Ruth Schaumann
Lyrikerin, Schriftstellerin, Bildhauerin und Graphikerin
Geb. 24.08. 1899 in Hamburg
Gest. 13.03. 1975 in München
Die preußische Offizierstochter wächst mit drei Geschwistern (von denen der Bruder Felix sehr früh schon verstirbt) in der Garnisonstadt Hagenau im damals zum Deutschen Kaiserreich gehörenden Elsass auf. Infolge einer Scharlacherkrankung verliert die kleine Ruth in jungen Jahren ihr Gehör. Daraufhin schickt die Familie sie, zusammen mit ihrer Kinderfrau, nach Hamburg, wo die Sechsjährige mit zwei gehörlosen Kindern eines Großkaufmannes in dessen Haus privaten Unterricht erhält und in dieser Zeit auch die Fähigkeit erwirbt, von den Lippen zu lesen.
Mit knapp 18 Jahren übersiedelt Ruth Schaumann nach München: Sie will Modezeichnerin werden. Bereits zu dieser Zeit entstehen erste Gedichte, die sie später in ihrem Debutwerk “Die Kathedrale“ (1920) veröffentlicht. Auf Anregung des katholischen Priesters Alois Wurm bewirbt sich Ruth Schaumann im Januar 1918 an der Münchner Kunstgewerbeschule, wird in die Bildhauerklasse von Joseph Wackerle aufgenommen und mit ihrer Plastik “Verkündigung“ im Januar 1921 dann zur Meisterschülerin ernannt. Nicht zuletzt durch den im November 1923 in der literarischen Monatszeitschrift “Hochland“ erscheinenden Aufsatz “Ruth Schaumann: Plastik und Dichtung“ wird die junge Künstlerin einer größeren Öffentlichkeit bekannt. Den Verfasser des Artikels, der Schriftleiter des “Hochland“, Friedrich Fuchs wird sie ein Jahr später in München heiraten, nachdem Ruth Schaumann zum katholischen Glauben konvertiert ist.
Bald nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten Anfang 1933 verliert der Nazi-Gegner Friedrich Fuchs seine Anstellung. Und zwei Jahre darauf gilt auch Ruth Schaumanns künstlerisches Schaffen als “entartet“. Als Schriftstellerin kann sie allerdings weiter publizieren, wenn auch einige ihrer Bücher verboten werden. Ruth Schaumanns Werk, das neben Gedichten und Romanen, Erzählungen, Legenden, Novellen, Märchen, Spielen, Kinderbüchern und Essays umfasst, ist vor allem von ihrer tiefen christlichen Haltung geprägt. “In einer von moralischem Pathos getragenen, antikisierenden Sprache kreisen ihre Romane zumeist um Frauengestalten, die ihre Erfüllung im Leben als Liebende, Ehefrau und Mutter suchen.“ (Hier zitiert aus: Wall, Renate: Lexikon deutschsprachiger Schriftstellerinnen im Exil 1933-1945, Verlag Haland & Wirth/ Psychosozial-Verlag, Gießen 2004, S. 389f.). 1937 erscheint die Novelle “Der Petersiliengarten“, 1941 der Roman “Die Silberdistel“.
Nach Kriegsende wendet sich Schaumann, deren Liebe auch dem Scherenschnitt gehört (und deren Schaffen auf diesem Gebiet im Deutschen Scherenschnittmuseum ebenso gewürdigt wird wie das von {ln:Reiniger, Lotte ‚Lotte Reiniger}), verstärkt der sakralen Kunst zu. Es entstehen Altarbilder, Skulpturen, Kreuzwege und Kirchenfenster. Daneben arbeitet sie aber auch weiterhin schriftstellerisch und veröffentlicht zahlreiche Romane und Erzählungen, teilweise mit eigenen Illustrationen. Höhepunkt ihres späten literarischen Schaffens ist ihr 1968 bei F. H. Kerle in Heidelberg erscheinender autobiografischer Roman “Das Arsenal“.
Ihre letzte Ruhe findet die vielseitig begabte Künstlerin neben ihrem Mann auf dem Winthirfriedhof im Münchner Stadtteil Neuhausen. Zum 100. Geburtstag von Ruth Schumann erscheint 1999 im Hamburger Signum-Verlag postum ihr unvollendetes Manuskript “Der Kugelsack“, angelegt quasi als Fortsetzung ihres drei Jahrzehnte zuvor erschienen autobiographischen Romans.
Quellen:
{ln:nw:http://de.wikipedia.org/wiki/Ruth_Schaumann }
Wall, Renate: Lexikon deutschsprachiger Schriftstellerinnen im Exil 1933-1945, Verlag Haland & Wirth/ Psychosozial-Verlag, Gießen 2004, S. 389f.
Links (deutsch):
{ln:nw:https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=118754173 }
{ln:nw:http://www.lueneburger-heide-info.de/historisches_uelzen/schaumannsche_villa/index.htm }
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