Panni Néder
Theaterregisseurin
Geb. 1987 in Budapest/ Ungarn
Dem Schulabschluss folgt ein Studium der Theaterregie an der Universität für Theater und Film in der ungarischen Hauptstadt. Im Februar 2008 hat Panni Néder ihr Debüt als Regisseurin mit einer dramatisierten Kurzgeschichte Truman Capotes, gefolgt im selben Jahr noch von ersten selbstständigen Produktionen am ‘Zytiron-Fabrik Theater Post Rennaisance‘. Von Januar bis März 2009 arbeitet sie als Regieassistentin bei Enikő Eszenyi im Theater ‘Vígszínház‘ bei Tracy Letts “August in osage county“ und beginnt zur selben Zeit auch mit ihrer Mitwirkung an Musicalaufführugen sowie, im Juli 2009, an einer Photo- und Videoreportage über das Festival Avignon für ‘NOL‘ und das Internetportal ‘szinhaz.hu‘.
Im September 2009 arbeitet Panni Néder als Regie-Assistentin für Shakespeares “Othello“, wiederum am Theater ‘Vígszínház‘, absolviert zwei Monate später einen Regiekurs am Pariser Konservatorium für Musik und Tanz und schließt im Dezember 2010 ihr Studium mit einer Diplomarbeit über “Dániel Varró – Ákos Teslár – Gábor Presser: Túl a Maszat-hegyen“ im Theater Pesti Színház ab.
Nach Amtsantritt der rechtskonservativen Orbán-Regierung im Mai 2010 mehren sich im Heimatland der Magyaren nationalistisch-rassistische und antisemitische Ausfälle sowie Hetzkampagnen gegen Linksintellektuelle, Juden und Homosexuelle. Auch und vor allem ‚unerwünschte‘ Künstler sind davon betroffen, darunter der jüdisch-stämmige Musiker András Schiff, der Regisseur und Direktor des Nationaltheaters, Róbert Alföldi, die Philosophin Agnes Heller sowie die Schriftsteller György Konrád und Imre Kertész. Subventionen für kritisches Theater werden gekürzt und unliebsame Persönlichkeiten aus verantwortlichen Positionen im Kulturbereich verdrängt.
Auch die jüdische Theaterregisseurin Panni Néder findet für ihre künstlerische Arbeit keine tragbare Grundlage mehr und emigriert 2011 nach Berlin, nachdem sie 2010 zum letzten Mal Regie im Budapester Viszinhaz-Theater geführt hat. Neben ihrer Theaterarbeit (u.a. von Mai bis Juli 2011 mit ihrer Produktion “Jürgen und die Schwestern“ beim Collegium Hungaricum Berlin) engagiert sie sich aus dem Exil heraus auch und immer wieder gegen die zunehmend repressive Politik in ihrem Geburtsland („Wenn ich diese schrecklichen Nachrichten lese, bin ich wütender, weil ich hier bin und nicht in Ungarn“. (Hier zitiert aus: http://www.zdf.de/aspekte/ungarns-kuenstler-im-exil-28689548.html) und organisiert 2013 eine Demonstration anlässlich des Besuches des ungarischen Staatspäsidenten János Áder in Berlin, ohne dessen Unterschrift die rechtskonservative Fidesz-Partei, der Áder selber angehört, das Verfassungsgericht nicht, wie geplant, aushebeln kann. Noch im März 2013 werden die umstrittenen Verfassungsänderungen (mit der u.a. auch die Meinungsfreiheit im EU-Mitgliedsstaat Ungarn weiter eingeschränkt wird) durch die Unterschrift des Präsidenten in Kraft gesetzt. Eine klare Absage an die Demokratie. Eine klare Absage aber auch und vor allem an kritische Köpfe, Intellektuelle und KünstlerInnen wie Panni Néder.
Quellen:
http://www.diva-tux.at/?page_id=176
http://www.zdf.de/aspekte/ungarns-kuenstler-im-exil-28689548.html
Links (deutsch):
http://www.myvideo.de/watch/8622414/Ungarn_Kampf_um_kuenstlerische_Freiheit_Kultur_21
http://www.hebbel-am-ufer.de/download/5983/hau_festivalzeitung_ungarn.pdf
http://www.pen-deutschland.de/de/2013/05/01/ungarn-betrifft-freiheit-der-kunst/
http://www.youtube.com/watch?v=90imH_k7wUs
http://www.dw.de/ungarische-k%C3%BCnstler-unter-druck/a-16036141
http://www.hagalil.com/archiv/2011/01/11/ungarn-6/
http://www.deutschlandfunk.de/kuenstler-auf-der-flucht.795.de.html?dram:article_id=207595
http://www.deutschlandfunk.de/kuenstler-auf-der-flucht.795.de.html?dram:article_id=207595
http://oe1.orf.at/artikel/330257
http://www.monde-diplomatique.de/pm/2013/05/10.mondeText.artikel,a0032.idx,5
Die Kommentare sind deaktiviert.