Wanda (Aleksandra) Landowska
Cembalistin und Pianistin
Geb. 05. Juli 1879 in Warschau/ damals Russisches Reich
Gest. 16.08. 1959 in Lakeville (Connecticut)/ USA
Ihren ersten Klavierunterricht erhält sie bereits im Alter von drei Jahren. Mit vierzehn schließt Landowska ihre Ausbildung am Warschauer Konservatorium ab, geht zum Kompositionsstudium zu Heinrich Urban nach Berlin, unterrichtet danach an der ‘Schola Cantorum‘ in Paris und beschäftigt sich intensiv mit Alter Musik und dem Cembalospiel. Von 1913 bis 1919 lehrt sie an der Berliner Hochschule für Musik und 1920, nach einem kurzen Zwischenaufenthalt in Basel, wiederum in Paris, diesmal an der ‘École Normale de Musique‘. 1923 folgt die erste Schallplattenaufnahme der Musikerin, die bereits 1905 acht Klavierstücke für das Reproduktionsklavier ‘Welte-Mignon‘-Aufnahmestudio bei M. Welte & Söhne eingespielt hat. 1925 gründet sie in Saint-Leu-la-Forêt die ‘École de Musique Ancienne‘, wo jährlich Sommerkurse unter ihrer Leitung abgehalten werden. Im selben Jahr noch geht die Pianistin und Cembalistin in die Vereinigten Staaten und übernimmt dort bis 1928 einen Lehrauftrag am ‘Curtis Institute of Music‘ in Philadelphia.
Seit 1903 spielt Wanda Landowska 1903 auf einem modernisierten Cembalo der französischen Pianoforte-Fabrik Pleyel, das die Kielmechanik mit Elementen des modernen Konzertflügels verbindet. Weite Verbreitung finden sie und ihr auch und vor allem in Fachkreisen beachtetes Cembalo-Spiel, als sie im Jahre 1912 mit einem nach ihren Wünschen von Pleyel gebauten neuen Cembalo-Modell auftritt. Das nach ihr benannte “Landowska-Modell“ geht daraufhin in Serie und wird zum Vorbild für Cembalo-Neukonstruktionen anderer Hersteller im 20. Jahrhundert, bis sich ein halbes Jahrhundert später der möglichst getreue Nachbau historischer Originale bei Interpreten und Instrumentenbauern durchsetzt. Zahlreiche Komponisten schreiben für Landowskas neuen Cembalo-Typ, darunter Manuel de Falla, der ihr 1926 ein Konzert für Cembalo und Orchester widmet. 1927/1928 komponiert Francis Poulenc das Concert “champêtre pour clavecin et orchestre FP.049“. Als erste Cembalistin überhaupt führt Wanda Landowska 1933 die Goldberg-Variationen von Johann Sebastian Bach zusammenhängend und ungekürzt auf.
Aufgrund ihrer jüdischen Abstammung flüchtet die Künstlerin im Juni 1940 in den von der deutschen Wehrmacht unbesetzten Teil Frankreichs, allerdings unter Zurücklassung ihrer umfangreichen Musikbibliothek, wertvoller Handschriften sowie ihrer berühmten Sammlung von Musikinstrumenten in Paris. Am 20. September 1940 beschlagnahmt Herbert Gerigk vom NS- “Sonderstab Musik“ im Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg für die besetzten Gebiete (ERR) das Eigentum und lässt die Instrumente, in 54 Spezialkisten verpackt, nach Berlin schaffen. Offiziellen Protesten gegen den Kunstraub aus französischem Kulturbesitz widersprechen die Nazis mit dem Argument, Landowska sei keine Französin, sondern eine Jüdin mit polnischem Pass.
Mit einem USA-Visum im Gepäck schifft sich Wanda Landowska im November 1941 im portugiesischen Lissabon ein. Ab 1947 lebt und arbeitet sie in Lakeville an der Ostküste der Vereinigten Staaten, wo sie nach 1950 auch wieder unterrichtet. Im Alter von fünfundsiebzig Jahren gibt die renommierte Musikerin 1954 in New York ihr Abschiedskonzert. Viele Teile ihrer wertvollen Sammlung gelten als im Bombenkrieg zerstört. Verschiedene Instrumente tauchen später bei Auktionen in Belgien, Kanada und Australien allerdings wieder auf. Eine Entschädigungszahlung hat die international renommierte “Hohepriesterin des Cembalos“ nie erhalten.
Quellen:
{ln:nw:http://de.wikipedia.org/wiki/Wanda_Landowska }
{ln:nw:http://www.sim.spk-berlin.de/ausstellung_wanda_landowska_1010.html }
Links (deutsch):
{ln:nw:https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=119037890 }
{ln:nw:http://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/wanda-landowska }
{ln:nw:http://www.koelnklavier.de/texte/interpreten/landowska.html }
{ln:nw:http://www.sophie-drinker-institut.de/cmsms/index.php?page=landowska-wanda }
{ln:nw:http://www.lexm.uni-hamburg.de/object/lexm_lexmperson_00002623 }
{ln:nw:http://mugi.hfmt-hamburg.de/Artikel/Wanda_Landowska }
{ln:nw:http://www.zeit.de/2008/12/M-Landowska }
{ln:nw:http://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/wanda-landowska }
International:
{ln:nw:http://fr.wikipedia.org/wiki/Wanda_Landowska }
{ln:nw:http://www.universalis.fr/encyclopedie/wanda-landowska/ }
{ln:nw:http://www.youtube.com/watch?v=qw3FstKlse0 }
{ln:nw:http://www.musicologie.org/Biographies/l/landowska_wanda.html }
{ln:nw:http://www.actes-sud.fr/catalogue/arts/wanda-landowska-et-la-renaissance-de-la-musique-ancienne-cd }
{ln:nw:http://www.citedelamusique.fr/francais/musee/publications/actes/wanda.aspx }
{ln:nw:http://clanfaw.free.fr/1002261818.pdf }
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