Maria Lassnig
Malerin und Medienkünstlerin
Geb. 08.09. 1919 in Kappel am Krappfeld/ Republik Deutschösterreich
Gest. 06.05. 2014 in Wien/ Österreich
1941 tritt Lassnig in die Meisterklasse Wilhelm Dachauer der Wiener Akademie der bildenden Künste ein, die sie allerdings bereits zwei Jahre später, weil die Nazis (seit dem sogenannten ‘Anschluss‘ Österreichs an Hitlerdeutschland im März 1938) ihre Werke als “entartet“ einstufen, wieder verlassen muss. Sie führte ihr Studium bei Ferdinand Andri und Herbert Boeckl fort und kehrt 1945 nach Klagenfurt zurück, wo Maria Lassnig 1948 dann auch ihre erste Einzelausstellung präsentieren kann, mit den ersten, ihr weiteres Werk prägenden, “Körperbewusstseinszeichnungen“ und kleinen surrealen Figurenkompositionen.
1951 übersiedelt die Künstlerin wieder nach Wien. Ein Paris-Stipendium im selben Jahr sowie ein weiterer Aufenthalt 1952 bringt sie in Kontakt mit André Breton, Benjamin Péret, Gisèle und Paul Celan. 1954 kehrt sie an die Akademie der bildenden Künste zurück, schließt in der Klasse Albert Paris Gütersloh ihre akademische Ausbildung ab und gehört, gemeinsam mit Wolfgang Hollegha, Josef Mikl, Markus Prachensky und Arnulf Rainer, zum Kreis um Monsignore Otto Mauer, einem kunstinteressierten Geistlichen und Gründer der ‘Galerie nächst St. Stephan‘, “der fast im Alleingang die Avantgarde in Österreich verankerte“ (hier zitiert aus: http://www.zeit.de/kultur/kunst/2014-05/maria-lassnig-nachruf). Auch die Literaten der ‘Wiener Gruppe‘ um Friedrich Achleitner, H.C. Artmann, Gerhard Rühm und Oswald Wiener gehören zum Freundeskreis der Künstlerin, die sich, ebenso wie Arnulf Rainer, als Begründerin der informellen Malerei in Österreich sehr bald auch international einen Namen macht.
Nach surrealistischen Anfängen ist Lassnig in den 1950er Jahren prägend für das neu aufkommende ‘Informel‘ in Österreich. Kennzeichnend für ihr umfangreiches Werk sind jedoch die Körpergefühlsbilder, mit denen sie sich im Laufe der Jahre vollkommen von stilistischen Zwängen und Vorbildern löst. Maria Lassnig ist eine der ersten, die sehr früh mit ihrer Malerei die weibliche Position in der Kunstwelt und in der Gesellschaft reflektiert und gerade auch den Einfluss des weiblichen Körpers auf Lebensentwurf und Biographie einer Künstlerin drastisch und offen darstellt.
Die Jahre von 1961 bis 1968 verbringt sie überwiegend in Paris und malt erste Körperbewusstseinsaquarelle sowie zwei Meter hohe Körpergefühls-Figurationen, die jedoch nie ausgestellt werden. Physisch wie psychisch belastet durch den Tod der Mutter, fasst Lassning schließlich den Entschluss, auszuwandern und übersiedelt in die Vereinigten Staaten. 1968 bezieht sie ein Atelier im New Yorker East Village, muss jedoch sehr bald die Erfahrung machen, dass ihre Arbeiten als “strange“ und “morbid“ abgelehnt werden. Lassnig besucht eine Siebdruckklasse in Brooklyn und fertigt großformatige Seidensiebdrucke. Ein Zeichentrickkurs an der School of Visual Arts animiert sie zum Kauf einer 16-mm-Filmkamera, mit der dann erste eigene kleine Filme entstehen. Ihr zeichnerisches und filmisches Werk wird in einer großen Retrospektive in der graphischen Sammlung Albertina in Wien gezeigt. Mit einem DAAD-Stipendium kommt die österreichische Medienkünstlerin 1978 nach Berlin.
Erst 1980 kehrt sie aus den USA nach Wien zurück, übernimmt an der Hochschule für angewandte Kunst eine Professur für Malerei und vertritt, gemeinsam mit Valie Export, ihr Land auf der Biennale in Venedig. 1982 gründet sie in ihrer Meisterklasse Österreichs einziges Lehrstudio für Trickfilm. Ihre Werke werden nun mittlerweile auch international zunehmend beachtet und 1982 auf der documenta 7 sowie 1997 auf der documenta X in Kassel präsentiert. Daneben finden auch zahlreiche Einzelausstellungen statt, so im Museum des 20. Jahrhunderts in Wien, im Kunstmuseum Düsseldorf und der Kunsthalle Nürnberg, in der Kärntner Landesgalerie, der Galerie Hundertmark in Köln und der Galerie Onnasch in Berlin, im Kunstmuseum Luzern, ab den 1990er Jahren dann auch in Paris, New York, Den Haag, Frankfurt am Main, Zürich, München und Rom.
Am 18. Februar 2004 erhält Maria Lassnig für ihren “außergewöhnlichen Beitrag zur zeitgenössischen Malerei“ den mit 50.000 Euro dotierten Max-Beckmann-Preis der Stadt Frankfurt, mit dem im Dreijahresrhythmus hervorragende Leistungen in Malerei, Grafik, Bildhauerei und Architektur gewürdigt werden. Anlässlich ihres 90. Geburtstages zeigt die Stadt München eine umfangreiche Einzelausstellung ihres Œuvres auch und vor allem der letzten Schaffensjahre, und das New Yorker MoMa PS1 in Long Island City, Queens, würdigt im Frühjahr 2014 eine der größten zeitgenössischen europäischen Künstlerinnen, die sich zeitlebens allen gängigen Trends und Strömungen widersetzt hat, mit einer umfangreichen Retrospektive.
Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Maria_Lassnig
http://www.zeit.de/kultur/kunst/2014-05/maria-lassnig-nachruf
Links (deutsch):
http://sylvester.bth.rwth-aachen.de/dissertationen/2003/048/03_048.pdf
http://www.aurora-magazin.at/medien_kultur/sinn_colden_frm.htm
https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=118569937
http://www.kunstaspekte.de/index.php?action=webpages&k=1610
http://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/maria-lassnig
http://www.youtube.com/watch?v=4sDSZ9GwnCE
http://www.castyourart.com/2009/06/08/maria-lassnig-malerei-koerper-wien/
http://www.srf.ch/kultur/kunst/mutige-bilder-bis-zuletzt-die-malerin-maria-lassnig-ist-tot
International:
http://momaps1.org/exhibitions/view/376
http://www.hauserwirth.com/artists/19/maria-lassnig/biography/
http://next.liberation.fr/arts/2014/05/07/la-peintre-autrichienne-maria-lassnig-est-decedee_1012459
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