durch Politik und die eigene Fakultät, geschürt vor allem von Freiburger Prorektor Georg von Below, zwingen ihn 1917 schließlich zum Verzicht auf seine Lehrberechtigung. Fortan erhält Valentin keinen Ruf mehr an eine deutsche Hochschule.
Seit 1918 ist Valentin Mitarbeiter der Liga für Menschenrechte und gehört der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) an, die sich vehement zur Parlamentarischen Demokratie der Weimarer Republik bekennt.
Nach 1920 arbeitet Veit Valentin beim Reichsarchiv in Potsdam, hat Lehraufträge an der Berliner Handelshochschule und der Hochschule für Politik und beschäftigt sich in dieser Zeit biographisch mit Friedrich II. von Preußen und Otto von Bismarck. Sein historiografisches Hauptaugenmerk gilt jedoch der Revolution von 1848/49, und die 1930/31 erstmals erscheinende zweibändige Geschichte der deutschen Revolution von 1848/49 gilt heute als Standardwerk. Die Verbindung demokratischen Ideen der 48er-Revolution mit nationalstaatlichen Forderungen gegen eine nationalistische Vereinnahmung der deutschen Geschichte einerseits und zugleich der Betonung von “Persönlichkeit“ und “Verantwortung“ macht Veit Valentin zwangsläufig zum Außenseiter seiner Fachdisziplin.
Mit der Machtübergabe an die Nationalsozialisten Ende Januar 1933 wird Valentin entlassen und emigriert zunächst nach London, wo er am University College lehrt und sehr bald auch zum “Bavarian Circle“ um den KPD-Politiker Franz Xaver Aenderl stösst, zu dem auch der Jurist, Journalist und Theaterkritiker Hermann Sinsheimer und der Schriftsteller Martin Beradt gehören. Im Jahr 1939 wird Veit Valentin von den Nazis die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen und er emigriert 1940 in die USA, wo er an der Library of Congress arbeitet und Beauftragter der Rockefeller-Stiftung in Washington ist. In den Vereinigten Staaten erscheint später seine dreibändige “Weltgeschichte“, gefolgt 1946 von seinem letzten Werk, die “Geschichte der Deutschen“, die erst nach den erfolgreichen Übersetzungen ins Spanische, Schwedische und Holländische auch in Valentins Muttersprache übersetzt wird.
Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Veit_Valentin
http://www.munzinger.de/search/portrait/veit+valentin/0/813.html
Links (deutsch):
https://portal.dnb.de/opac.htm?query=Woe%3D118803735&method=simpleSearch
http://opac.sub.uni-goettingen.de/DB=1/SET=11/TTL=7/MAT=/NOMAT=T/CLK?IKT=1004&TRM=Valentin,Veit
http://www.nachlassdatenbank.de/viewsingle.php?category=V&person_id=14499&asset_id=15723
http://www.jstor.org/stable/2917898
http://weimar_republik.enacademic.com/832/Valentin,_Veit
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