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Sachs, Albert Louis

H.A.M. 0

Albert Louis (“Albie“) Sachs

Jurist und Autor

Geb. 30.01. 1935 in Johannesburg/ Südafrika

 

Obwohl sein eigentliches Interesse der Medizin gilt, entscheidet sich der Sohn aus einer jüdischen Familie mit litauischen Wurzeln zum Studium der Rechtswissenschaften an der Universität von Kapstadt. Der hochbegabte junge Mann, der bereits im Alter von 15 Jahre zu studieren beginnt, verlässt die Universität, das Abschlussexamen in der Tasche, mit erst einundzwanzig Jahren.

 

Bereits sein Elternhaus hat früh das politische Interesse in ihm geweckt: Beide Eltern von Albert Louis Sachs gehören der kommunistischen Jugendbewegung an, der Vater wird verhaftet und verurteilt und flieht 1953 nach Großbritannien. Und auch der Sohn engagiert sich früh politisch und steht an der Universität der “Modern Youth Society“ nahe, die für Meinungsfreiheit und eine gleichberechtigte Gesellschaft ohne Rassenschranken eintritt. Anfang der 50er Jahre nimmt er an der “Defiance of Unjust Laws Campaign“ teil, die mit zivilem Ungehorsam gegen die Apartheid protestiert. Als “Albie“ Sachs demonstrativ bei der Post in dem für “Nicht-Weiße“ reservierten Bereich Platz nimmt, wird umgehend festgenommen, aber aufgrund der Tatsache, dass er noch nicht volljährig ist, wieder freigelassen.

 

Nach dem Abschluss seines Studiums praktiziert Sachs als Anwalt und verteidigt in erster Linie Schwarze (wie auch weiße Apartheid-Gegner), denen oftmals die  Todesstrafe droht. Auch er selber muss immer wieder Repressionen hinnehmen, sein Büro wird durchsucht und seine Bewegungsfreiheit eingeschränkt. 1963 schließlich wird der unbequeme Anwalt erneut verhaftet. Ein neues Gesetz,  (“General Law Amendment Act“, Act No 37 /1963, der so genannte “90-Day Detention Act“) erlaubt dem Regime, politische Gegner ohne Anklage drei Monate lang zu inhaftieren. Sachs verbringt die gesamte Zeit in Isolationshaft, ohne Kontakt zur Außenwelt und ohne anwaltlichen Beistand. Am Tag seiner Entlassung wird er direkt wieder verhaftet und muss für weitere 78 Tage in Haft. Bereits vor seiner Entlassung wird gegen ihn auf der Basis des “Suppression of Communism Act“ eine Bannungs-Anordnung erwirkt, nach der er weder öffentlich Reden halten, Texte publizieren oder sich mit mehr als mit einer Person auf einmal treffen darf. Die nächste Verhaftung folgt zwei Jahre später, und diesmal wird er direkt, ohne Anklage, für 180 Tage eingesperrt, von   Agenten der südafrikanischen Staatssicherheit verhört und mit Schlafentzug gefoltert.

 

Nach seiner Freilassung beantragt Albert Louis Sachs eine Ausreisegenehmigung, die ihm unter der Bedingung, nie wieder nach Südafrika zurückzukehren, gewährt wird. 1966 geht der Anwalt und Menschenrechtler ins Exil nach London. Mit Hilfe eines Stipendiums studiert er an der University of Sussex und verfasst seine  Doktorarbeit über die Diskrepanz zwischen den Prinzipien des südafrikanischen Rechts und ihrer praktischen Ausübung. Er arbeitet als Dozent für Recht an der University of Southampton und unternimmt diverse Vortragsreisen zur Unterstützung des “African National Congress“/ ANC, jener Partei, der auch {ln:Mandela, Nelson ‚Nelson Mandela}, der für über zweieinhalb Jahrzehnte auf einer Gefängnisinsel inhaftierte Apartheid-Gegner und spätere erste freigewählte Präsident Südafrikas, angehört.

 

Nach elf Jahren in Großbritannien, wo er sich allerdings nie heimisch fühlt, entscheidet sich Sachs 1977 zur Rückkehr auf den afrikanischen Kontinent und lässt sich, da in Südafrika immer noch das rassistische Apartheid-System herrscht, im benachbarten Mosambik, das zwei Jahre zuvor seine Unabhängigkeit von Portugal erreicht hat, nieder. Er lernt Portugiesisch und tritt eine Rechts-Professur an der “Eduardo Mondlane University“ in der Hauptstadt Maputo an. Auch zahlreiche  ANC-Mitglieder fliehen in den südafrikanischen Anrainerstaat, darunter  auch ein Weggefährte Mandelas, Oliver Tambo, mit dem Sachs in der Folgezeit eng  zusammenarbeitet.

 

Nicht zuletzt diese Aktivitäten wecken die Aufmerksamkeit der südafrikanischen Sicherheitskräfte, deren Agenten mehrfach versuchen, Albert Sachs zu ermorden. Ein Bomben-Attentat in den späten 80er Jahren überlebt er nur knapp, verliert bei der Explosion in seinem Auto aber seinen rechten Arm und erblindet auf einem Auge. Bereits während seiner Genesung arbeitet er am Gesellschafts-Entwurf für eine südafrikanische Gesellschaft nach Ende der Apartheid. Der Traum, in sein Geburtsland zurückkehren zu können, realisiert sich 1990 nach der Legalisierung des ANC und der Freilassung Nelson Mandelas nach fast 26 Jahren Haft auf der vor Kapstadt gelegenen Gefängnisinsel Robben Island.

 

Sachs wird in jenes Komitee berufen, das eine neue Verfassung entwerfen soll. Er setzt sich für die Aufnahme eines Bill of Rights und einer unabhängigen Justiz ein, außerdem für die Aufnahme grundlegender Rechte wie das auf Unterkunft, Gesundheitsfürsorge und eine saubere Umwelt. Nach den ersten freien Wahlen 1994 ernennt ihn der nunmehrige südafrikanische Präsident Mandela zu einem der elf Richter am neu geschaffenen Verfassungsgericht. In seiner Amtszeit hebt das Gericht die Todesstrafe auf und legalisiert Homosexualität. 2002 wendet sich das Gericht in einem viel beachteten Urteil gegen den Kurs der Regierung von Thabo Mbeki und zwingt sie, den Verkauf von zuvor geächteten antiretroviralen Medikamenten zur Behandlung von AIDS freizugeben. 2005 verfasst Sachs die Urteilsbegründung zur Ermöglichung gleichgeschlechtlicher Ehen in Südafrika. Die Amtszeit des Verfassungsrichters Albert Louis Sachs endet im Oktober 2009.

 

Neben seiner Tätigkeit als Jurist und Menschenrechts-Aktivist widmet sich  Albert Sachs auch dem Schreiben von Büchern. Noch während seines Exils in London verfasst er “The Jail Diary of Albie Sachs“ über seine Zeit in südafrikanischer Haft. Das Buch wird für die Theaterbühne adaptiert und 1981 von der BBC verfilmt. Auf Basis seiner Doktorarbeit folgt 1973 “Justice in South Africa“ über das südafrikanische Rechtssystem. Gemeinsam mit Joan Hoff Wilson beschäftigt er sich in “Sexism and the Law“ mit dem latenten Sexismus im britischen und amerikanischen Rechtssystem. In “Soft Vengeance of a Freedom Fighter“, für den er 1991 den Alan Paton Award erhält, setzt er sich mit dem auf ihn verübten Attentat auseinander und mit seiner Form der “sanften Rache“ an den Tätern durch sachkundige Unterstützung bei der Initiierung und Umsetzung der Idee, Südafrika eine auf Menschenrechten basierende Verfassung und ein faires Rechtssystem zu geben. 2010 gewinnt Sachs den Alan Paton Award ein weiteres  Mal, nunmehr für sein Buch “The Strange Alchemy of Life and Law“.

 

Quelle:

{ln:nw:https://de.wikipedia.org/wiki/Albie_Sachs }

 

Links (deutsch):

{ln:nw:https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=118982079 }

{ln:nw:http://www.zeit.de/1990/47/die-explosion/komplettansicht }

 

International:

{ln:nw:https://en.wikipedia.org/wiki/Albie_Sachs }

{ln:nw:http://whoswho.co.za/albert-sachs-5369 }

{ln:nw:https://web.archive.org/web/20120513103921/http://www.info.gov.za/otherdocs/2003/trc/3_1.pdf }

{ln:nw:http://www.constitutionalcourt.org.za/site/judges/justicealbiesachs/index1.html }

{ln:nw:http://www.achievement.org/autodoc/page/sac0bio-1 }

{ln:nw:http://www.constitutionalcourt.org.za/site/judges/transcripts/albertlouissachs.html }

{ln:nw:http://www.historicalpapers.wits.ac.za/inventories/inv_pdfo/AG3368/AG3368-S77-001-jpeg.pdf }

{ln:nw:http://www.sahistory.org.za/people/judge-albert-louis-albie-sachs }

film{ln:nw:http://www.freedomcollection.org/interviews/albie_sachs/ }

film{ln:nw:http://bookslive.co.za/blog/2010/07/26/more-coverage-of-the-sunday-times-literary-awards-photos-videos/ }

{ln:nw:http://www.thepresidency.gov.za/pebble.asp?relid=7924 }

{ln:nw:http://www.imdb.com/title/tt0497515/ }

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