Martha Arendsee
Politikerin und Frauenrechtlerin
Geb. 29.03. 1885 in Berlin
Gest. 22.05. 1953 in Ost-Berlin/ DDR
Die Tochter eines Buchdruckers und Schriftsetzers wird im Berliner Wedding geboren, absolviert nach ihrem Schulabschluss eine kaufmännische Lehre und arbeitet anschließend mehr als zehn Jahre als Angestellte der Berliner Konsumgenossenschaft.
Obgleich seit ihrem 18. Lebensjahr unter einer Körperbehinderung leidend, engagiert sich die junge Frau neben ihrer Berufstätigkeit auch und vor allem politisch. 1906 tritt Martha Arendsee in die SPD ein und ist dort von 1907 bis 1916 in Berlin für Frauenarbeit zuständig. 1915 begleitet sie Clara Zetkin zur Internationalen Frauenkonferenz nach Bern. 1917 wechselt sie in die USPD, deren Vereinigung mit der KPD Ende 1920 sie befürwortet. Arendsees sozialpolitische Sachkenntnis delegiert sie als Abgeordnete von 1919 bis 1921 in die verfassunggebenden Versammlung Preußens. Von 1921 bis 1924 gehört sie dem Preußischen Landtag sowie von 1924 bis 1930 dem Reichstag an, hat daneben 1922/23 das Amt einer Frauensekretärin der Berliner KPD inne und redigiert die Zeitschrift “Die Kommunistin“.
Später gehört sie der Gewerkschaftskommission an, ist Mitglied der Redaktion “Proletarische Sozialpolitik“ und engagiert sich ab 1925 in der Internationalen Arbeiterhilfe (von 1931 bis 1935 als Mitglied der IAH-Exekutive und des internationalen Sekretariats für Sozialpolitik). Als Sympathisantin des ‘rechten‘ Parteiflügels um die aus der KPD ausgeschlossenen, ehemaligen Parteivorsitzenden August Thalheimer und Heinrich Brandler wird Martha Arendsee allerdings dann für die Reichstagswahl 1930 nicht mehr als Kandidatin nominiert.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten Ende Januar 1933 wird sie aufgrund ihrer politischen Aktivitäten zu einem halben Jahr Gefängnis verurteilt und emigriert 1934 über Prag und Paris nach Moskau. Ihr 1932 im Berliner Boll-Verlag erschienenes Buch “Kinder hungern! Kinder sterben! Wir klagen an“ setzen die Nationalsozialisten auf die ‘Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums‘.
Im sowjetischen Exil ist Martha Arendsee unter anderem Mitarbeiterin in der Sozialökonomischen Abteilung der Roten Gewerkschaftsinternationale (RGI), zeitweilig auch in der Leitung des ‘Klubs ausländischer Arbeiter‘ tätig und arbeitet ab 1941 bei Radio Moskau. Arendsees Mann, Paul Schwenk, wird im Zuge der stalinistischen Säuberungen über Jahre hinweg inhaftiert. Als einzige Frau gehört Arendsee 1943 zu den GründerInnen des “Nationalkomitees Freies Deutschland“ (dem u.a. auch die ebenfalls in die UdSSR emigrierten {ln:Bredel, Karl Friedrich Willi ‚Willi Bredel } sowie {ln:Wolf, Friedrich ‚Friedrich } und {ln:Wolf, Markus ‚Markus Wolf } angehören).
Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges kehrt sie, zusammen mit Wilhelm Pieck, im Juni 1945 nach Deutschland zurück. Als Mitglied des Zentralkomittees der KPD (1945/1946) und der späteren (aus dem Zusammenschluss von KPD und SPD entstandenen) SED widmet sie sich erneut ihrem politischen Metier, der Frauenarbeit, gehört seit August 1945 dem Frauenausschuss beim Berliner Magistrat an, leitet von 1946 bis 1948 die Abteilung Sozialpolitik des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes und ist 1949/1950 Vorsitzende der Sozialversicherungsanstalt Berlin.
Die Urne mit ihren sterblichen Überresten wird in der Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin-Lichtenberg beigesetzt. Auch im Berliner Abgeordnetenhaus findet sie ihren Platz, und zwar im Rahmen der seit Juni 2006 existierenden Fotogalerie mit dem Titel “Vor die Tür gesetzt – Im Nationalsozialismus verfolgte Berliner Stadtverordnete und Magistratsmitglieder 1933-1945“, in der auch an die Politikerin Martha Arendsee erinnert wird.
Literatur:
A. Pieggatzki, St. Weber: Arendsee, Martha. In: Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Biographisches Lexikon. Dietz Verlag 1970, S. 12-14.
Hermann Weber: Die Wandlung des deutschen Kommunismus. Die Stalinisierung der KPD in der Weimarer Republik. Band 2, Europäische Verlags-Anstalt, Frankfurt am Main 1969, S. 63 f. (Kurzbiografie).
Bernd-Rainer Barth, Helmut Müller-Enbergs: Arendsee, Martha. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1, Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
Hermann Weber, Andreas Herbst: Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945. Zweite, überarbeitete und stark erweiterte Auflage. Karl Dietz Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-320-02130-6.
Quellen:
{ln:nw:http://de.wikipedia.org/wiki/Martha_Arendsee }
{ln:nw:http://www.berlin.de/geschichte/verbannte-buecher/de/autoren/martha-arendsee-3405 }
WIR FRAUEN 2015, S. 43, PapyRossa-Verlag, Köln 2015
Links (deutsch):
{ln:nw:http://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/wer-war-wer-in-der-ddr-%2363%3B-1424.html?ID=66 }
{ln:nw:https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=10461840X }
{ln:nw:http://www.reichstag-abgeordnetendatenbank.de/selectmaske.html?pnd=10461840X&recherche=ja }
{ln:nw:http://www.sozialistenfriedhof.de/fechner_lamberz.html?&0=&type=1 }
{ln:nw:http://www.zerschlagung-gewerkschaften1933.de/biografien/martha-arendsee/ }
{ln:nw:http://www.1000dokumente.de/index.html?c=glossar_de&lit=A&ge=Arendsee,%20Martha&sg=1&l=de }
{ln:nw:http://www.linksnet.de/de/artikel/25165 }
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