Joseph Rovan (eigtl. Joseph Rosenthal)
Historiker, Journalist, Politikberater und Hochschullehrer
Geb. 25.07. 1918 in München
Gest. 27.07. 2004 in Saint-Christophe-les-Gorges/ Frankreich
“Er hat sich in den Dienst der gegenseitigen Verständigung „des Vaterlandes meiner Väter und des Mutterlandes meiner Söhne“ gestellt.“
(Wolfgang Bergsdorf: In memoriam Joseph Rovan/ KAS, N°. 4 18, September 2004, S. 87/ http://www.kas.de/wf/doc/kas_5290-544-1-30.pdf
Der Vater, aus einer zum Protestantismus konvertierten Familie stammend, hat seine Wurzeln in Preußen, die Mutter, eine geborene Löwy, stammt aus dem bayerischen Regensburg. Die ersten Schuljahre absolviert der Junge in Wien und übersiedelt dann mit seinen Eltern nach Berlin, wo Joseph das Humanistische Gymnasium besucht. Unmittelbar nach den ersten anti-jüdischen Ausschreitungen im April 1933 emigriert Josephs Vater nach Frankreich, baut sich dort eine neue berufliche Existenz auf und holt ein Jahr später Frau und Sohn nach.
Das von ihm beabsichtigte Germanistik- und Geschichtsstudium kann der junge Rosenthal nach dem erfolgreichen Abschluss des Pariser Lycée Carnot erst einmal nicht realisieren: Kurz nach seiner Immatrikulation an der Sorbonne überfällt im Frühjahr 1940 die Hitler-Wehrmacht Frankreich. Wie viele seiner Landsleute, die vor den Nationalsozialisten ins Nachbarland geflüchtet sind, wird auch er kurz darauf als “Feindlicher Ausländer“ interniert, und nur mit selbst gefälschten Ausweis-Papieren (auf den Namen Joseph Meyer-Rivier) gelingt es, sich selber und die eigene Familie vor der drohenden Deportation zu retten. Im unbesetzten südfranzösischen Lyon studiert er weiter, arbeitet daneben unter dem Pseudonym Joseph Rovan als Journalist und Publizist und schließt sich der Résistance an.
Am 11. Februar 1944 wird er von der Gestapo verhaftet und in das unweit von München gelegene KZ Dachau deportiert (wie auch vor ihm Léon Blum, Alfred Andersch, Viktor Matejka, Jury Soyfer, Fritz Löhner-Beda, Nico Rost, Erwin Geschonneck und Hermann Leopoldi). Im Lager freundet er sich unter anderem mit dem ebenfalls inhaftierten französischen Christdemokraten Edmond Michelet an, der später – als Minister im Kabinett de Gaulle -, den nach Ende des Zweiten Weltkrieges zum Katholizismus übergetretenen Journalisten und Widerstandskämpfer zu sich in seinen Beraterstab nach Paris holen wird.
“Schon ein halbes Jahr nach der Befreiung erschien in „Esprit“ sein berühmt gewordener Artikel „L’Allemagne de nos mérites“. Rovan bewies mit diesem Beitrag die Unerschütterlichkeit seiner humanistisch-christlichen Grundsätze: „Frankreich trägt die Verantwortung für Deutschland. Weil Deutschland untergegangen ist, wird das Deutschland der Zukunft das sein, was wir daraus machen“. (zitiert aus: Joseph Rovan: Humanist und Mittler, in: Dokumente 4/ 2004, S.6/ http://www.dokumente-documents.info/uploads/tx_ewsdokumente/art_03042004.pdf). Der seit 1946 französische Staatsbürger Josep Rovan organisiert deutsch-französische Jugendbegegnungen und den Wiederaufbau von Jugendorganisationen und wird zu einem der bedeutendsten Förderer der deutsch-französischen Beziehungen im 20. Jahrhundert.
Seit 1955 berichtet er als Frankreich-Korrespondent für den Bayerischen Rundfunk und die Tageszeitung ‘Mannheimer Morgen‘. 1968 erhält Rovan einen Lehrauftrag für Deutsche Geschichte und Politik an der Universität Paris-Vincennes und wird später ordentlicher Professor für Deutsche Geschichte. Der mit zahlreichen hohen Auszeichnungen Geehrte ist politischer Berater sowohl des deutschen Bundeskanzlers Helmut Kohl wie auch des französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac und gehört, neben Alfred Grosser, mit zu den wichtigsten französischen Intellektuellen deutsch-jüdischer Herkunft, deren Herzensanliegen seit Kriegsende bis zu seinem Tode die deutsch-französische Verständigung ist.
Neben seinem mehrfach ausgezeichneten Buch zur “Geschichte der Deutschen“ und die Deutsche Sozialdemokratie gehören zahlreiche Publikationen über das Deutschland der Gegenwart in französischer Sprache und den Nationalsozialismus zu Joseph Rovans Œuvre. Der nach ihm benannte Preis wird seit 2006 alljährlich an jene deutsch-französische Gesellschaften vergeben, die sich in besonderer Weise um den kulturellen Dialog zwischen den beiden europäischen Anrainerstaaten verdient gemacht haben.
Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Rovan
http://www.kas.de/wf/doc/kas_5290-544-1-30.pdf
http://www.dokumente-documents.info/uploads/tx_ewsdokumente/art_03042004.pdf
http://fr.wikipedia.org/wiki/Joseph_Rovan
http://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Rovan_Preis
Links (deutsch):
https://portal.dnb.de/opac.htm?query=Woe%3D118860364&method=simpleSearch
http://www.zeit.de/1989/19/seltsam-fremd-geblieben
http://www.institutfrancais.de/Der-Prix-Joseph-Rovan-des
http://www.ojc.de/salzkorn/nachruf-auf-joseph-rovan.html
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-31699590.html
http://www.romanistik.info/pdf/nachruf-rovan.pdf
International:
http://www.ina.fr/video/CAB94061798/joseph-rovan-video.html
http://www.slate.fr/story/67349/50e-anniversaire-traite-elysee-cooperation-franco-allemande
http://www.imec-archives.com/fonds_archives_fiche.php?i=RVN
http://hal.archives-ouvertes.fr/docs/00/58/58/69/PDF/Picard_CEG.pdf
http://www.lexpress.fr/informations/thomas-mann-ou-l-autre-allemagne_599083.html
http://www.esprit.presse.fr/archive/review/article.php?code=30650&folder=0
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