Drücke „Enter”, um zum Inhalt zu springen.

Gumbel, Emil Julius

H.A.M. 0

Emil Julius Gumbel
Mathematiker


Geb. 18.7.1891 in München
Gest. 10.9.1966 in New York/ USA


Emil Julius Gumbel wächst in einem von Weltoffenheit, Aufgeklärtheit und Toleranz geprägten jüdischen Elternhaus auf, in dem zum Alltag neben der Literatur auch die Politik gehört. Bereits als Schüler erlernt Gumbel bei diversen Auslandsreisen mehrere Sprachen. Wenige Tage vor Beginn des Ersten Weltkrieges promoviert er am Seminar für Statistik und Versicherungswesen der Universität München. Am 1. August 1914 meldet er sich als Kriegsfreiwilliger, wandelt sich aber kurz darauf zum radikalen Gegener. Bis zum Ende des Krieges arbeitet er als Ingenieur in der Flugzeugmeisterei und beteiligt sich in der Rüstungsproduktion bei Telefunken an subversiven Aktionen. In dieser Zeit beginnt er zudem ein Physikstudium und hört Vorlesungen u.a. bei dem prominenten Pazifisten Nicolai sowie bei Albert Einstein


Der Radikaldemokrat, für den Ideologien übrigens keine große Rolle spielen – engagiert sich in der Novemberrevolution und anschließend in der Weimarer Friedensbewegung. Politisch ist er Pazifist, unabhängiger Sozialist und tritt für die Weimarer Republik ein. Mit seinen Schriften über politische Morde und die antirepublikanische Rolle der Justiz, Geheimbünde wie die Organisation Consul und die Schwarze Reichswehr ziehst sich Gumbel sehr bald den Zorn der politischen Reaktion zu. Seine Beiträge erscheinen in Carl-von Osssietzkys Weltbühne. Daneben ist er Übersetzer und Herausgeber von Schriften Bertrand Russells.


Dem Privatdozenten und späteren außerordentlichen Professor für mathematische Statistik an der Universität Heidelberg wird bereits im Sommer 1932 aus politischen Gründen die Lehrberechtigung entzogen. Der Verhaftung durch die Nazis entgeht Gumbel nur aufgrund der Tatsache, daß er bereits im Herbst ’32 zu Gastvorlesungen ans Institut Henri Poincaré gegenagen ist. Nach ersten – recht sorgenfreien – Jahren des Exils in Paris und Lyon, wo er seit 1934 am Mathematischen Institut der Universität Lyon als Chargé und ab 1936 als Maitre des Recherches tätig (und daneben politisch aktiv) ist – u.a. in der Unterstützung von aus Deutschland nachkommenden Emigranten – kann er nach dem Einmarsch der deutschen Truppen 1940 nur knapp seinen Verfolgern entkommen und in die Vereinigten Staaten fliehen.


Gumbels zweites Exil in den USA ist von großen materiellen Problemen gekennzeichnet und es dauert – trotz der praktischen Anwendbarkeit seiner Forschungen und seiner ausgezeichneten internationalen Reputation – Jahre, bis er 1952 als Adjunct Professor
am Department of Industrial Engineering der Columbia-University in New York wieder eine feste Stelle erhält.

Erst Mitte der 50er Jahre kehrt der Mathematiker besuchsweise nach Deutschland zurück, wo er an der Freien Universität Berlin
Gastprofessuren inne hat. Bis 1965 unternimmt er dazu zahlreiche Vortragsreisen in Europa und Asien.


Quelle:

Biographisches Handbuch der deutschsprachigen wirtschaftswissenschaftlichen Emigration nach 1933, hrsgg. von Harald Hagemann und Claus-Dieter Krohn, Band 1. Adler-Lehmann , K.G.Saur-Verlag, München 1999, ISBN 3-598-11284-X, S. 213f.

 


Literatur:

Emil Julius Gumbel: Verschwörer. Zur Geschichte und Soziologie der deutschen nationalistischen Geheimbünde 1918 – 1924, Heidelberg (Verlag Das Wunderhorn) 1979 – Reprint der Originalausgabe: Verschwörer – Beiträge zur Geschichte und Soziologie der deutschen nationalistischen Geheimbünde seit 1918, Wien (Malik Verlag) 1924
Emil Julius Gumbel: Vier Jahre politischer Mord; und: Denkschrift des Reichsjustizministers zu „Vier Jahre politischer Mord“, Heidelberg (Verlag Das Wunderhorn) 1980 – enthält Reprints der Originalausgaben: Vier Jahre politischer Mord, Berlin-Fichtenau (Verlag der neuen Gesellschaft) 1922; und: Die Denkschrift des Reichsjustizministers über ‚Vier Jahre politischer Mord‘, Berlin (Malik Verlag) 1924
Christian Jansen: Emil Julius Gumbel – Portrait eines Zivilisten, Heidelberg (Verlag Das Wunderhorn), 1991,
ISBN 3-88423-071-9.


Links (deutsch): 

http://www.formel-sammlung.de/ld-Emil-Julius-Gumbel-499.html

http://www.erich-schairer.de/biogr/ej_gumbel.html

http://www5.in.tum.de/lehre/seminare/math_nszeit/SS03/vortraege/verfolgt

http://www.ub.uni-heidelberg.de/helios/fachinfo/www/math/homo-heid/gumbel.htm

http://www.bis.uni-oldenburg.de/bisverlag/unireden/ur47/kap2.pdf


International:

http://www.library.utoronto.ca/robarts/microtext/collection/pages/gumbelem.html

http://www.lexisnexis.com/academic/2upa/Ies/GumbelCollection.asp

http://www.genealogy.ams.org/html/id.phtml?id=49040

Die Kommentare sind deaktiviert.