Drücke „Enter”, um zum Inhalt zu springen.

Katz, Otto

H.A.M. 0

Otto Katz (Pseudonyme: Rudolf Breda, André Simon[e], Spielhagen, Franz)

Schriftsteller

Geb. 27.05. 1895 in Jistebnice/ Österreich-Ungarn

Gest. 03.12. 1952 in Prag/ Tschechoslowakische Republik


Otto Katz wurde in eine deutschsprachige jüdische Familie geboren, die zur wohlhabenden Oberschicht des Ortes gehörte.  Der Vater, Edmund Katz, war Besitzer einer Lederfabrik und führte später einen Lebensmittelhandel. Die Mutter, Franstika Piskerova, starb als Otto 5 Jahre alt war. Nachdem sein Vater erneut geheiratet hatte, zog die Familie nach Prag und später nach Pilsen.


Während seiner klassischen Schulbildung in Prag erwies sich seine Sprachbegabung. Otto Katz sprach fließend Deutsch, Tschechisch, Englisch, Französisch und Russisch. 1913 ging er an die Kaiserliche Akademie in Wien, brach jedoch sein Studium ab und begann, auf Druck seines Vaters eine militärische Ausbildung. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde er eingezogen und am Heiligabend 1914 verwundet. Später desertierte er und wurde zu einer mehrmonatigen Festungshaft verurteilt. Nach Kriegsende arbeitete er kurzfristig beim Vogel Verlag in Pößneck/Thüringen und danach in Prag bei der Firma Meva, einem Metall verarbeitenden Betrieb. Der junge Otto war fasziniert von dem reichen Kulturleben der Stadt und frequentierte die angesagten Kaffeehäuser. Der jüdisch-deutsche Schriftsteller Rudolf Fuchs ermunterte ihn, die Schriftsteller- Laufbahn einzuschlagen. Allerdings war sein erster Gedichtband nicht sehr erfolgreich. Mit der Unterstützung seines Vaters konnte er sich dem Bohème-Leben widmen und kam mit {ln:Brod, Max ‚Max Brod}, {ln:Werfel, Franz ‚Franz Werfel} und Franz Kafka in Kontakt. Eng befreundet war er mit {ln:Kisch, Egon Erwin ‚Egon Erwin Kisch}, einem lebenslangen Mitstreiter.


Nach seiner Heirat mit Sonya Bogsová zog das Paar 1921 nach Berlin. Dort lernte er durch die Schwester von {ln:Buber-Neumann, Margarete ‚Margarete Buber-Neumann}, {ln:Gross, Babette ‚Babette Gross}, {ln:Münzenberg, Willi ‚Willi Münzenberg} kennen, dessen Lebensgefährtin sie war. Nach seiner Beschäftigung als Kunstkritiker und Verwaltungsdirektor des von {ln:Piscator, Erwin ‚Erwin Piscator} geleiteten Theaters am Nollendorfplatz erhielt er ein Stellenangebot des Verlegers Willi Münzenberg und wurde bald zu seinem Getreuen und engsten Mitarbeiter. Er wurde zum Leiter der „Universum Bücherei für alle“ ernannt, einem Buchclub für Arbeiter, der unter sowjetischem Einfluss stand und der versuchte, linke Autoren an sich zu binden. Er selbst war auch als Autor von „Neun Männer im Eis“ sehr erfolgreich.


1931 heiratete Otto Katz die deutsche Kommunistin Ilse Klagemann, die schon bald seine Sekretärin wurde. Seit den Wahlen 1930 machten die Nazis gegen die Kommunisten mobil. Otto Katz, der sowohl seitens der Polizei als auch – in Folge des Konkurses der Piscator-Bühne – seitens des Finanzamts unter Druck geriet, verzog nach Moskau, wo er die Leitung der deutschen Niederlassung von „Mirabom-Russ“ übernahm, einer von Willi Münzenberg gegründeten Filmproduktions-Gesellschaft. Er schrieb Artikel für Münzenbergs Zeitungen „Berlin am Morgen“ und „Welt am Abend“. Und er wandelte sich vom „bürgerlichen“ Sozialisten durch den Besuch der Internationalen Lenin-Schule zum Komintern-Spion. 1933 wurde Otto Katz von Münzenberg nach Paris beordert, wo er an den beiden „Braunbüchern“ arbeitete, die in mehreren Sprachen herausgegeben wurden.  Im Juli 1933 erschien in Paris das „Braunbuch über Reichstagsbrand und Hitlerterror“. Unter Federführung von Willi Münzenberg hatten die anonym bleibenden Autoren (zu denen auch der Schriftsteller Arthur Koestler gehörte) fingierte Dokumente und Beweise zusammengestellt, die belegen sollten, dass die Nationalsozialisten am 27. Februar 1933 den Reichstagsbrand selbst gelegt hatten. Das Buch informierte außerdem über die Brutalität der Judenverfolgung und den Terror in den Konzentrationslagern. Das Kapitel „Die Welt lässt sich nicht belügen“ enthält unter anderem einen Bericht Egon Erwin Kischs über seine Verhaftung in der Brandnacht und einen offenen Brief von {ln:Toller, Ernst ‚Ernst Toller} an Joseph Goebbels. Den Schutzumschlag gestaltete der Grafiker und Fotomontagekünstler John Heartfield. Das „Braunbuch II – Dimitroff contra Göring. Enthüllungen über die wahren Brandstifter“ erschien 1934.


Im Spanischen Bürgerkrieg leitete Otto Katz die kommunistische “Spanische Nachrichtenagentur” und veröffentlichte das Buch “Hitler in Spanien”. Mit Hilfe einer von Katz initiierten internationalen Kampagne konnte der von Franco inhaftierte  Arthur Koestler befreit werden und Katz half  ihm „Ein Spanisches Testament“ zu veröffentlichen. Im Zusammenhang mit dem Hitler-Stalin Pakt wurde er aus Frankreich ausgewiesen, kehrte jedoch in den französischen Untergrund zurück und floh schließlich nach dem Debakel der französischen Armee in die USA, wo er bereits 1936 die „Hollywood Anti-Nazi League for the Defense of American Democracy“ gegründet hatte. Nachdem er Ende 1940 auch aus den USA ausgewiesen wurde, schickte ihn Stalin nach Mexico, wo er drei Tage vor der Ermordung Trotzkis eintraf. Sowohl das FBI als auch Trotzkis Witwe waren überzeugt, dass er dabei die Hände im Spiel hatte.


Im März 1946 traf Katz im Auftrag Stalins in Prag ein, wo er Mitarbeiter und später Chefredakteur des kommunistischen Zentralorgans „Rudé Právo“ wurde. Nach 1948 leitete er die Presseabteilung des Außenministeriums. Am 11. Juni 1952 wurde er verhaftet, nachdem er zuvor aus der Partei ausgeschlossen wurde. Wegen des eigenen Weges, den Tito in Jugoslawien gegangen war, wollte Stalin ein Zeichen gegen abweichende Bewegungen setzen, und im November 1952 wurde Otto Katz zusammen mit anderen Genossen überwiegend jüdischer Abstammung angeklagt und zum Tode verurteilt. Am 3. Dezember, um 3 Uhr morgens, wurde das Urteil vollstreckt.


Zusammengestellt von:

Hans Joachim Schneider


Quellen:

{ln:nw:http://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Katz_%28Schriftsteller%29}

{ln:nw:http://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/wer-war-wer-in-der-ddr-%2363%3b-1424.html?ID=4553}

{ln:nw:http://fr.wikipedia.org/wiki/Otto_Katz}

{ln:nw:http://kalliope.staatsbibliothek-berlin.de/cgi-bin/kalliope_pnd.pl?12441785X}


Links (deutsch):

{ln:nw:https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=12441785X }


International:

{ln:nw:http://www.denoel.fr/Catalogue/DENOEL/Hors-collection/Biographies/Otto-Katz}

film{ln:nw:https://www.youtube.com/watch?v=9TUKI5D5B9k }

volume_up{ln:nw:http://www.franceinter.fr/player/reecouter?play=962256 } 

{ln:nw:http://elpais.com/diario/2011/07/10/eps/1310279212_850215.html }

Die Kommentare sind deaktiviert.