Arnold Bode
Maler, Zeichner, Raumkünstler, Kurator, Hochschullehrer und Kunstpädagoge
Geb. 23.12. 1900 in Kassel
Gest. 03.10. 1977 ebenda
“Seine Geburtsstadt hätte er am liebsten abgerissen und neu aufgebaut, denn „miese Architektur“ brachte ihn zum Wahnsinn. Doch er blieb Kassel sein Leben lang treu und schenkte ihr das Ereignis, das die Stadt mit der Welt bekannt machte: die ‘documenta‘“. *)
Der Älteste von vier Söhnen eines Zimmermanns mit Wurzeln im Eichsfeld besucht ab 1911 das Gymnasium, wird 1918, mit kaum siebzehn Jahren, zum Militär eingezogen und durchlebt die Grauen des Ersten Weltkrieges bis zum letzten Tag. Danach folgt von 1919 bis 1924 ein Studium der Malerei und Grafik an der Kasseler Kunstakademie, das Bode als “Meisterschüler für freie Wandmalerei und Raumgestaltung“ mit der Staatsprüfung zum Lehrer abschließt.
1925 unternimmt er eine Studienreise nach Frankreich, wo er seine zeichnerischen Fertigkeiten in den Museen von Paris, Bandol und in Südfrankreich vervollkommnet. Im selben Jahr noch gehört er zu den Mitbegründern der“ Kasseler Sezession“ sowie der Künstlergruppe “Die Fünf“, mit der gemeinsam er einige internationale Kunstausstellungen in den Jahren 1922, 1925, 1927 und 1929 in der Kasseler Orangerie organisiert. Im elterlichen Haus richtet sich Arnold Bode dann 1926 ein eigenes Atelier ein, arbeitet als freier Maler und Zeichner und erteilt Malunterricht. 1930 wird er als Dozent ans Städtische Werklehrer-Seminar in Berlin berufen, dessen stellvertretender Direktor er im darauffolgenden Jahr auch wird.
Wenige Monate nur nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten wird das SPD-Parteimitglied Arnold Bode am 1. Mai 1933 aufgrund seiner politischen Überzeugung und seiner progressiven Lehrmethoden vom nationalsozialistischen Regime des Direktoren-Amtes am Werklehrer-Seminar enthoben und seine Kunst als “entartet“ eingestuft, einhergehend mit einem Berufsverbot. Daraufhin kehrt Bode mit seiner Familie 1934 ins heimatliche Kassel zurück, wo er fortan “im Dunkeln“ weiter seinem künstlerischen Schaffen nachgeht, daneben im Architekturbüro seiner Brüder an einigen Projekten mitarbeitet und selbstentworfene Möbel unter einem Pseudonym verkauft.
Im Geburtsjahr seines Sohnes Peter Matthias besucht Bode 1937 Paris. Die Betrachtung von Picassos berühmten Guernica-Bild im Barcelona-Pavillon der Weltausstellung, für ihn ein “Signal für alle Widerstandskämpfer“, lässt den Künstler neuen Schaffensmut schöpfen. Wenig später nur und während einer Reise nach Genf, bricht im September 1939 der Zweite Weltkrieg aus und Arnold Bode muss erneut zum Militär, wo er, aufgrund seiner Ausbildung, zum Bau von Soldatenunterkünften eingesetzt wird. Zu Kriegsende gerät er im Salzburger Land in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft, schlägt sich nach seiner Entlassung zu Fuß ins hessische Kassel durch und trifft seine Familie schlussendlich wieder.
In der Ruinenlandschaft der fast völlig zerstörten ehemaligen Residenzstadt Kassel entstehen schon 1945 erste Projektpläne für eine große internationale Kunstausstellung. Zusammen mit Freunden und Künstler-Kollegen gründet Bode (dessen Wohnung und nahezu gesamtes künstlerisches Archiv während eines Bombenangriffs 1944 vernichtet worden ist), die “Gesellschaft Abendländische Kunst des XX. Jahrhunderts“, für die er dann auch in der Folgezeit öffentliche Gelder und Sponsoren akquiriert, immer getragen von der Intention, dem nun demokratischen Nachkriegsdeutschland den durch fast 13 Jahre Nationalsozialismus unterbrochenen Weg zur internationalen Kunst wieder zu ebnen. Dazu gehört nicht zuletzt auch die Neugründung der 1932 geschlossenen Kunstakademie im Jahr 1948, die Arnold Bode und seinen Kasseler Künstler-Freunden aus den 1920er Jahren zu verdanken ist.
Die erste ‘documenta‘ findet vom 15. Juli bis 18. September 1955 parallel zur Bundesgartenschau in Kassel statt und wird direkt zu einem großen Erfolg und Grundlage für eine der zukünftig bedeutendsten internationalen Ausstellungen zeitgenössischer Kunst. In den Jahren 1959 und 1964 ist Bode alleiniger Ausstellungsleiter der ‘documenta II‘ und ‘documenta III‘. 1968 wird ihm in Vorbereitung der ‘documenta IV‘ ein 23-köpfiger Rat zur Seite gestellt, dessen (nur noch) gleichberechtigtes Mitglied er ist. 1972 und 1977 gehört Arnold Bode der ‘documenta‘–Arbeitsgruppe (‘documenta V‘) und dem ‘documenta‘-Komitee (‘documenta VI‘) an.
Der wegweisende Künstler, der mit der ‘documenta‘, seinem so besonderen “Museum der hundert Tage“, nicht zuletzt auch und vor allem der abstrakten Kunst den Weg geebnet hat und über Jahre hinweg ihr ideenreicher Impulsgeber und unermüdlicher Hauptmotor ist, bevorzugt in seiner eigenen künstlerischen Arbeit, neben wenigen Stillleben und Studien von Menschen, als Haupt-Sujet seines Schaffens die Landschaftsmalerei im Stil des lyrischen Realismus. Ein Stil, der auch sein grafisches Werk im Wesentlichen prägt. Mit Radierungen, Holzschnitten, Bleistift- und Tuschezeichnungen, Gouachen und Mischtechniken verarbeitet er auch und vor allem Landschaftsimpressionen aus Frankreich, Italien und Nordhessen. Seine mithin bedeutendste künstlerische Ausdrucksform findet Bode allerdings im Zeichnen. Hier umfasst sein Œuvre, neben rein künstlerischen Zeichnungen, utopische Entwürfe, unzählige Projektskizzen sowie die zahllosen Vorbereitungs-Entwürfe zur Organisation und Planung der ‘documenta‘-Veranstaltungen. Vor allem in den 1950er Jahren entstehen daneben auch noch zahlreiche raumgestalterische sowie Möbel- und Tapetenentwürfe.
Zahlreiche seiner Zeichnungen, Grafiken und Gemälde gehören zum Bestand der Staatlichen Museen Kassel, der Kasseler Sparkasse und Sparkassenstiftung und der Arnold-Bode-Stiftung im ‘documenta‘-Archiv seiner hessischen Geburtsstadt, die ihren großen Sohn und sein Vermächtnis seit 1999 offiziell mit dem Zusatz “documenta-Stadt Kassel“ ehrt.
Quellen:
*) Das Eingangszitat wurde der folgenden Quelle entnommen: http://www.hr-online.de/website/specials/documenta13/index.jsp?rubrik=74350&key=standard_document_44727134)
http://de.wikipedia.org/wiki/Arnold_Bode
Links (deutsch):
http://www.kassel.de/kultur/documenta/kunstwerke/
http://documentaarchiv.stadt-kassel.de/miniwebs/documentaarchiv/index1.html
http://www.bazonbrock.de/werke/detail/?id=713
http://www.siebenhaar-verlag.de/textbsp/bode.pdf
http://www.tagesspiegel.de/kultur/documenta-gruender-arnold-bode-der-unerschuetterliche/870788.html
http://www.deutschlandradiokultur.de/arnold-bodes-erben.984.de.html?dram:article_id=153375
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46174182.html
http://www.deutscherwerkbund-nw.de/index.php?id=452
https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=118832832
http://www.merian.de/magazin/kassel-documenta-junge-kunst.html
http://dirkschwarze.net/2007/01/28/arnold-bode-und-der-impuls-zur-documenta/
http://www.museum-kassel.de/index_navi.php?parent=1666
International:
http://universes-in-universe.org/eng/bien/documenta/history
http://www.academia.edu/230017/What_is_New_About_Documenta_the_Photo_Book_of_Modernism
http://www.curamagazine.com/?p=5798
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