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Decour, Jacques

H.A.M. 0

Jacques Decour (eigtl. Daniel Decourdemanche)

Autor und Übersetzer

Geb. 21.02. 1910 in Paris / Frankreich

Gest. 30.05. 1942 in Fort Mont-Valérien/ Frankreich

 

Der Sohn eines Pariser Börsenmaklers besucht das Lycée Carnot in Paris sowie das Lycée Pasteur in Neuilly-sur-Seine. Das anfängliche Jurastudium – mehr dem Wunsch des Vaters als dem eigenen Interesse geschuldet – bricht er allerdings wieder ab und schreibt sich für Literatur und Germanistik an der Sorbonne ein. Inspiriert von seinen literarischen Vorbildern Stendhal und Valery Larbaud und fasziniert von Goethe und Heinrich Heine, widmet er sich schon bald der Schriftstellerei und kann bereits im Jahr 1930 in der Nouvelle Revue Française seine Erzählung “Le Sage et le Caporal“ veröffentlichen. Im Oktober desselben Jahres, Daniel Decourdemanche hat soeben sein Studium abgeschlossen, geht er für sechs Monate als Austauschlehrer an das Domgymnasium in Magdeburg. “Decour weigert sich, die gängigen Klischees von den ‘Boches‘ – gut zehn Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs – zu akzeptieren. Auch deswegen nimmt er im Oktober 1930 eine Stelle in Magdeburg an, um eigene Erfahrungen zu sammeln: ‘Ich habe mich zum Sehen entschlossen. Meine Vorurteile kenne ich ja, ich will sie, so gut es geht, außen vor lassen.‘“ (Hier zitiert aus:  {ln:nw:http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=19348}). Die Tagebuchaufzeichnungen aus jener Zeit erscheinen 1932 in seinem knapp 100-seitigen Buch “Philisterburg“.

 

Ab 1932 unterrichtet Decourdemanche als Lehrer in Reims, in Tours und ab 1937 am Lycée Rollin in Paris, zeigt sich zunehmend politisch interessiert, widmet sich  literarischen Übersetzungen aus dem Deutschen, versucht sich als Herausgeber und arbeitet an seinem zweiten Roman. Er wird Mitglied der Französischen Kommunistischen Partei und organisiert 1938 eine Unterschriftenaktion, um Karel Čapek, zum wiederholt vergeblichen Male, für den Literaturnobelpreis vorzuschlagen. 1939 erscheint unter seiner Ägide als Chefredakteur der Zeitschrift Commune eine Sondernummer zum “Deutschen Humanismus“, in der er Hitlers Kreuzzug gegen den Geist, im Namen eines antihumanistischen Rasse-Prinzips, benennt und die deutschen Flüchtlinge {ln:Mann, Heinrich ‚Heinrich} und {ln:Mann, Thomas ‚Thomas Mann}, Feuchtwanger, Lion ‚Lion Feuchtwanger} und {ln:Brecht Bertolt ‚Bertolt Brecht} zu Wort kommen lässt.

 

Nach der deutschen Besetzung Frankreichs im Frühjahr 1940 schließt sich der Schriftsteller der Résistance an und erhält hier den Decknamen “Jacques Decour“. Im November 1940 gründet er die Untergrundzeitschriften “L’université libre“ (“Die freie Universität“) und im Februar 1941, zusammen mit Georges Politzer und Jacques Solomon, “La Pensée libre“ (“Das freie Denken“). Im selben Jahr wird Decour Leiter der Widerstandsorganisation “Comité national des écrivains“ (“Nationalkomitee der Schriftsteller“), für die er im Januar 1942 mit Jean Paulhan die Untergrundzeitschrift “Les Lettres françaises“ (“Die französischen Briefe“) vorbereitet. Im Dezember 1941 greift er jene französischen Schriftsteller (Robert Brasillach, Pierre Drieu La Rochelle, Abel Bonnard, Ramon Fernandez, André Fraigneau, Jacques Chardonne und Marcel Jouhandeau) an,  die sich auf Einladung von NS-Propagandaminister Joseph Goebbels zum “Europäischen Dichtertreffen“ nach Weimar begeben haben.

 

Am 17. Februar 1942 wird Decour, zusammen mit Politzer und Solomon sowie Danielle Casanova und Georges Dudach, von der französischen Polizei festgenommen, am 5. März an die deutsche Besatzungsmacht überstellt und wenige Monate später hingerichtet. Nach Ende von Faschismus und Krieg wird das Lycée Rollin in Collège-lycée Jacques-Decour umbenannt und ist das einzige Gymnasium Frankreichs, das den Namen eines Lehrers aus der Résistance erhält. Decourdemanches Übersetzung des Goethe-Stücks “Der Triumph der Empfindsamkeit“ wird 1967 beim Festival von Avignon von Jorge Lavelli auf die Bühne gebracht und in Tours findet 2003 eine Ausstellung unter dem Titel „Nos jeunes morts sont secrets: Jacques Decour, Littérature & Résistance“ statt. 2014 erscheint eine deutsche Übersetzung seiner Aufzeichnungen aus Magdeburg aus den frühen 30er Jahren.

 

Quelle:

{ln:nw:https://de.wikipedia.org/wiki/Jacques_Decour }

{ln:nw:http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=19348 }

 

Links (deutsch):

{ln:nw:https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=12467402X }

{ln:nw:https://www.perlentaucher.de/buch/jacques-decour/philisterburg.html }

{ln:nw:http://www.die-andere-bibliothek.de/Kometen/Philisterburg::654.html }

{ln:nw:https://www.freitag.de/autoren/annett-groeschner/stahlhelme-und-anderes }

{ln:nw:http://www.deutschlandfunk.de/francois-dufay-die-herbstreise-franzoesische-schriftsteller.730.de.html?dram:article_id=101666 }

{ln:nw:http://www.domgymnasium-magdeburg.de/de/aktuelles/news/eintrag/gegen-das-vergessen-stolpersteinverlegung-fur-jacques-decour/ }

 

 

International:

{ln:nw:https://fr.wikipedia.org/wiki/Jacques_Decour }

{ln:nw:http://www.worldcat.org/identities/lccn-n50069676/ }

{ln:nw:http://www.mont-valerien.fr/apprendre/lettres-de-fusilles/detail-lettres-fusiles/lettres-de-fusilles/decour-jacques/?no_cache=1 }

{ln:nw:http://lyc-jacques-decour.scola.ac-paris.fr/v2/ }

{ln:nw:http://web.archive.org/web/20080204143407/http://etab.ac-orleans-tours.fr/clg-jdecour-st-pierre-des-corps/jacques_decour.htm }

{ln:nw:http://lyc-jacques-decour.scola.ac-paris.fr/resistance/index.htm }

{ln:nw:http://www.les-lettres-francaises.fr/ }

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