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Graetz, Paul

H.A.M. 0

Paul Graetz

Komiker, Kabarettist und Filmschauspieler

Geb. 02. 07. 1890 in Glogau/ Schlesien (heute Głogów/ Polen) (nach anderen Quellen:  04.08. 1889 bzw. 02.07. 1890 in Berlin)

Gest. 16.02. 1937 in Hollywood (Los Angeles)/ USA


“Wenn eena dot is, kriste ’n Schreck.

Denn denkste: Ick bin da, un der is weg.

Un hastn jern jehabt, dein Freund, den Schmidt,

denn stirbste ’n kleenet Sticksken mit.“

 

(Kurt Tucholsky/ Theobald Tiger: “Wenn eena dot is“. Für Paul Graetz“, in:

Die Weltbühne, 24.05.1932, Nr. 21, S. 792 *)


Seine berufliche Neigung gilt weniger der familiären Kaufmanns-Tradition, sondern vielmehr der Schauspielerei. Und so steht Paul Graetz mit kaum 21 Jahren 1911 beim Neuen Theater in Frankfurt am Main zum ersten Mal auf der Bühne und wechselt fünf Jahre später schon zum Deutschen Theater nach Berlin, wo er unter der Regie von Max Reinhardt in Shakespeares “Kaufmann von Venedig“ debütiert. Neben dem “ernsten“ Fach gilt seine Leidenschaft dem Kabarett. 1919 (in diesem Jahr porträtiert in der Maler {ln:Meidner, Ludwig ‚Ludwig Meidner}) ist Graetz an der  Wiederbelebung des literarischen Kabaretts Schall und Rauch beteiligt und bringt dort Stücke von {ln:Tucholsky, Kurt ‚Kurt Tucholsky} und {ln:Mehring, Walter ‚Walter Mehring} auf die Bühne. Hier gibt es nur Kabarett vom Feinsten, und neben der jungen {ln:Hase, Annemarie Annemarie Hase stehen so renommierte Künstlernamen wie die von  {ln:Heymann, Werner Richard ‚Werner Richard Heymann}, {ln:Hollaender, Friedrich ‚Friedrich Hollaender}, Kurt Tucholsky, Klabund, {ln:Mehring, Walter ‚Walter Mehring}, {ln:Spoliansky, Mischa ‚Mischa Spoliansky}, {ln:Ringelnatz, Joachim ‚Joachim Ringelnatz} und {ln:Ebinger, Blandine ‚Blandine Ebinger} auf dem Programmzettel der Kleinkunstbühne, die im Großen Schauspielhaus von Max Reinhardt nun ihre neue künstlerische Heimat gefunden hat.


1925 scheidet Graetz aus dem Ensemble des Deutschen Theaters aus und arbeitet fortan als freier Film- und Bühnenschauspieler, auch fürs Kabarett. 1928 tritt er im Kabarett der Komiker und im Alt-Bayern auf. Am 18. Januar 1930 gelangt “Sturm über Berlin“ zur Aufführung, und an der Seite von Paul Graetz stehen Theatergrößen jener Tage wie {ln:Busch, Ernst ‚Ernst Busch}, {ln:Valetti, Rosa ‚Rosa Valetti} und Karl Valentin auf der Bühne. In der Max Reinhardt-Inszenierung von “Hoffmans Erzählungen“ spielt  Paul Graetz 1931 noch einmal im Großen Schauspielhaus. Auch der Film besetzt den Komiker immer wieder gerne für groteske Charaktere. Der Liebhaber des kritisch Hintersinnigen nimmt noch im Januar 1933, kurz vor der “Machtübergabe“ an die Nationalsozialisten, in einem Tonstudio “Augen der Großstadt“ von Kurt Tucholsky auf.


Wenig später nur, am 28. Februar 1933, flieht der Kabarettist  aus Hitler-Deutschland nach Großbritannien, nicht zuletzt aufgrund seiner jüdischen Herkunft und der in seinen Stücken immer wieder zum Ausdruck gebrachten unverhohlenen Kritik am Nationalsozialismus. In London lernt Graetz intensiv Englisch, übernimmt zunächst kleine Filmrollen, steht 1934 an der Seite des noch unbekannten Errol Flynn in “Murder at Monte Carlo“ vor der Kamera und übernimmt im selben Jahr auch einen Part in der britischen Verfilmung von “Jud Süss“ (“Jew Süss“) – im Unterschied zum 1940 gedrehten gleichnamigen deutschen Nazi-Propagandafilm von Veit Harlan eine authentische Adaption des gleichnamigen {ln:Feuchtwanger, Lion ‚Feuchtwanger}-Romans mit {ln:Veith, Hans Walter Conrad ‚Conrad Veidt} in der Titelrolle.


Ende Dezember 1935 reist Paul Graetz weiter nach New York, übersiedelt von dort später ins kalifornische Film-Mekka, nach Hollywood, erhält aber hier in der Folgezeit lediglich  Rollen in diversen B-Streifen. Kurz vor Beginn der Dreharbeiten für “Maria Walewska“ verstirbt der Schauspieler im Alter von nur 46 Jahren an den Folgen eines Gehirnschlags. Seine Freunde und künstlerischen Wegbegleiter Max Reinhardt und {ln:Toller, Ernst ‚Ernst Toller} halten die Grabrede.


Quellen:

{ln:nw:https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Graetz_%28Kabarettist%29 }

*) Das Eingangszitat wurde entnommen aus: {ln:nw:http://www.textlog.de/tucholsky-wenn-paul-graetz.html}

{ln:nw:http://www.artnet.de/k%C3%BCnstler/ludwig-meidner/bildnis-des-schauspielers-paul-graetz-oVYucmrrnuKkp4CzrgAKcQ2 }

{ln:nw:http://www.lexm.uni-hamburg.de/object/lexm_lexmperson_00004299 }

{ln:nw:http://www.imdb.com/name/nm0333675/ }


Links (deutsch):

{ln:nw:http://www.filmportal.de/person/paul-graetz_65d9b89313f24f08b6be1adb4f07d03c }

{ln:nw:https://books.google.de/books?id=T0wz3etGJoUC&pg=PA206&lpg=PA206&dq=Paul+Graetz&source=bl&ots=CK2NRixYPw&sig=9xDPoCpi4DFLW5kItez8-6IUq54&hl=de&sa=X&ved=0CCcQ6AEwAjg8ahUKEwiPt4mcgsLIAhWB2xoKHa5eD7k#v=onepage&q=Paul%20Graetz&f=false }

{ln:nw:http://www.cyranos.ch/smgrae-d.htm }

film{ln:nw:http://www.cabaret-berlin.com/?p=408}

volume_up{ln:nw:https://www.youtube.com/watch?v=0S5thnK-eOo}

volume_up{ln:nw:https://www.youtube.com/watch?v=hp3nidh0wog }

volume_up{ln:nw:https://www.youtube.com/watch?v=pyFogjSgLxg }

{ln:nw:http://www.steffi-line.de/archiv_text/nost_film20b40/293_graetz_paul.htm }

{ln:nw:http://www.kabarettarchiv.de/KabaPDF/Paul%20Graetz.pdf }

{ln:nw:http://www.mnemosyne.de/graetz.html }

{ln:nw:https://www.freitag.de/autoren/lutz-herden/vorbei-verweht-nie-wieder }


International:

{ln:nw:http://www.virtual-history.com/movie/person/885/paul-graetz }

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