Jean Daligault
Priester und Künstler
Geb. 08.06. 1899 in Caen/ Frankreich
Gest. März oder April 1945 im KZ Dachau
Nach Abschluß des Lyceums studiert er Theologie am Priesterseminar in Bayeux, wird bis 1918 zum Kriegsdienst einberufen und setzt ab 1921 sein Studium fort. Drei Jahre später wird Daligault zum Priester geweiht. Nach Vikarstellen in Vire und Trouville betreut er von 1930-1935 mehrere kleine Pfarreien. Daneben ist er immer auch künstlerisch tätig, zeichnet, malt, modelliert und spielt mit Jugendlichen Theater. Seine Reisen führen Jean Daligault in diesen Jahren nach Großbritannien, Spanien, Kanada, USA, Kuba, Haiti und – zwischen 1934 und 1936 – mehrmals auch nach Deutschland, wo er in München, Nürnberg und Köln als Zeitzeuge den nationalsozialistischen Alltag miterlebt. Zu Kriegsbeginn 1939 wird Jean Daligault wiederum zur Armee eingezogen. Er kommt nach Rouen, wird im darauffolgenden Jahr wieder entlassen und tritt anschließend eine Stelle als Vikar in der kleinen normannischen Fischergemeinde Villerville an.
Nach der Besetzung Frankreichs durch Truppen der Hitler-Wehrmacht im Frühjahr 1940 schließt der Priester und Künstler sich der Résistance an. Am 31. August 1941 wird Daligault in Villerville verhaftet und kommt ins SS-Sonderlager Hinzert unweit von Trier. Hier überlebt der katholische Geistliche nur dank der in Wasser eingeweichten Brotreste, die andere Häftlinge für den durch Folter mittlerweile Zahnlosen aufsparen. Die Essensaufnahme wird ihm von den Wachmannschaften systematisch verweigert, indem er während der Mahlzeiten gezwungen wird, Gebete zu singen.
Trotz aller Drangsal erschafft Jean Daligault auch während seiner Haftzeit Zeichnungen und Skulpturen, die nicht zuletzt über die Zustände in den Lagern Zeugnis ablegen. Dem Luxemburger Mithäftling Lucien Wercollier schenkt er zum Dank für ihm überlassene Nahrungsmittel eine Skulptur, die eine der üblichen Foltermethoden darstellt. Wercollier, der später nach Birkenhof und dann nach Niederschlesien verlegt wird, kann das Schnitzwerk verstecken und nutzt es nach seiner Freilassung als Vorlage für sein Werk “Le prisonnier politique“.
Von Hinzert wird Daligault in diverse Haftanstalten, unter anderem in Trier und Wittlich, verlegt und zum Schluss ins KZ Dachau (wo u.a. auch {ln:Blum, Léon ‚Léon Blum}, {ln:Matejka, Viktor ‚Viktor Matejka}, {ln:Geschonneck, Erwin ‚Erwin Geschonneck}, {ln:Grünbaum, Fritz ‚Fritz Grünbaum}, {ln:Löhner-Beda, Fritz ‚Fritz Löhner-Beda}, {ln:Rost, Nico ‚Nico Rost}, {ln:Soyfer, Jura ‚Jura Soyfer} und {ln:Litten, Hans ‚Hans Litten} inhaftiert sind) deportiert, wo er kurz vor der Befreiung des Konzentrationslagers durch US-amerikanische Truppen ums Leben kommt. Seine genauen Todesumstände wie auch das konkrete Todesdatum sind bis heute ungeklärt. Die Widerstandsmuseen in Caen und Besançon besitzen zahlreiche Zeichnungen und Skulpturen Daligaults. In den Jahren 1999/ 2000 wird sein künstlerisches Schaffen im Rahmen einer zweisprachig kommentierten Wanderausstellung (u.a. im Dom- und Diözesanmuseum Trier) präsentiert.
Quellen:
{ln:nw:http://www.rlb.de/cgi-bin/wwwalleg/srchrnam.pl?db=rnam&recnums=0009630 }
{ln:nw:https://de.wikipedia.org/wiki/Jean_Daligault }
Links (deutsch):
{ln:nw:http://www.roscheiderhof.de/kulturdb/client/einObjekt.php?id=29145 }
{ln:nw:http://www.volksfreund.de/nachrichten/region/wittlich/aktuell/Heute-in-der-Wittlicher-Zeitung-Die-ersten-Stolpersteine-in-Wittlich-sind-verlegt;art8137,3799705 }
{ln:nw:http://www.ateliergestaltung.de/jean_daligault.html }
{ln:nw:http://www.citadelle.com/de/museum-des-widerstands-und-der-deportation/dauerausstellung.html }
{ln:nw:http://www.regionalgeschichte.net/bibliothek/texte/aufsaetze/welter-sonderlager.html }
International:
{ln:nw:http://www.histoire-image.org/site/etude_comp/etude_comp_detail.php?i=1213 }
{ln:nw:http://www.fondationresistance.org/documents/cnrd/Doc00391.pdf }
{ln:nw:http://fresques.ina.fr/jalons/fiche-media/InaEdu06406/jean-daligault-pretre-peintre-et-resistant.html } (Video-Logo!)
{ln:nw:https://vimeo.com/38623705}
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