Drücke „Enter”, um zum Inhalt zu springen.

Gütersloh, Albert Paris

H.A.M. 0

Albert Paris Gütersloh (eigtl. Albert Conrad Kiehtreiber)

Maler und Schriftsteller

Geb. 05.02. 1887 in Wien/ Österreich-Ungarn

Gest.16.05. 1973 in Baden bei Wien/ Österreich

 

“Albert Paris Gütersloh war ein Multitalent – er war Schauspieler, Schriftsteller und Maler, machte Entwürfe für Gobelins, Glasfenster und Mosaike. Seine literarischen Arbeiten entwickelten sich [sic] expressionistischen Frühwerk zu einem sinnlich-barocken Stil, seine Gemälde entwickelten sich vom Realismus und der damals noch nicht so bezeichneten Neuen Sachlichkeit bald zu einer Art Surrealismus“ *)

 

“Zum Schriftsteller geboren wurde ich sehr früh, durch allerlei Umstände in die Malerei verschlagen, wie Robinson auf seine nach ihm so benannte Insel. Aber ich habe mich am Schicksal gerächt: meine Malerein sind Literatur. (…) Romantiker in einer unromantischen Zeit, lebe ich in zwei Welten. Mein Verkehr sind Könige, Diktatoren, Heilige; auch Schwäne liebe ich, wegen ihrer absoluten Unfähigkeit, Auto zu fahren, unter den Katzen habe ich einige charmante Freundinnen, und vor allen Dingen habe ich Portraits von Blumen gemalt.“ **)

 

Der Junge mit dem bürgerlichen Namen Albert Conrad Kiehtreiber besucht ab 1898 das humanistische Stiftsgymnasium Melk und anschließend das Gymnasium der Franziskaner in Bozen, denn nach den Vorstellungen seiner Eltern soll der Filius Priester werden. Dessen Pläne aber  sind völlig andere: 1904 nimmt er unter dem Pseudonym Albert Matthäus Schauspielunterricht, steht danach an diversen Provinzbühnen der Monarchie und in Bad Reichenhall auf der Bühne und wird von Max Reinhardt sogar ans Deutsche Theater in Berlin geholt.

 

Seinen ersten öffentlichen Auftritt als bildender Künstler hat er 1909 mit einer Ausstellung von Zeichnungen auf der Internationalen Kunstschau in Wien.  Weitere Ausstellungen folgten, darunter in der “Wiener Secession“ und beim “Hagenbund“, aber auch im europäischen Ausland, in Frankreich, Deutschland und Italien. Nach Erscheinen seines  expressionistischen Romans “Die tanzende Törin“ 1911 geht der Maler-Schriftsteller als Kunstberichterstatter nach Paris. Hier studiert Kiehtreiber  1911/12 bei Maurice Denis Malerei und beginnt hier auch mit ersten Ölbildern.  Zurückgekehrt nach Wien, wird er Schüler von Gustav Klimt und gehörte dessen Kreis um Egon Schiele und Josef Hoffmann an, veröffentlicht Beiträge in den Zeitschriften “Der Ruf“ und “Die Aktion“ und ist 1914 Mitherausgeber der Zeitschrift “Der Knockabout“. Während des Ersten Weltkrieges lernt er im k.u.k.-Kriegspressequartier Hugo von Hofmannsthal, Hermann Bahr, {ln:Musil, Robert ‚Robert Musil}, Heimito von Doderer und {ln:Blei, Franz ‚Franz Blei} kennen, mit dem gemeinsam er 1918/19 die Zeitschrift “Die Rettung“ herausgibt.

 

1922 ändert Kiehtreiber seinen Namen offiziell in Albert Paris Gütersloh, eine Hommage an die Stadt in Westfalen, mit der ihn aufgrund einer Liebesaffäre seit Jahren eine sehr besondere Beziehung verbindet, und die Person des Paris aus Homers Illias verkörpert für ihn exakt die damalige Situation des Mannes, der sich zwischen zwei Frauen entscheiden muss.

 

In den Jahren 1919 bis 1921 arbeitet er als Oberregisseur am Münchner Schauspielhaus, widmet sich weiterhin der Schriftstellerei, geht als Bühnenbildner ans Wiener Burgtheater und restauriert Kirchen. Für seine schriftstellerische Leistung wird Gütersloh 1922 mit dem Theodor-Fontane-Preis für Kunst und Literatur ausgezeichnet. 1926 erscheint sein autobiografisches Werk “Bekenntnisse eines modernen Malers“. Von 1930 bis 1938 wirkt er als Professor an der Wiener Kunstgewerbeschule, ist von 1933 bis 1939 Mitglied der “Wiener Secession“ und fertigt Mosaike und Glasfenster für einige Wiener Kirchen.

 

Im März 1938 erfolgt der sogenannte “Anschluss“ Österreichs an Hitler-Deutschland, und damit einher geht die gezielte Diffamierung zahlreicher Künstler. Auch  Gütersloh wird als “entartet“ eingestuft, verliert demzufolge 1938 seine Professur und erhält 1940 Berufsverbot. Der mit ihm seit Ende der Zwanziger Jahre sehr eng befreundete österreichische Autor Heimito von Doderer wird für den Künstler in den Folgejahren privater wie finanzieller Rückhalt sein – gemeinsam beziehen sie im Herbst 1938 eine Atelier-Wohnung in der Buchfeldgasse 6 im 8. Wiener Gemeindebezirk Josefstadt, in der die zuvor die vor den Nazis ins Exil gegangene Malerin {ln:Waehner, Trude ‚Trude Waehner} gelebt hat. Anfang der 60er Jahre kommt es zwischen den beiden Freunden zum Zerwürfnis, ausgelöst durch Güterslohs Roman “Sonne und Mond“, in dem er Doderer in der Figur des “Ariovist von Wissendrum“ karikiert.

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg, mittlerweile wieder Mitglied der Wiener Secession und ab 1950 bis 1954 auch deren Präsident, gründet er 1950, gemeinsam mit Josef Hoffmann, die Föderation moderner bildender Künstler Österreichs und wird 1951 deren erster Präsident. Seit 1945 und bis 1962 leitet Gütersloh eine Meisterschule für Malerei sowie einen Freskokurs an der Wiener Akademie der bildenden Künste, richtet hier auch eine Fresko- und Gobelinschule ein und zählt u.a. Ernst Fuchs und Eva Nagy zu seinen Schülern. 1955 erhält er – mittlerweile Rektor – den Titel eines ordentlichen Professors. Ab 1970 wählt er das niederösterreichische Baden zu seinem festen Wohn- und Arbeitsort. Hier stirbt der Künstler im Alter von 86 Jahren und wird in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.

 

Quellen:

{ln:nw:https://de.wikipedia.org/wiki/Albert_Paris_G%C3%BCtersloh }

*) {ln:nw:http://austria-forum.org/af/AEIOU/G%C3%BCtersloh,_Albert_Paris }

**) {ln:nw:http://geschichte.landesmuseum.net/index.asp?contenturl=http://geschichte.landesmuseum.net/personen/personendetail.asp___id=1247051118 }

 

Links (deutsch):

{ln:nw:https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=118543342 }

{ln:nw:http://austria-forum.org/af/AEIOU/G%C3%BCtersloh,_Albert_Paris }

volume_up{ln:nw:http://www.mediathek.at/trefferliste/searchword/czoyNjoiIkfDvHRlcnNsb2gsIE}FsYmVydCBQYXJpcyIiOw== }

{ln:nw:http://www.schoenberg.at/index.php/de/albert-paris-guetersloh-schoenberg-der-maler }

{ln:nw:http://www.doderer-gesellschaft.org/doderer/interviews/interview_fleischer6.html }

{ln:nw:https://www.researchgate.net/publication/272151137_Die_Idee_der_osterreichischen_Identitat_im_Roman_von_Albert_Paris_Gutersloh_Sonne_und_Mond }

{ln:nw:https://www.mumok.at/de/events/wir-wegbereiter }

Die Kommentare sind deaktiviert.