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Arikha, Avigdor

H.A.M. 0

Avigdor Arikha

Maler, Zeichner, Kunsthistoriker

Geb. 28.04. 1929 in Rădăuţi/ Rumänien

Gest. 29.04. 2010 in Paris/ Frankreich


Der Sohn deutschsprachiger jüdischer Eltern wächst in Czernowitz auf, jener mittlerweile untergegangenen Kulturmetropole, aus der auch Dichter und Schriftsteller wie Rose Ausländer, Ilana Shmueli, Selma Meerbaum-Eisinger, Klara Blum und der Opernsänger Joseph Schmidt stammen. Hier, in der der damals noch zu Rumänien gehörenden (heute ukrainischen) Bukowina, leben Rumänen, Ukrainer, Deutsche, Polen, Ungarn, Armenier und Juden neben- und vor allem: miteinander.


Nach dem Überfall der NS-Wehrmacht auf die Sowjetunion im Juni 1941 und die darauffolgende Verfolgung auch und besonders jüdischer Bürger in den besetzten Ländern Osteuropas, wird auch Arikhas Familie in eines der rumänischen Konzentrationslager in Transnistrien deportiert, wo Avigdors Vater ums Leben kommt. Der Sohn besorgt sich im Lager heimlich Papier, zeichnet und skizziert das alltägliche Grauen im Lager. Seine Bilder geraten in die Hände des Internationalen Roten Kreuzes und retten ihm schließlich das Leben. Die durch wie einen Zufall erhaltenen Zeichnungen werden später für seine älteste Tochter Alba zum Fenster ins Innere ihres Vaters, der sich zeit seines Lebens von den Erinnerungen an den Holocaust distanziert.


1944 kommt Avigdor Arikha, gemeinsam mit seiner Schwester, auf einem Kindertransport ins damalige Palästina, wo sie bis 1948 im Kibbuz Ma’ale HaHamisha leben. 1946 schreibt er sich als Student an der Jerusalemer Bezalel School of Arts ein, kämpft im Unabhängigkeitskrieg 1948, wird schwer verwundet, setzt sein Studium aber fort und geht 1949 mit einem Stipendium an die Hochschule der Schönen Künste nach Paris, wo er sich auch und vor allem mit der Fresco-Technik vertraut macht – und seine Frau, die amerikanische Dichterin Anne Atik, kennenlernt. Die Wohnung des seit 1961 verheirateten Künstlerehepaares im 13. Arrondissement, gelegen zwischen dem Boulevard Montparnasse und dem Jardin du Luxembourg, wird zum Treffpunkt für die Kunst- und Literaturszene der französischen Hauptstadt. Zum Freundeskreis gehört neben Henri Cartier-Bresson insbesondere Samuel Beckett, mit dem Avigdor Arikha eine tiefe Freundschaft verbindet und der später Patenonkel der nach einem Beckett-Gedicht genannten erstgeborenenTochter Alba wird.


In den ausgehenden 50er Jahren des 20. Jahrhunderts wendet sich Arikha verstärkt der abstrakten Malerei zu, sieht hier aber mehr und mehr Grenzen, bis er schließlich 1965 die abstrakte Malerei zugunsten des Zeichnens beendet. Zeichnungen (meist nur in einer einzigen Sitzung) und Drucke bestimmen Arikhas künstlerisches Schaffen für die nächsten acht Jahre, dann nimmt er die Malerei wieder auf, mit Bildern und vor allem Porträts, in denen der “Gigant der Beobachtung“ den Menschen, die er liebt, besonders nahe kommt.


Knapp zwei Jahre nach seinem Tod erscheint das “Wörterbuch einer verlorenen Welt“ (so der Titel der 2014 erschienenen deutschen Fassung), geschrieben von Arikhas Tochter Alba, die sich in diesem autobiografischen Roman ihre Kindheits- und Jugenderinnerungen in einer nicht ganz alltäglichen Familie von der Seele schreibt, denn: “Erwachsen werden ist schwer. Ganz besonders inmitten von Paris der 1980er Jahre mit einem malenden Vater und einer dichtenden Mutter, dem Patenonkel Samuel Beckett und dem Schatten des Holocaust im Nacken…Ist es ein Holocaustroman der zweiten Generation? Oder eher die Entwicklungsphase einer Heranwachsenden, die noch nicht das Gefühl für die schwere Last der Eltern aufbringen kann? Beides ist sicherlich richtig. Es geht auf jeden Fall um Identitätsfindung inmitten einer Familie von geraubten und zerstörten Identitäten.“ (Hier zitiert aus folgender Quelle: (http://www.lipola.de/rezension/buecher/woerterbuch-einer-verlorenen-welt.php)


Quellen:

http://en.wikipedia.org/wiki/Avigdor_Arikha

http://www.lipola.de/rezension/buecher/woerterbuch-einer-verlorenen-welt.php

http://www.tagesschau.de/multimedia/video/video1397086.html

http://www.daserste.de/information/wissen-kultur/ttt/sendung/wdr/alba-arikha-18052014-100.html


Links (deutsch):

http://www.arte.tv/de/woerterbuch-einer-verlorenen-welt/7867736,CmC=7866072.html

http://www.czernowitz.de/


International:

http://www.artcyclopedia.com/artists/arikha_avigdor.html

http://www.nybooks.com/articles/archives/1989/may/18/giacomettis-code/

http://www.economist.com/node/16103920

http://www.independent.co.uk/news/obituaries/avigdor-arikha-artist-and-scholar-who-sought-to-capture-existential-truths-in-the-everyday-1990003.html

filmhttp://www.youtube.com/watch?v=XFhQmLEAP0c

http://www.haaretz.com/news/national/the-last-interview-with-avigdor-arikha-1.287463

filmhttp://www.louvre.fr/12h30avigdor-arikha-et-les-maitres

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