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Münz, Ilse

H.A.M. 0

Ilse Münz

Journalistin

Geb. 1915 in Berlin

Gest. 2006 in Berlin


Ihre Kindheit verbringt die Tochter eines mittelständischen Lederwarenfabrikanten in einem gutbürgerlichen Elternhaus in Berlin-Charlottenburg. Trotz aller Geborgenheit in ihrem liberalen jüdischen Elternhaus nimmt die junge Ilse Schreiber sehr wohl schon die Alltags-Realität um sich herum wahr und erinnert sich  noch bis ins hohe Alter an den Ruf nach Generalstreik, der 1919/ 20 die Straßen der Hauptstadt durchdringt. Die Bettler und allseits sichtbaren Spuren unbeschreiblicher Arbeitslosigkeit, all dies nimmt sie sehr wohl wahr, und früh schon wird ihr soziales Interesse geweckt. Die politischen Veränderungen im Deutschland der ausgehenden Weimarer Republik sind zunehmend spürbar, und aus dem jungen Mädchen, das sich vormals für Wanderungen und Lieder aus der bündischen Bewegung begeistern ließ, wird zunehmend ein an den Strukturen der Gesellschaft interessierter Mensch. An der Hochschule für Politik wird die Heranwachsende noch zu Oberschulzeiten bereits mit einschlägiger marxistischer Literatur vertraut und tritt 1932 in den Kommunistischen Jugendverband ein.


Noch kurz vor dem Abitur wird die Schülerin im Sommer 1933 wegen “verbotener politischer Betätigung“ von den Nationalsozialisten des Oberlyzeums im Berliner Westend verwiesen. Unbeeindruckt davon setzt Ilse Münz ihre politische Tätigkeit fort, Hand- und Flugzettel werden von ihr hergestellt und verteilt, sie sammelt Geld für die Rote Hilfe und arbeitet für die von {ln:Renn, Ludwig ‚Ludwig Renn} herausgegebene Zeitschrift “Der Aufbruch“. Als die Nazis  die elterliche Wohnung, allerdings erfolglos, nach kommunistischer Literatur durchsuchen, wird Ilse Münz klar, wie gefährlich ein weiterer Aufenthalt in Deutschland  sein wird und geht im Oktober 1933 ins Exil nach Paris. Hier engagiert sie sich beim ‘Frauenkomitee gegen Krieg und Faschismus‘, gehört zu den Mitorganisatorinnen des Anfang August 1934 stattfindenden ‘Frauenkongress gegen Krieg und Faschismus‘ und arbeitet anschließend  am “Institut für das Studium des Faschismus“, wo sie auch ihren späteren Ehemann Georg Münz kennen lernt.


Während eines (von einer vermögenden Tante finanzierten) Aufenthaltes in Zürich, wo  sie an einer Handelsschule Schreibmaschine und Stenographie lernt, macht die junge Frau u.a. Bekanntschaft mit Arthur Koestler, der sie in das ‘Rabenhaus‘ am Hechtplatz, unweit des Limmatquais einführt, einem Treffpunkt bekannter Exilanten, wo unter der Ägide des Journalisten und Autors Rudolf Jakob Humm in dessen Haus bis 1938 regelmäßig Lesungen und literarische Veranstaltungen stattfinden. {ln:Giehse, Therese ‚Therese Giehse}, geht hier ebenso ein und aus wie Ignazio Silone, Ferdinand Lion, {ln:Mann, Erika ‚Erika} und {ln:Mann, Klaus ‚Klaus Mann} und {ln:Lasker-Schüler, Else ‚Else Lasker-Schüler}.  


Rudolf von Brentano und {ln:Mann, Thomas ‚Thomas Mann}, gehören ebenso zum Umfeld von Ilse Münz wie der Regisseur {ln:Langhoff, Wolfgang ‚Wolfgang Langhoff}, dessen Inszenierung des Theaterstücks „Die Moorsoldaten“ sie begeistert. Wegen illegaler politischer Tätigkeit – Ilse Münz unterstützt den Streik  der örtlichen Straßenbahner – wird sie zu sechs Tagen Haft verurteilt und anschließend über die Schweizer Grenze nach Frankreich abgeschoben.


Hier bereitet sie, angesichts der sich zunehmend verschärfenden politischen Lage, ihre Emigration nach Großbritannien, wo ihre hierhin emigrierten Eltern leben, vor. Von London organisiert sie dann die  Weiterreise nach Moskau und folgt dem bereits dorthin geflüchteten Georg Münz 1935 ins sowjetische Exil. Sie findet Arbeit bei “Mosfilm“, heiratet ihren politischen Wegbegleiter und Freund und wird bald darauf Mutter eines Sohnes. Im September 1937 wird Georg Münz im Zuge der stalinschen Repressionen verhaftet und in ein Straflager verbannt. Auch Ilse Münz muss ihre Arbeit bei der Filmfirma aufgeben und verdient von nun an als Krankenschwester den Familienunterhalt.


Erst 1956 kann die nunmehr wiedervereinte Familie in die damalige DDR zurückkehren, wo dann auch der zweite Sohn geboren wird. Nach dem Tod von Georg Münz findet seine Witwe, nicht zuletzt aufgrund ihrer hervorragenden Russisch-, Englisch- und Französisch-Sprachkenntnisse, Arbeit bei der DDR-Nachrichtenagentur ADN.


Neben ihrer beruflichen Tätigkeit, die sie auch als Rentnerin noch ausübt, engagiert sich die überzeugte Antifaschistin weiterhin politisch, auch und vor allem in der 1947 von NS-Opfern gegründeten “Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“ und der DRAFD, dem “Verband Deutscher in der Résistance, in den Streitkräften der Antihitlerkoalition und der Bewegung „Freies Deutschland“.


Quellen:

{ln:nw:http://www.drafd.de/?Ilse_Muenz} (Hermann-Ernst Schauer: Hilde Münz – eine aufrechte Antifaschistin)

{ln:nw:http://www.zeitzeugen-tv.com/dossier/movie/4683.html }

{ln:nw:http://www.defa.de/DesktopDefault.aspx?TabID=412&FilmID=Q6UJ9A00ADW9}

{ln:nw:http://buecherrezension.com/tag/literaturszene-zurich/ }

WIR FRAUEN 2015, PapyRossa Verlag Köln, 2015, S. 75

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