Rolf Kralovitz
Schauspieler, Autor und Kabarettist
Geb. 15.06. 1925 in Böhlitz-Ehrenberg (b. Leipzig)
Bereits Ende der 1920 Jahre übersiedelt die Familie ins Leipziger Waldstraßenviertel. Hier verbringt der Junge mit ungarischem Pass eine zunächst unbeschwerte Kindheit, bis Ende Januar 1933 die Nationalsozialisten an die Macht kommen. Aufgrund seiner jüdischen Abstammung muss Rolf Kralovitz 1935 an die von Ephraim Carlebach geleitete Höhere Israelitische Schule wechseln. Der Vater kehrt im selben Jahr noch 1935 nach Ungarn zurück, um dort eine neue Existenz aufzubauen. Seiner Frau und den Kindern wird ein Nachzug verwehrt, im Gegenteil: Der knapp 14jährige Rolf wird als Totengräber auf dem Städtischen Leipziger Friedhof zwangsverpflichtet, die Familie muss in das “Judenhaus“ in der Nordstraße 11 ziehen. Am 11. Oktober 1943 werden Kralovitz, seine Schwester Annemarie und die Mutter durch Angehörige der Gestapo verhaftet. Rolf Kralovitz kommt ins Konzentrationslager Buchenwald und wird als Häftling mit der Nummer 10.090 zur Zwangsarbeit im Gustloff-Werk II bei der Rüstungsproduktion eingesetzt. 1945 wird das KZ Buchenwald befreit. Rolf Kralovitz kehrt als einziger Überlebender seiner engsten Familie im Mai desselben Jahres noch nach Leipzig zurück.
In Leipzig kann Rolf Kralovitz schließlich als Schauspieler eine Beschäftigung finden und tritt im Palast-Theater (Leipziger Zoo) sowie im Casino Belge auf. Als er sich weigert, in die neu-gegründete SED einzutreten, verliert er seine Anerkennung als “Opfer des Faschismus erster Klasse“. Im Herbst 1946 übersiedelt Kralovitz nach München, erhält hier ein Engagement beim Kabarett Simpl und erste Rollen als Film-Darsteller. 1949 wandert in die USA aus. Hier lebt mit einer Tante noch Verwandtschaft, die dem Holocaust entkommen ist. In New York lernt Rolf Kralovitz die Tochter des Schriftstellers Walter Meckauer kennen, die beiden heiraten und übersiedeln schließlich, nach einer Lesereise durch die Bundesrepublik Deutschland Anfang der 50er Jahre, zuerst nach München (für Kralovitz ja quasi eine Rückkehr), später ins rheinische Köln.
In der Domstadt setzt Rolf Kralovitz zunächst seine Schauspielkarriere fort, ist ab 1960 dann Fernseh-Produktionsleiter beim WDR, wird jedoch infolge einer Erblindung 1975 frühpensioniert. Seither verfasst er Bücher und Dokumentationen zur Aufarbeitung der NS-Zeit (z.B. “ZehnNullNeunzig in Buchenwald – Ein jüdischer Häftling erzählt“) und folgt immer wieder auch Zeitzeugen-Einladungen an Schulen.
Rolf Kralovitz präsidiert der 1992 gegründete Ephraim-Carlebach-Stiftung und übernimmt 2010 die Ehrenpräsidentschaft. Seinen Namen trägt die Spezialbibliothek der Stiftung zur Leipziger und Jüdischen Geschichte, und auf dem Alten Israelitischen Friedhof in Leipzig erinnert ein von Kralovitz seiner Familie gewidmeter Gedenkstein an das Schicksal der Ermordeten.
Quelle:
{ln:nw:http://de.wikipedia.org/wiki/Rolf_Kralovitz }
Literatur:
Rolf Kralovitz: “ZehnNullNeunzig in Buchenwald – Ein jüdischer Häftling erzählt.“ Hrsg. Ephraim Carlebach Stiftung, Walter-Meckauer-Kreis, Köln, 1996, ISBN 3-923622-10-4
Links (deutsch):
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International:
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