Lilian Harvey (eigtl. Lilian Helene Muriel Pape)
Schauspielerin und Sängerin
Geb.19.1.1906 in London-Hornsey/ Großbritannien
Gest. 27.7.1968 in Juan-les-Pins/ Frankreich.
„Das gibt’s nur einmal, das kommt nie wieder“…
(aus Der Kongreß tanzt, 1931)
Während ihrer Schulzeit in London nimmt Lilian Pape ohne das Wissen ihrer Mutter Ballettunterricht. 1914 hält sich die Familie zu Besuch in Magdeburg auf und kann infolge des Kriegsausbruchs nicht mehr nach Großbritannien zurückkehren. Die Kriegsjahre verbringt Pape in Solothurn in der Schweiz bei einer Tante, während sich ihre Familie in Berlin niederläßt. Nach dem Abitur 1923 Abitur besucht sie in Berlin die Ballettschule der Deutschen Staatsoper und erhält Engagements als Tänzerin in Ungarn und Österreich. In diese Zeit fällt auch der Namenswechsel; fortan trägt sie den Mädchennamen ihrer Großmutter und nennt sich Lilian Harvey.
Ihr Engagement für die Revue Wien gib‘ acht! wird in der österreichischen Haupstadt 1924 ein großer Erfolg. Im selben Jahr folgt ihre erste Filmrolle in dem Stummfilm „Der Fluch“ und der Abschluß eines Siebenjahresvertrages mit dem Berliner Regisseur und Produzenten Richard Eichberg.
Als Partnerin von Otto Gebühr erhält Lilian Harvey 1925 in Leidenschaft ihre erste Hauptrolle und dreht in den Folgejahren mit Eichberg zahlreiche weitere Musikkomödien. Zu ihren ersten großen Erfolgen zählt der Streifen Liebe und Trompetenblasen aus dem Jahr 1925.
Das „Traumpaar“ Lilian Harvey und Willy Fritsch steht zum erstenmal 1926 in der Operettenverfilmung Die keusche Susanne vor der Kamera. Es sollen noch elf weitere gemeinsame Filme in den nächsten Jahren folgen. Lilian Harvey erhält Angebot von der Ufa und der amerikanischen Universal.
Nach Dreharbeiten in Großbritannien dreht Lilian Harvey 1930 mit der romantischen Komödie Liebeswalzer ihren ersten Tonfilm, erneut mit Willy Frisch als Partner. Gemeinsam drehen die auch privat Befreundeten Kassenschlager wie Hokuspokus (1930), Die Drei von der Tankstelle (1930), Der Kongreß tanzt (1931) und Ein blonder Traum (1932). Harvey ist in Deutschland mittlerweile zur populärsten Ufa-Schauspielerin avanciert und die in ihren Filmen gesungenen Lieder Ein Freund, ein guter Freund und Das gibt’s nur einmal, das kommt nie wieder werden zu bekannten Schlagern. Da die Filme teilweise zusätzlich auf Englisch und Französisch gedreht werden, wird die Harvey auch international bekannt. 1931 erwirbt sie in Cap d’Antibes an der französischen Cote d’Azur die Villa Asmodeé, die bis zu ihrem Tod ihr Refugium sein wird.
Während der Dreharbeiten zu Fanny Elßner wird der Choreograph Jens Keith verhaftet. Lilian Harvey setzt sich für seine Freilassung ein und verhilft ihm anschließend zur Flucht in die Schweiz. Sie wird daraufhin von der Gestapo vernommen. Da sie auch weiteren von der Verfolgung bedrohten Menschen – darunter jüdischen Kollegen – hilft, wird sie von der Gestapo unter Beobachtung gestellt und erhält anonyme Drohbriefe. Geschützt durch ihr internationales Renommee und einen britischen Paß kann sie jedoch noch bis 1939 in Deutschland arbeiten.
Die Filme Die Drei von der Tankstelle und Der Kongress tanzt werden verboten, da zu den Mitwirkenden viele Juden gehören und die Filme nicht der nationalsozialistischen Kunstauffassung entsprechen.
Mit Frau am Steuer dreht Lilian Harvey – in den Jahren 1928-1932 der höchstbezahlte Star der Ufa – ihren letzten Film in und emigriert im Frühjahr 1939 – unter Zurücklassung des größten Teils ihres Vermögens – nach Frankreich, wo sie die Einkünfte des 1940 entstandenen Historienfilms Sérénade verletzten französischen Soldaten des Ersten Weltkriegs zugute kommen läßt.
Sie erhält mehrere Bühnenengagements in verschiedenen Städten und wird – seit ihrer Hauptrolle in dem erfolgreichen Stück Blithe Spirit, mit dem sie durch die USA tourt -, eine gefragte Theaterschauspielerin. Für das Office of War Information wirkt sie an Radiosendungen auf deutsch und italienisch mit.
Zum Jahresende 1945 tritt Lilian Harvey in der New Yorker Carnegie Hall im Rahmen einer Benefizshow für deutsche und österreichische Juden auf. Im Dezember 1946 kehrt sie nach Europa zurück und geht mit der Revue Paris s’amuse von Paris aus aif Tournee durch die französische Provinz und Belgien, gefolgt von Gesangstourneen durch Skandinavien und – 1948 – Ägypten.
Erst vier Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges kehrt der einst gefeierte Ufa-Star im September 1949 für ein Gastspiel nach Deutschland zurück. Es folgen Theaterauftritte in der Bundesrepublik, Dänemark und Spanien. Eine Tuberkuloseerkrankung zwingt sie 1950 zu einem längeren Sanatoriumsaufenthalt in der Schweiz. 1953 heiratet Lilian Harvey den dänischen Theateragenten Hartvig Valeur-Larsen.
Gastspielreisen führen sie Mitte der fünfziger Jahre in die DDR. 1957 wird sie von Valeur-Larsen geschieden. Als Wiedergutmachung für ihr beschlagnahmtes Vermögen erhält Harvey von der Bundesrepublik eine Rente. Sie zieht sich mit ihrer Lebensgefährtin und Mitarbeiterin Else-Pitty Wirth in Juan-les-Pins, eröffnet eine Boutique und vermietet Ferienbungalows. Ihr Comeback als Theaterschauspielerin Anfang der sechziger Jahre findet weder bei der Kritik noch beim Publikum die erhoffte Resonanz.
In der Nacht vom 26. zum 27. Juli 1968 stirbt Lilian Harvey in Juan-les-Pins an den Folgen einer Gelbsucht und findet auf dem Friedhof Robiac in Antibes ihre letzte Ruhe.
Literatur:
Antje Ascheid: Lilian Harvey: International Stardom,
German Comedy, and the `Dream Couple´, in: Hitler´s
Heroines, Philadelphia 2003, S.98-154
Hans Borgelt: Das süßeste Mädchen der Welt.
Die Lilian-Harvey-Story. Bayreuth 1979
Links (deutsch):
http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/HarveyLilian
http://www.adk.de/lilianharvey
http://www.fachinformation-filmwissenschaft.de/person/h/harvey.html
http://www.kinotv.com/proc/bio/bio.cfm?namecode=42733
International:
http://www.german-cinema.de/archive/film_view.php?film_id=1038
http://www.h-net.org/reviews/showrev.cgi?path=123091066352553
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