Otto Kirchheimer
Staats- und Verfassungsrechtler
Geb. 11.11. 1905 in Heilbronn
Gest. 22.11. 1965 in New York City/ USA
Er geht in Heilbronn, Heidelberg und Ettenheim zur Schule und entschließt sich danach für ein Jura- und Soziologie-Studium, das er – nach Aufenthalten an den Hochschulen in München, Köln und Berlin – 1928 mit einer summa-cum-laude bewerteten Dissertation zur Staatslehre des Sozialismus und Bolschewismus (unter seinem Doktorvater Carl Schmitt) an der Universität in Bonn beendet.
Der bereits in jungen Jahren überzeugte Sozialist tritt der SPD bei und arbeitet in den Jahren 1930 bis 1933 für die sozialdemokratische Zeitschrift ‘Die Gesellschaft‘. Daneben unterrichtet Kirchheimer als Dozent für Politikwissenschaft an der Handelshochschule und ist als Anwalt in Berlin tätig.
Bereits in der Weimarer Republik sorgt der junge Staats- und Verfassungstheoretiker mit seinen Analysen über das Verhältnis von sozialer Struktur und Verfassung für Aufsehen in Fachkreisen, auch und vor allem mit seinem Aufsatz “Weimar und was dann? Entstehung und Gegenwart der Weimarer Verfassung, Berlin 1930“, in dem Otto Kirchheimer die Weimarer Verfassung als eine nicht zukunftsfähige Staatsgrundlage beschreibt.
Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten emigriert der sozialistische Jude ins angrenzende Frankreich, wo er in den folgenden vier Jahren als Wissenschaftler im französischen Zweig des ‘Internationalen Instituts für Sozialforschung‘ (Horkheimer-Institut) tätig ist und mit der Neubearbeitung von George Rusches “Punishment and Social Structure“ beginnt. Die Rusche-Kirchheimer-Version von “Punishment and Social Structure“ wird 1939 veröffentlicht. Das Verhältnis zu seinem ehemaligen Lehrer Carl Schmitt (dem auch Juristen wie Ernst Fraenkel und Franz Leopold Neumann nahestehen) trübt sich in dieser Zeit zunehmend ein, da aus dem konservativen Staatsrechtler immer mehr ein Gefolgsmann der Nationalsozialisten wird, was schließlich zum endgültigen Zerwürfnis zwischen ihm und Kirchheimer führt.
Während der eine zum ‘Kronjuristen des Dritten Reiches‘ aufsteigt, muss der andere Deutschland verlassen: Am 11. November 1937 emigriert der Vertreter der Kritischen Theorie und Mitglied der berühmten ‘Frankfurter Schule‘ (der neben ihm auch Theodor W. Adorno, Herbert Marcuse, Erich Fromm, Leo Löwenthal, Franz Neumann sowie Friedrich Pollock angehören und für die Walter Benjamin Beiträge schreibt), samt Ehefrau und der 1930 geborenen Tochter in die Vereinigten Staaten, wo er in New York bis 1942 seine Arbeit für das ‘International Institute of Social Research‘ als Wissenschaftlicher Assistent für Recht und Sozialwissenschaften fortsetzt und daneben als Dozent für das Institutsprogramm an der Columbia University tätig ist.
1943 übersiedelt Kirchheimer mit seiner zweiten Frau nach Washington, D.C., wo 1945 ihr gemeinsamer Sohn Peter geboren wird. Der Jurist arbeitet, zunächst ein Jahr (1943 bis 1944) in Teilzeit, dann von 1944 bis 1952 in Vollzeit, als Research Analyst in der Research and Analysis Branch des U.S. Office of Strategic Services (OSS), einem Vorläufer des Auslandsnachrichtendienstes CIA.
Neben seiner Soziologie-Dozentur am Wellesley College (1943) unterrichtet der nunmehr amerikanische Staatsbürger Kirchheimer als Dozent an der American University (1951 bis 1952) sowie an der Howard University (1952 bis 1954) und ist von 1952 bis ‘56 Chef der Zentraleuropa-Sektion des Dienstes im State Department. Nach seinem Ausscheiden aus den Diensten des OSS nimmt er 1954 eine Gastprofessur an der ‘Graduate Faculty of the New School for Social Research‘ an und wird im darauffolgenden Jahr ebendort ordentlicher Professor für Political Science, ein Amt, das er bis 1961 innehat (In dieser Zeit entsteht auch sein zweites Buch mit dem Titel: “Political Justice: The Use of Legal Procedures for Political Ends“). Von 1960 bis 1965 ist Otto Kirchheimer Professor für Political Science an der Columbia University und unterrichtet in den Jahren 1961/ 62 im Rahmen einer Fulbright-Professur an der Universität Freiburg.
Mit erst 60 Jahren erliegt der renommierte Parteienforscher, Staats- und Verfassungstheoretiker auf dem texanischen Dallas-Airport einem Herzanfall. Gemäß seinem Wunsch wird er auf dem jüdischen Friedhof seiner Geburtsstadt Heilbronn beigesetzt.
Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Kirchheimer
http://www.politik.uni-osnabrueck.de/POLSYS/downloads/Otto%20Kirchheimer.pdf
Links (deutsch):
https://portal.dnb.de/opac.htm?query=Woe%3D118562371&method=simpleSearch
http://www.andreasladner.ch/dokumente/seminarvortraege/Emanuel%2520Amrein.doc
http://www.st-andrews.ac.uk/history/staff/riccardobavaj/BavajOttoKirchheimerVfZ2007.pdf
http://www.bundestag.de/dasparlament/2009/51/Beilage/002.html
http://www.kas.de/upload/dokumente/verlagspublikationen/Volksparteien/Volksparteien_oberreuter.pdf
http://www.uweness.eu/die-gruenen.html
http://www.jura.uni-frankfurt.de/43829390/Verrechtlichung.pdf
International:
http://library.albany.edu/speccoll/findaids/ger006.htm
http://dare2.ubvu.vu.nl/bitstream/handle/1871/33745/157072.pdf?sequence=1
http://press.princeton.edu/titles/9955.html
http://www.foreignaffairs.com/articles/139466/william-e-scheuerman/the-frankfurt-school-at-war
http://digitalcommons.law.wustl.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=4106&context=lawreview
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