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Janka, Walter

H.A.M. 0

Walter Janka

Verleger

Geb. 29.04. 1914 in Chemnitz

Gest. 17.03. 1994 in Kleinmachnow


Bereits seit 1930 ist der gelernte Schriftsetzer Organisationsleiter, später politischer Leiter des Unterbezirks Chemnitz des KJVD. Im Januar 1933 übernehmen in  Deutschland die Nationalsozialisten die Macht und die politischen Gegner gehören zu den ersten, die verfolgt, verhaftet und umgebracht werden. Jankas ältester Bruder Albert, der KPD-Reichstags-Abgeordnete, wird 1933 im KZ Reichenbach ermordet. Kurz darauf wird auch Walter von der Gestapo festgenommen und, nach Untersuchungshaft in Chemnitz und Freiburg, wegen Vorbereitung zum Hochverrat verurteilt. Es folgen anderthalb Jahre im Zuchthaus Bautzen und sechs Monate im KZ Sachsenburg, danach wird Janka 1935 in die Tschechoslowakei abgeschoben, geht im darauffolgenden Jahr ins vom Bürgerkrieg umtobte Spanien, kämpft auf Seiten der Republikaner im Thälmann-Bataillon, wird 1937 zum Hauptmann befördert und bald danach in der Karl-Marx-Division jüngster Major der Spanischen Volksarmee.


Nach dem Sieg der Franco-Truppen flüchtet Janka, der seine schwere Verwundung aus der Schlacht am Ebro überlebt hat, ins benachbarte Frankreich, wo er, wie viele andere ehemalige Spanien-Kämpfer und Intellektuelle (darunter die Schriftsteller {ln:Aub, Max ‚Max Aub }, {ln:Leonhard, Rudolf ‚Rudolf Leonhard }, Arthur Koestler, {ln:Regler, Gustav ‚Gustav Regler }, {ln:Wolf, Friedrich ‚Friedrich Wolf } und {ln:Feuchtwanger, Lion ‚Lion Feuchtwanger }, der Fotograf Erwin Blumenfeld sowie {ln:Frölich, Paul ‚Paul Frölich }, Nachlassverwalter und Biograf {ln:Luxemburg, Rosa ‚Rosa Luxemburgs }), von 1939 bis 1941 im Pyrenäen-Lager Le Vernet interniert wird. Nach mehreren erfolglosen Versuchen gelingt ihm schließlich die Flucht über Casablanca im November 1941 ins mexikanische Exil, wo Walter Janka, gemeinsam mit Paul Merker und Alexander Abusch, die ‘Bewegung Freies Deutschland‘ ins Leben ruft und den von ihm 1942 mitbegründeten ‘El Libro Libre‘ leitet, seines Zeichens “der berühmteste und erfolgreichste Exilverlag auf dem Amerikanischen Kontinent in dem, neben 30 anderen Büchern, auch {ln:Seghers, Anna ‚Anna Seghers } bedeutendes «Siebte Kreuz» und {ln:Kisch, Egon Erwin ‚Egon Erwin Kischs } «Entdeckungen in Mexiko» veröffentlicht wurden.“ (Hier zitiert aus: {ln:nw:http://glareanverlag.wordpress.com/2011/06/17/literatur_walter-janka_wolfgang-windhausen_glarean-magazin/})


1946 übernimmt Janka die Leitung der KPD-Gruppe in Mexiko und kehrt schließlich im April 1947 nach Deutschland zurück. Nach kurzer Mitarbeit im Parteivorstand der neu gegründeten SED tritt er im Juli 1948 dem Vorstand der DEFA bei, wird am 6. Oktober zum geschäftsführenden Direktor ernannt, jedoch bereits 1949 wieder abgelöst. Im Februar 1950 steigt er zum stellvertretenden Geschäftsführer des ‘Aufbau‘-Verlages in Ost-Berlin auf und wird wenig später Generaldirektor des bedeutendsten belletristischen Verlages der DDR. “U. a. schrieb er für {ln:Bloch ‚Blochs } «Wissen und Hoffen» das Vorwort, und unter seiner Ägide erschienen Werkausgaben von {ln:Mann, Heinrich ‚Heinrich } und {ln:Mann, Thomas ‚Thomas Mann }, {ln:Zweig, Stefan ‚Stefan Zweig, {ln:Frank, Leonhard ‚Leonhard Frank }, Georg Lukacs und Ernst Bloch.“ (Hier zitiert aus: {ln:nw:http://glareanverlag.wordpress.com/2011/06/17/literatur_walter-janka_wolfgang-windhausen_glarean-magazin/})


Zu Jankas Plänen in dieser Zeit gehört eine Verfilmung von Thomas Manns Roman “Buddenbrooks“ als Kooperation der DEFA mit westdeutschen Filmfirmen. Für sein anderes Wunschprojekt, einem DEFA-Film mit {ln:Chaplin, Charles ‚Charles Chaplin }, trifft er den weltberühmten Schauspieler für Vorgespräche am 18. Mai 1954 in dessen Villa im Schweizer Vevey. Beide Projekte bleiben letztendlich unrealisiert.


Nach der blutigen Niederwerfung des Ungarn-Aufstandes im Juni 1956 wird auch die Karriere des Walter Janka abrupt enden, denn er “und der bereits kurz zuvor zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilte Wolfgang Harich, Cheflektor des Aufbau Verlags – gehören 1956 zur innerparteilichen Opposition. Mit weiteren kommunistischen Intellektuellen diskutieren sie über grundsätzliche Reformen in der DDR, ohne jedoch das sozialistische System als solches in Frage zu stellen.“ (Hier zitiert aus: {ln:nw:http://www.bstu.bund.de/DE/Presse/Themen/Hintergrund/20120723_janka.html }). Am 6. Dezember desselben Jahres wird Janka unter Anklage der konterrevolutionären Verschwörung gegen die Regierung Ulbricht verhaftet, ins Untersuchungsgefängnis Berlin-Hohenschönhausen überstellt und nach über einem halben Jahr Untersuchungshaft am 26. Juli 1957 “als unmittelbarer Hintermann und Teilnehmer einer konterrevolutionären Gruppe“ (um Wolfgang Harich) in einem aufsehenerregenden Schauprozess wegen Boykotthetze zu fünf Jahren Zuchthaus mit verschärfter Einzelhaft verurteilt. Walter Janka verbüßt seine Strafe im Zuchthaus Berlin-Lichtenberg und ab 1958 in Bautzen, wo er schwer erkrankt. “Entlassen wird er nach drei Jahren, 1960, vorzeitig, wohl infolge zahlreicher Proteste von Schriftstellern wie Halldor Laxness, Lion Feuchtwanger, Leonhard Frank und seitens der Familie Thomas Manns (Janka hatte als erster deutscher Verleger eine Gesamtausgabe von Thomas Manns Werken in zwölf Bänden initiiert). Nach Jankas Freilassung forderten die Witwen Katja Mann und Martha Feuchtwanger von der DDR-Regierung als Bedingung für eine Lizenz zur Verfilmung von Romanen aus den Federn ihrer Männer, dass Walter Janka bei der jeweiligen Filmproduktion mitarbeiten darf; im Filmabspann durfte aber, das behielt sich die Nomenklatura vor, der Name des Dramaturgen, Janka, nicht genannt werden.“ (Hier zitiert aus: {ln:nw:http://veit-feger.homepage.t-online.de/janka.htm }). “Insgesamt zwölf Spielfilme entstanden unter seiner Beteiligung, u.a. «Lotte in Weimar» und «Die Toten bleiben jung». (Hier zitiert aus: {ln:nw:http://glareanverlag.wordpress.com/2011/06/17/literatur_walter-janka_wolfgang-windhausen_glarean-magazin/ }).


Am 1. Mai 1989 erhält er “in Würdigung hervorragender Verdienste beim Aufbau und bei der Entwicklung der sozialistischen Gesellschaftsordnung in der Deutschen Demokratischen Republik“ den Vaterländischen Verdienstorden in Gold. “In stark besuchten öffentlichen Lesungen überall in Deutschland erfuhr der betagte Spanien- Kämpfer, Rebell im Namen des Kommunismus des „Empört Euch!“ eines {ln: ‚Stephane Hessels (1917- 2012) endlich, Walter Janka, wenn auch spät mehr als eine Anerkennung für sein lebenslanges Streben nach Aufrichtigkeit, sein Bemühen um Wahrhaftigkeit, gerade, weil auch er selber einst, gefehlt, ganz auf SED- Parteilinie, Autoren, wie Peter Huchel vor die Tür des Aufbau Verlages gesetzt hatte.“ (Hier zitiert aus: {ln:nw:https://www.freitag.de/autoren/joachim-petrick/walter-janka-100-jahre-1914-2014 }).


“Am 28. Oktober 1989, zwölf Tage bevor die Mauer fällt, werden Walter Jankas Memoiren über seine Zeit in Bautzen – ‘Schwierigkeiten mit der Wahrheit‘- zur Sensation. Im Deutschen Theater, dem renommierten Staatstheater der DDR, bekommt er ein öffentliches Forum. Die Schlange vor dem Theater erstreckt sich über hunderte Meter bis zur Friedrichstraße und manche Menschen weinen, als sie per Lautsprecher den von Ulrich Mühe gelesenen Text Jankas hören. Nach dem Fall der Mauer und der Ablösung der einstigen Parteifunktionäre wird keine drei Monate später auch das Urteil gegen Walter Janka von 1957 vom Obersten Gericht der DDR „kassiert“. (Hier zitiert aus: {ln:nw:http://www.friedlicherevolution.de/index.php?id=49&tx_comarevolution_pi4[contribid]=581 }) Gleichzeitig kommt es zu einem publizistischen und juristischen Streit zwischen Walter Janka und Wolfgang Harich über Einzelheiten des Prozesses.


Noch am 16. Dezember 1989 nimmt der bereits 75Jährige als Präsidiums-Mitglied am Sonderparteitag der SED/PDS in der Dynamo-Sporthalle in Ost-Berlin teil und wird 1990 Mitglied im Rat der Alten beim Parteivorstand der PDS, die er jedoch bald darauf enttäuscht wieder verlässt. Im selben Jahr erhält Janka den Preis ‘Das politische Buch‘ der Friedrich-Ebert-Stiftung und wird für sein dramaturgisches Gesamtschaffen mit dem ‘Heinrich Greif-Preis‘ ausgezeichnet. Seine letzte Ruhe findet der im Alter von fast 80 Jahren verstorbene Walter Janka auf dem Waldfriedhof seines Wohnsitzes in Kleinmachnow bei Berlin.


Quellen:

{ln:nw:http://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Janka }

{ln:nw:http://glareanverlag.wordpress.com/2011/06/17/literatur_walter-janka_wolfgang-windhausen_glarean-magazin/ }

{ln:nw:http://veit-feger.homepage.t-online.de/janka.htm }

volume_up{ln:nw:http://www.bstu.bund.de/DE/Presse/Themen/Hintergrund/20120723_janka.html }

{ln:nw:http://www.friedlicherevolution.de/index.php?id=49&tx_comarevolution_pi4[contribid]=581 }


Links (deutsch):

{ln:nw:https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=118881205 }

{ln:nw:http://www.chronikderwende.de/lexikon/biografien/biographie_jsp/key=janka_walter.html }

{ln:nw:http://www.gdw-berlin.de/nc/de/vertiefung/biographien/biografie/view-bio/janka/ }

{ln:nw:http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13499360.html }

{ln:nw:http://www.stiftung-hsh.de/page.php?cat_id=CAT_181&con_id=CON_1362&page_id=739&subcat_id=CAT_181&recentcat=CAT_165&back=1 }

{ln:nw:http://www.friedlicherevolution.de/index.php?id=49&tx_comarevolution_pi4[contribid]=581 }

{ln:nw:http://www.mdr.de/mdr-figaro/hoerspiel/feature/walter-janka102.html }

{ln:nw:http://www.filmmuseum-potsdam.de/de/480-3303.htm }

{ln:nw:http://www.zeit.de/1989/51/trotz-bitterer-erfahrung }

{ln:nw:http://medienarchiv.htw-berlin.de/?page_id=3776 }

{ln:nw:http://www.deutschlandradiokultur.de/vor-100-jahren-geburtstag-von-walter-janka-er-hatte-den-mut.954.de.html?dram:article_id=283971 }

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