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Hunzinger, Ingeborg

H.A.M. 0

Ingeborg Hunzinger

Bildhauerin

Geb. 03.02. 1915 in Berlin

Gest.19.07. 2009 ebenda

 


Die Tochter des Chemikers Hans Heinrich, Enkelin des Malers Philipp Franck (und Großmutter der Schriftstellerin Julia Franck) tritt bereits mit 17 Jahren 1932 in die Kommunistische Partei (KPD) ein, beginnt drei Jahre später ein Studium an der Hochschule für freie und angewandte Kunst in Berlin-Charlottenburg (der späteren Universität der Künste Berlin) und ist  1938/1939 Meisterschülerin von Ludwig Kasper. Die Reichskulturkammer verbietet der Tochter einer jüdischen Mutter 1939 jedoch die Fortsetzung des Studiums. Daraufhin emigriert Ingeborg Franck nach Italien. Hier lernt sie in Florenz den deutschen Maler Helmut Ruhmer kennen, der in der Toscana als Stipendiat der Villa Romana und später in Rom in der Villa Massimo lebt. Zuflucht findet die junge Künstlerin bei der Familie eines einheimischen Malers auf Sizilien, wohin ihr Ruhmer auch bald darauf folgt. Ende 1942 kehrt sie zusammen mit ihm nach Deutschland zurück. Sie verleben die letzten Kriegsjahre im Hochschwarzwald und werden Eltern von zwei Kindern. Eine Eheschließung  bleibt dem jungen Paar durch die nationalsozialistischen Rassengesetze verwehrt.

 

 


Noch in den letzten Kriegstagen fällt Helmut Ruhmer an der Ostfront. Die junge Frau verdient den Lebensunterhalt für sich und die beiden Kinder mit Töpferei, engagiert sich auch wieder politisch und gehört zu den MitbegründerInnen der KPD nach 1945. Sie begegnet dem Kommunisten und Spanienkämpfer Adolf Hunzinger und folgt ihm gegen Ende des Jahres 1949 nach Ost-Berlin, wo sie heiraten. Hier kommt auch das gemeinsame Kind zur Welt. Doch der familiären Zukunft der Hunzingers ist kein Glück beschieden, und so lassen sich die Eheleute aufgrund zunehmender Meinungsverschiedenheiten und Probleme schließlich scheiden. In Berlin setzt sie ihr einstmals durch die Nazis unterbrochenes  Kunststudium, diesmal an der Kunsthochschule in Berlin-Weißensee, fort und ist von 1951 bis 1953 Meisterschülerin von Fritz Cremer und Gustav Seitz. Nach erfolgtem Abschluss erhält Ingeborg Hunzinger eine Dozentenstelle an der Kunsthochschule, eröffnet wenig später in Berlin-Rahnsdorf ein eigenes Atelier und arbeitet fortan als freischaffende Künstlerin. Sie lernt den Künstler-Kollegen Robert Riehl kennen und heiratet ihn in den 1960er Jahren.

 

 


Die Bildhauerin, zu deren Credo die “Kunst für Jedermann“ gehört, sucht und findet immer wieder auch und vor allem Kontakt zu werktätigen Menschen, die ihre Motive werden. Obgleich zahlreiche staatliche Aufträge ihr ein gutes Auskommen sichern, bewahrt sich Ingeborg Hunzinger, zu deren besonderen Merkmal ihre eher kräftigen nackten Frauenfiguren gehören, die  künstlerische Eigenständigkeit ihres Werkschaffens, in das nicht zuletzt auch immer wieder die eigenen Erfahrungen aus der Zeit des Nationalsozialismus mit einfließen. “Zu ihren wichtigsten Arbeiten zählte die Skulptur Block der Frauen, die an den Aufstand der mutigen Mütter und Ehegattinen gegen die Zwangsdeportationen ihrer jüdischen Männer in der Rosenstraße in Berlin erinnert. Die Figurengruppe wurde 1995 in der Rosenstraße aufgestellt.“ (Hier zitiert aus: Zeit online vom 20. Juli 2009/ {ln:nw:http://www.zeit.de/online/2009/30/hunzinger-bildhauerin-tod})

 

 


Trotz ihrer Zugehörigkeit zur SED (und später zur Linkspartei) weigert sich die Bildhauerin, sowohl die Auszeichnung ‘Vaterländischer Verdienstorden‘ als auch den ‘Nationalpreis der DDR‘ anzunehmen, weil sie, so Hunzinger in einem späteren Zeitungs-Interview, das “ideologische Affentheater auf dem Gebiet der Kultur und die Bevormundung“ für schlichtweg unwürdig hält. “Zuletzt arbeitete sie an einer lebensgroßen Skulptur von {ln:Luxemburg, Rosa ‚Rosa Luxemburg}, mit der sie sich sehr schwer tat. Denn sie wollte den widersprüchlichen Seiten ihres “Schwarms”, wie sie die Revolutionärin nannte, gerecht werden. Neben dem Kämpferischen sollte das Werk auch das Frauliche, ja Eitle zeigen. Und es sollte seinen Platz vor der Volksbühne finden.“ (Hier zitiert aus: Neue Kunstspaziergänge/ {ln:nw:http://mitue.de/?p=582}). Im Alter von 94 Jahren stirbt eine der bekanntesten Bildhauerinnen der DDR.

 


Quellen:

 

{ln:nw:http://de.wikipedia.org/wiki/Ingeborg_Hunzinger }

{ln:nw:http://www.zeit.de/online/2009/30/hunzinger-bildhauerin-tod }

{ln:nw:http://mitue.de/?p=582 }

WIR FRAUEN 2015, S.24/25, PapyRossa-Verlag Köln 2015


Links (deutsch):

 

{ln:nw:http://www.cyclopaedia.de/wiki/Ingeborg-Hunzinger }

{ln:nw:http://www.berlin.de/ba-treptow-koepenick/aktuelles/pressemitteilungen/2009/pressemitteilung.133910.php }

{ln:nw:http://www.wollmann-fiedler.de/files/buecher/BuchHunzinger.htm}

{ln:nw:http://www.bildhauerei-in-berlin.de/_html/_katalog/kuenstler-1254.html }

{ln:nw:http://www.dieterwunderlich.de/Franck-ruecken.htm }

{ln:nw:http://www.tagesspiegel.de/berlin/stadtleben/skulptur-93-jaehrige-formt-denkmal-fuer-rosa-luxemburg/1212834.html }

{ln:nw:http://mitue.de/?p=234 }


International:

 

{ln:nw:http://en.wikipedia.org/wiki/Ingeborg_Hunzinger }

{ln:nw:http://fcit.coedu.usf.edu/holocaust/photos/rosen/rosen06.htm }

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