Ludwig Feuchtwanger
Jurist, Lektor und Autor
Geb. 28.11. 1885 in München
Gest. 14. 07. 1947 in Winchester/ Großbritannien
Bei Nennung des Namens “Feuchtwanger“ denkt man zuerst an seinen weltberühmten Bruder Lion. Ludwig Feuchtwanger hingegen kennt kaum jemand, wiewohl er sich mit einigen bedeutenden Abhandlungen zur jüdischen Geschichte in Fachkreisen einen Namen gemacht hat und nicht zuletzt in seinem Verlag auch Wegbereiter für viele Autoren gewesen ist.
Lions jüngerer Bruder besteht 1904 das Abitur am Münchener Wilhelmsgymnasium und studiert anschließend Rechts- und Staatswissenschaften. Nach seiner Promotion 1908 ist er zunächst als Rechtsanwalt in München tätig, bevor er 1915 als Lektor zum Verlag Duncker & Humblot wechselt. Hier kann u.a. der Staatsrechtler Carl Schmitt zum ersten Mal einen Großteil seiner wichtigen Werke veröffentlichen. Die Freundschaft der beiden Intellektuellen (dokumentiert in der 2007 edierten Ausgabe ihrer Korrespondenz aus den Jahren 1918-1935) zerbricht allerdings mit der Hinwendung Schmitts zur Ideologie der Nationalsozialisten, die ihn auf der Karriereleiter schließlich bis zur Position eines Preußischen Staatsrates und “Kronjuristen des Dritten Reiches“ (so der Politikwissenschaftler und Publizist Waldemar Guderian über einen der umstrittensten Staats- und Völkerrechtler des 20. Jhdts.) aufsteigen lässt.
Nach der Machtübergabe an Hitler am 30. Januar 1933 verliert Ludwig Feuchtwanger seine Zulassung als Rechtsanwalt, zieht sich zuerst aus den offiziellen Verlagsgeschäften zurück und scheidet 1936 schließlich ganz aus. Bis 1937 hat er, gemeinsam mit Eugen Schmidt, noch die Schriftleitung der ‘Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung‘ inne, die – wie vergleichbare Publikationen – versucht, jene seit Mitte des 19. Jahrhunderts vorherrschenden Säkularisationstendenzen im Judentum durch eine gezielte Informationspolitik zu beeinflussen. Von 1936 bis 1939 ist Ludwig Feuchtwanger außerdem Leiter des Jüdischen Lehrhauses in München sowie Mitglied der Mittelstelle für Erwachsenenbildung.
Im November 1938, als in Nazi-Deutschland reichsweit die Synagogen brennen und jüdische Geschäfte zerstört werden, verhaftet die Gestapo auch den Rechtsanwalt und Lektor ohne Verlag. Nach sechs Wochen im Konzentrationslager Dachau wird er unverhofft wieder auf freien Fuß gesetzt und beschließt umgehend, mit seiner Familie Deutschland zu verlassen. Der damals vierzehnjährige Sohn Edgar Feuchtwanger kommt im Februar 1939 als erster im rettenden England an, die Eltern folgen zwei Monate später. Ludwig Feuchtwanger wird erst zum Kriegsende wieder einen Fuß auf deutschen Boden setzen – diesmal als Berater und Übersetzer in der britischen Armee. Auch und vor allem von diesen Erfahrungen im Umgang mit den Deutschen unmittelbar nach 1945 – insbesondere von deren stetiger Beteuerung, „von nichts gewusst zu haben“ – zeugen seine Briefe an Bruder Lion im kalifornischen Exil.
Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Feuchtwanger
http://www.kas.de/wf/doc/kas_3748-544-1-30.pdf?040415183003
Links (deutsch):
https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=116482664
http://www.feuchtwanger.com/IFB%20BSZ%20BW.pdf
http://buecher.hagalil.com/duncker/feuchtwanger.htm
International:
https://archive.org/details/ludwigfeuchtwanger
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