Geb. 3.12. 1922 in Wien/ Österreich
Gest. 26.2. 2005 in New York/ USA
„Zurückblickend möchte ich die Fahrkarte nicht zurückgeben, selbst wenn ich es könnte. Weder die Fahrkarte für mein Leben noch die Fahrkarte für Amerika.“
Henry A. Grunwald
Der Sohn des in der Zwischenkriegszeit bekannten österreichischen Operettenlibrettisten Alfred Grünwald muß mit seiner Familie 1938 – nach dem so genannten Anschluß – sein Geburtsland verlassen und gelangt über Frankreich und Marokko in die Vereinigten Staaten. In New York eignet sich der junge Flüchtling das amerikanische Englisch durch Kino-Besuche an und unternimmt – zum besseren Verständnis seines neuen Heimatlandes – längere Reisen in den Mittleren Westen der USA.
In seiner neuen Heimat gelingt dem jungen Henry Grunwald, wie er sich nun nennt, sehr bald eine journalistische Bilderbuchkarriere: vom Laufburschen des Jahres 1944 beim renommierten Time Magazine arbeitet er sich zielstrebig bis zum Chefredakteur hoch, der das renommierte Nachrichtenmagazin entscheidend mitprägen wird.
Der Emigrant Grunwald ist Zeitzeuge der amerikanischen Nachkriegsgeschichte. Selber Geschichte – Pressegeschichte – schreibt der Journalist Grunwald als Time-Redakteur in der Zeit des Watergate-Skandals: in einem spektakulären Leitartikel fordert er im November 1973 den amtierenden Präsidenten Richard M. Nixon zum Rücktritt auf. „Manche mögen im Rücktritt des Präsidenten ein Zeichen der Schwäche und der Niederlage sehen, doch wäre es in Wirklichkeit ein Zeichen des genauen Gegenteils“, so Henry Grunwald in seinem damaligen Artikel. Richard Nixon tritt im darauffolgenden Jahr zurück.
Unter Henry Grunwalds Leitung als verantwortlichem Chefredateur sämtlicher Publikationen des Verlagskonzerns Times Inc. von 1979 bis 1987 werden Redaktionen umstrukturiert, erhalten die Redakteure einen größeren Freiraum und zeichnen ab sofort ihre Artikel namentlich (was übrigens, viele Jahre später, auch vom bundesdeutschen Nachrichtenmagazin Der SPIEGEL übernommen werden wird).
Von US-Präsident Ronald Reagan wird der gebürtige Österreicher Grunwald als Botschafter nach Wien entsandt, nachdem der 1986 gewählte Bundespräsident Kurt Waldheim wegen seiner umstrittenen Kriegsvergangenheit von den USA auf die Watchlist gesetzt worden ist. Grunwald selbst hält diese Entscheidung Washingtons, den früheren UNO-Generalsekretär mit einem bis heute gültigen Einreiseverbot zu belegen, in Anbetracht der amerikanischen Gesetzeslage für „unvermeidlich“. Den Botschafterposten in seiner Geburtsstadt Wien hat Henry Grunwald von 1988 bis 1990 inne.
International:
http://www.msnbc.msn.com/id/7040530
http://www.time.com/time/archive/preview/0,10987,1032378,00.html
http://www.onthemedia.org/transcripts/transcripts_030405_goodbye.html
http://www.masteremjornalismo.org.br/secao/eu/texto.cfm?secao=4&codigo=175
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