Edward Joseph Snowden
Informatiker, IT-Experte, Alternativer Nobelpreisträger und Rektor der Uni Glasgow
Geb. 21.06. 1983 in Elizabeth City (North Carolina)/ USA
“Ich will nicht in einer Welt leben, in der alles, was ich sage, alles, was ich tue, jeder, mit dem ich mich unterhalte, jeder Ausdruck von Kreativität und Liebe oder Freundschaft aufgezeichnet wird…“ (Edward Snowden)*
Die Enthüllungen des ehemaligen Mitarbeiters der National Security Agency (NSA) sorgen seit 2013 weltweit für Aufsehen und Empörung über die Abhörpraktiken des mächtigen US-Geheimdienstes. Aus dem jungen Computerfachmann Edward Snowden wird der außergewöhnlichste “Whistleblower“ der Geschichte – und ein Mann auf der Flucht vor der amerikanischen Justiz. Eine Flucht, die ihn von Hawaii über Hongkong schließlich ins vorläufige Moskauer Exil treibt. IT-Spezialist Snowden wird zur meistgesuchten Person, die niemand haben und der kein Land Asyl gewähren will. Für sein mutiges Engagement wird Snowden von NGO’s mehrfach ausgezeichnet und für den Friedensnobelpreis nominiert.
Von 1999 bis 2001 und 2004 bis 2005 studiert der Sohn eines ehemaligen Beamten der US-Küstenwache und einer leitenden Angestellten des United States District Court des Bundesstaates Maryland Informatik am dortigen Anne Arundel Community College. 2003 meldet sich der damals knapp 20Jährige zum Irak-Einsatz bei der U.S.-Army, absolviert bei den Special Forces einen 14-wöchigen Trainingskurs, den er allerdings nach einem Unfall vorzeitig abbrechen muss, und setzt nach seinem Ausscheiden aus der Armee das Informatik-Studium fort. 2004 arbeitet Snowden als Wachmann für eine NSA-Einrichtung an der University of Maryland und bricht im darauffolgenden Jahr sein Studium ab.
Noch im Jahr 2005 wechselt der IT-Fachmann zum Geheimdienst CIA, bei dem er als Techniker im Bereich der IT-Sicherheit aufgrund seines Talents relativ schnell aufsteigen kann. 2007 entsendet ihn die CIA im Rahmen dieser Tätigkeit an die Schweizer diplomatische Vertretung der USA in Genf. Bereits zu dieser Zeit, so Snowden später, habe er aufgrund seiner Sicherheitseinstufung in großem Umfang Zugriff auf geheime Dokumente und Informationen gehabt. Seine ersten Versuche, Einsicht in geheime Computerdaten zu erhalten, führen schließlich zu seiner Ablösung in Genf, haben allerdings zunächst einmal keine weiteren Konsequenzen. Zurückgekehrt in die USA, arbeitet Edward Snowden zunächst als freier technischer Mitarbeiter einer NSA-Einrichtung auf einer Basis der U.S.-Army in Japan. 2009 wechselt der IT-Experte zur Beratungsfirma Booz Allen Hamilton, über die er als externer Mitarbeiter in einem NSA-Büro auf Hawaii als Systemadministrator tätig ist. Im Auftrag des US-Geheimdienstes NSA ist sein neuer Arbeitgeber auch und vor allem an der Internet-Überwachung beteiligt, und letztlich ist dies das ausschlaggebende Moment für den schon seit geraumer Zeit an der Rechtmäßigkeit seines Tuns Zweifelnden, dies aufzudecken und an die Öffentlichkeit zu gehen. In seiner Funktion als Techniker hat Edward Snowden auch Zugriff auf jene geheimen Unterlagen, die er später kopieren und an die Presse weitergeben wird. Im Frühsommer 2013 beendet Booz Allen Hamilton das Arbeitsverhältnis mit unter der Begründung, “Verstöße gegen die Firmenrichtlinien und ethische Firmenpolitik“ begangen zu haben.
Am 20. Mai 2013 fliegt Snowden nach Hongkong und verschickt von dort aus die geheimen Dokumente zunächst an die US-amerikanische ‘Washington Post‘ und den britischen ‘Guardian‘, die die Story am 6. Juni 2013 schließlich öffentlich machen und Teile der geheimen Dokumente veröffentlichen, zunächst allerdings ohne namentliche Preisgabe ihrer Quelle. Am 9. Juni gibt der Whistleblower dem ‘Guardian‘ ein Video-Interview, in dem er sich als Informant zu erkennen gibt. Bereits im Juni 2013 hat das FBI Strafanzeige gegen Snowden erstattet. Auch der ‘Washington Post‘ liegt eine Anzeige des FBI vor, in der ihm Diebstahl von Regierungseigentum, widerrechtliche Weitergabe geheimer Informationen sowie Spionage vorgeworfen wird. Beim für den Firmensitz seines letzten Arbeitgebers zuständigen Bundesbezirksgericht in Alexandria (Virginia) wird Klage eingereicht. Dem Haftbefehl gegen Snowden folgt die Aufforderung an die Behörden in Hongkong, ihn bis zum Auslieferungsantrag in Gewahrsam zu nehmen. Am 23. Juni verlässt er Hongkong. Das seit Januar 2014 Mitglied im ‘Board of Directors der Freedom of the Press‘ Foundation lebt, seit seiner spektakulären Flucht durch die halbe Welt und nach Ablehnung zahlreiche Asylanträge im vorläufigen russischen Exil an einem unbekannten Ort.
Im Februar 2014 wird der ehemalige IT-Spezialist Snowden mit klarer Mehrheit für die kommenden drei Jahre zum Rektor der Universität Glasgow gewählt, eine der ältesten Hochschulen Großbritanniens. “The Rector is elected by the students of the University and not only represents the students but is also, ex-officio, the Chairman of the University Court, the body which administers the resources of the University (…) Mr Snowden said: „I am humbled by and grateful to the students of Glasgow University for this historic statement in defence of our shared values.
„We are reminded by this bold decision that the foundation of all learning is daring: the courage to investigate, to experiment, to inquire.
„If we do not contest the violation of the fundamental right of free people to be left unmolested in their thoughts, associations, and communications – to be free from suspicion without cause – we will have lost the foundation of our thinking society. The defence of this fundamental freedom is the challenge of our generation, a work that requires constructing new controls and protections to limit the extraordinary powers of states over the domain of human communication.“ (Hier zitiert aus:http://www.gla.ac.uk/news/headline_308232_en.html)
Im September 2014 erhält der US-Whistleblower den ‘Alternativen Nobelpreis‘, „weil er mit Mut und Kompetenz das beispiellose Ausmaß staatlicher Überwachung enthüllt hat, die grundlegende demokratische Prozesse und verfassungsmäßige Rechte verletzt“, so die Stiftungs-Jury in Stockholm. Mit ihm geehrt wird der Guardian-Chefredakteur Alan Rusbridger, dessen Zeitung die NSA-Überwachungspraktiken enthüllt und an die Öffentlichkeit gebracht hat. “Der Alternative Nobelpreis, der eigentlich Right Livelihood Award heißt, wird alljährlich von der Right-Livelihood-Award-Stiftung aus Schweden vergeben. Damit ehrt das Institut „Menschen und Initiativen, die Lösungen für die dringendsten Probleme unserer Zeit finden und erfolgreich umsetzen“. (Hier zitiert aus: http://www.sueddeutsche.de/politik/us-whistleblower-edward-snowden-erhaelt-alternativen-nobelpreis-1.2145223). Prominente Träger des 1980 von Jakob von Uexküll gestifteten Alternativen Nobelpreises sind u.a. der aus Berlin gebürtige und von den Nazis ins Exil getriebene Zukunftsforscher Robert Jungk, der norwegische Politologe und Friedensforscher Johan Galtung, die israelischen Menschenrechts- und Friedensaktivisten Felicia Langer, Rachel und Uri Avnery, die schwedische Schriftstellerin Astrid Lindgren, der 1995 hingerichtete nigerianische Bürgerrechtler Ken Saro-Wiwa sowie der brasilianische Bischof Erwin Kräutler. (Quelle:http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Tr%C3%A4ger_des_Right_Livelihood_Award)
Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Edward_Snowden
*) Das Eingangs-Zitat wurde dem folgenden Buch entnommen: Luke Harding: “Edward Snowden. Geschichte einer Weltaffäre“, Edition Weltkiosk, Berlin 2014, ISBN 978-3-942377-09-6, S.11
http://www.gla.ac.uk/news/headline_308232_en.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Tr%C3%A4ger_des_Right_Livelihood_Award
Links (deutsch):
International:
http://www.webcitation.org/6JIArtae9
http://www.webcitation.org/6JIB1gA6M
http://archive.today/20130624143655/
http://www.ted.com/talks/edward_snowden_here_s_how_we_take_back_the_internet
http://www.theguardian.com/world/2014/feb/01/edward-snowden-intelligence-leak-nsa-contractor-extract
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