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Lasch, Agathe

H.A.M. 0

Agathe Lasch

Germanistin

Geb. 04.07. 1879 in Berlin

Gest. 18.08. 1942 in Riga/ sog. “Reichskommissariat Ostland“

 

Die Tochter einer jüdischen Kaufmannsfamilie wird in ökonomisch bescheidenen Verhältnissen groß, absolviert aber dennoch, ebenso wie ihre Schwestern, eine Ausbildung zur Lehrerin und unterrichtet danach bis 1906 an verschiedenen Mädchen- und Gewerbeschulen. Aber Agathe Lasch will studieren, und dafür braucht sie das Abitur, was damals im wilhelminischen Kaiserreich für Frauen noch nicht so ohne weiteres möglich ist. Bereits seit 1904 bereitet sie sich aber zielstrebig und privat darauf vor, legt die Reifeprüfung im September 1906 am Kaiserin-Augusta-Gymnasium in Berlin-Charlottenburg nach und immatrikuliert sich anschließend für Germanistik, was in Berlin nicht möglich ist, “weil der Berliner Germanist Gustav Roethe sich weigerte, die Frau Agathe Lasch zu seinen Seminaren zuzulassen. Sie wehrte sich juristisch dagegen, aber leider bekam er Recht“ (hier zitiert aus: {ln:nw:http://www.berlin.de/ba-charlottenburg-wilmersdorf/aktuelles/reden/artikel.199592.php} ). So nimmt sie dann das Studium zuerst an der Universität in Halle auf und wechselt später nach Heidelberg.  Gefördert wird die junge Wissenschaftlerin in ihren Studienjahren  auch und vor allem von dem renommierten Mediävisten und Laschs späteren Doktorvater Wilhelm Braune, den sie in ihrer Promotionsschrift über die “Geschichte der Schriftsprache in Berlin bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts“ aus dem Jahre 1909 ausdrücklich dankend erwähnt.

 

Ihre sehr guten Leistungen bringen der Nachwuchsakademikerin einen Ruf als Associate Professor an die Frauenuniversität Bryn Mawr in Pennsylvania/ USA ein. Dort entsteht 1914 Laschs Mittelniederdeutsche Grammatik, ein bis heute gültiges  Standardwerk der germanistischen Forschung. Infolge des US-amerikanischen Kriegseintritts kehrt die Wissenschaftlerin 1917 nach Deutschland zurück und arbeitet als Assistentin am Deutschen Seminar in Hamburg. Nach ihrer Habilitation 1919 erhält Agathe Lasch 1923 als erste Frau an der Universität Hamburg sowie als erste deutsche Germanistin überhaupt den Professorentitel. 1926 wird für sie an der Universität der Hansestadt ein außerordentlicher Lehrstuhl für Niederdeutsche Philologie geschaffen. In der Folgezeit setzte Lasch dort die in ihrer Dissertation begonnenen Studien zur Berliner Sprachgeschichte fort, veröffentlicht 1928 unter dem Titel “Berlinisch“. Daneben arbeitet sie, gemeinsam mit dem Niederdeutsch-Experten Conrad Borchling, an zwei großen Wörterbuchprojekten zur systematischen Erschließung des Sprachschatzes der Hansezeit und der Hamburger Mundart. Die ersten Exemplare zum “Mittelniederdeutschen Handwörterbuch“ erscheinen ab 1928, das  darauffolgende “Hamburgische Wörterbuch2 (auf der Grundlage ihrer Vorarbeiten) erst 14 Jahre nach ihrem Tod, ab 1956.

 

Agathe Laschs sofortige Entlassung nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten kann zunächst noch durch die Intervention ausländischer   Wissenschaftler verhindert werden, 1934 aber verliert die Germanistin ihren Lehrstuhl. Drei Jahre später übersiedelt Lasch zu ihren Schwestern nach Berlin, wo sie versucht, ihre Forschungstätigkeit fortzusetzen, was ihr allerdings  durch die nationalsozialistischen Machthaber zunehmend erschwert wird. Sie wird mit Publikationsverbot belegt und darf keine öffentlichen Bibliotheken mehr betreten. Am 8. Dezember 1938 werden jüdischen WissenschaftlerInnen zudem alle Sondergenehmigungen entzogen, die zur Benutzung von Hochschulbibliotheken berechtigen. Agathe Laschs eigene umfangreiche Bibliothek mit rund 4000 Bänden wird am 9. Juli 1942 beschlagnahmt. Und auch die Annahme von Rufen an ausländische Universitäten (1939 ins estnische Dorpat und später nach Oslo) wissen die Nazis zu verhindern.

 

“Mehr als 35.000 Berliner Juden wurden zwischen 1941 und 1945 in so genannten Osttransporten deportiert und anschließend grausam ermordet. Am 15. August 1942 startete vom Güterbahnhof Moabit mit dem Ziel Riga der 18. derartige Deportationszug, dessen Insassen drei Tage später nach ihrer Ankunft in den Wäldern um Riga getötet wurden. Eines der rund 1.000 Opfer dieses Todestransports war Agathe Lasch…“ (Hier zitiert aus: {ln:nw:https://www.uni-heidelberg.de/universitaet/heidelberger_profile/historisch/lasch.html)})

 

Werke:

  • Ø Geschichte der Schriftsprache in Berlin bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts, Dissertation, Universität Berlin 1909
  • Die Mittelniederdeutsche Grammatik (1914)
  • Ø Der Anteil des Plattdeutschen am niederelbischen Geistesleben im 17. Jahrhundert, Habilitationsschrift, Universität Hamburg 1919
  • Berlinisch. Eine berlinische Sprachgeschichte (1928)
  • Mittelniederdeutsches Handwörterbuch. Lfg. 1–7 (1928 bis 1934)
  • Beate Hennig, Jürgen Meier: Kleines Hamburgisches Wörterbuch, Wachholtz Verlag, Hamburg 2006, ISBN 3-529-04650-7

 

Quellen:

{ln:nw:https://de.wikipedia.org/wiki/Agathe_Lasch }

{ln:nw:http://www.agathe-lasch.de/Biographie.htm }

{ln:nw:http://www.berlin.de/ba-charlottenburg-wilmersdorf/aktuelles/reden/artikel.199592.php }

{ln:nw:https://www.uni-heidelberg.de/universitaet/heidelberger_profile/historisch/lasch.html }

 

Links (deutsch):

{ln:nw:https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=116747668 }

{ln:nw:http://hup.sub.uni-hamburg.de/volltexte/2011/112/pdf/HamburgUP_Nicolaysen_Hauptgebaeude.pdf }

{ln:nw:http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/lasch-agathe }

{ln:nw:https://www.ub.hu-berlin.de/de/literatur-suchen/sammlungen/bestaende-der-historischen-und-spezialsammlungen-der-bibliothek/bucher-aus-der-bibliothek-von-agathe-lasch/agathe-lasch#Literatur }

{ln:nw:http://www.jstor.org/stable/43341446?seq=1#page_scan_tab_contents }

{ln:nw:http://www.rostocker-liederbuch.de/darl/index.php?id=81 }

{ln:nw:https://bibliothek.univie.ac.at/provenienzforschung/files/Harbeck_Kobold_Abstact.pdf }

{ln:nw:http://www.vnds.de/de/verein-fuer-niederdeutsche-sprachforschung.html }

 

International:

{ln:nw:http://www.worldcat.org/identities/lccn-n87-893294/ }

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