Helen(e) (Elly) Adolf
Germanistin und Schriftstellerin
Geb. 31.12. 1895 in Wien/ Österreich-Ungarn
Gest. 31.12. 1998 in State College (Pennsylvania)/ USA
Die Rechtsanwaltstochter wächst als eines von zwölf Kindern in ihrer Geburtsstadt auf. Zuerst erhält sie Privatunterricht, verbringt ihre ersten Schuljahre im Beamtentöchterverein und besucht dann die fortschrittliche Schule der Eugenie Schwarzwald. Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges meldet sie sich freiwillig zum Krankenpflege-Hilfsdienst am Wiener Rudolfspital.
1915 beginnt sie an der Wiener Kunstschule für Frauen und Mädchen sowie an der Kunstgewerbeschule Malerei zu studieren, wechselt jedoch vier Jahre später zum Studium der Germanistik und Romanistik an die Universität Wien, wo sie 1923 dann auch mit einer Dissertation über die Dramentechnik Strindbergs summa cum laude zum Dr. phil promoviert. Erst 1926 kehrt sie, nach mehrjähriger Pflege ihres Vaters, wieder an die Universität zurück. Zu ihren wissenschaftlichen Mentoren jener Jahre gehören neben der Romanistin Elise Richter der Altgermanist Max Hermann Jellinek, der Philologe Robert Franz Arnold und Karl Beth, bei dem sie ihre religionspsychologische Ausbildung erhält. 1929 veröffentlicht sie ihre erste Publikation, eine Übersetzung von “Therese von Avila. Der Lebensroman einer Heiligen“ von Jeanne Galzy. 1930 und 1932 erscheinen zwei Gedicht-Anthologien im Leipziger Reclam-Verlag, Mitte der 30er Jahre publiziert Helen Adolf ihre Abhandlungen zum Parzifal-Thema und 1937 eine Monografie unter dem Titel “Wortgeschichtliche Studien zum Leib/ Seele-Problem“.
Im Frühjahr 1938 erfolgt der sogenannte Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland, mit weitreichenden Konsequenzen auch und vor allem für die jüdischen BürgerInnen des Landes. Zahlreiche Österreicher emigrieren vor den Nazis ins Ausland, unter ihnen so renommierte Persönlichkeiten wie der Schriftsteller {ln: Fried, Erich ‚Erich Fried}, der Regisseur {ln:Wilder, Billy ‚Billy Wilder} und der Journalist {ln:Troller, Georg Stefan ‚Georg Stefan Troller}. 1939 emigriert auch Dr. Helen Adolf in die Vereinigten Staaten von Amerika, wo in Philadephia ihre Schwester seit 1931 eine Professur für medizinische Kolloidchemie an der Temple University innehat.
Ein Großteil ihrer Manuskripte und Aufzeichnungen ist zu diesem Zeitpunkt bereits verloren oder vernichtet. Mit Unterstützung des American Friends Service Committee kann Helen Adolf sich eine neue Existenz aufbauen, schreibt sich an der University of Pennsylvania für ein Spanisch-Studium ein und unterrichtet in der Folgezeit an Schulen in Virginia und Colorado. Ab 1943 lehrt die Germanistin an der Pennsylvania State University, wechselt 1947 zum University Park Campus und erhält dort ab 1953 auch eine Professur. Ihre wissenschaftlichen Arbeiten verfasst die Exilantin alternativ in Deutsch oder Englisch, schreibt daneben aber auch weiterhin Lyrik, und zwar ausnahmslos in deutscher Sprache. 1947 wird ihr von Richard Stoehr vertontes Gedicht “Belvedere in Wien“ im dortigen Konzerthaus aufgeführt und Anfang der 60er Jahre erscheint unter dem Titel “Werden und Sein“ eine Gedichtsammlung aus fünf Jahrzehnten. “Für ihre lebenslange Forschung zur Legende des Heiligen Grals, veröffentlicht in „Visio Pacis. Holy City and Grail. An Attempt at an Inner History of the Grail Legend“ (1960), (wird) sie mit dem Louis H. Bell Memorial Award ausgezeichnet“ (hier zitiert aus: R. Müller, {ln:nw:http://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_A/Adolf_Helen_1895_1998.xml})
Prof. Dr. Helen(e) Adolf, Mitglied der Internationalen Gesellschaft für Religionspsychologie, der Medieval Academy of America, der Linguistic Society of America, der Arthurian Society sowie des P.E.N.-Clubs Österreich stirbt in ihrer US-amerikanischen Exilheimat im Alter von fast 103 Jahren.
Quellen:
Wall, Renate: Lexikon deutschsprachiger Schriftstellerinnen im Exil 1933-1945, Haland & Wirth/ Psychosozial-Verlag Gießen 2004, ISBN 3-89806-229 5, S. 11f.
{ln:nw:http://www.psychosozial-verlag.de/pdfs/leseprobe/9783898062299.pdf }
{ln:nw:http://en.wikipedia.org/wiki/Helen_Adolf }
{ln:nw:http://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_A/Adolf_Helen_1895_1998.xml }
International:
{ln:nw:http://www.jstor.org/discover/10.2307/4172904?uid=3738016&uid=2&uid=4&sid=21106362773091 }
{ln:nw:http://www.jstor.org/discover/10.2307/459265?uid=3738016&uid=2&uid=4&sid=21106362773091 }
{ln:nw:http://www.jstor.org/discover/10.2307/402029?uid=3738016&uid=2&uid=4&sid=21106362773091 }
{ln:nw:http://www.jstor.org/discover/10.2307/4172731?uid=3738016&uid=2&uid=4&sid=21106362773091 }
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