Minna Lachs
Germanistin, Pädagogin und Schriftstellerin
Geb. 10.07. 1907 in Trembowla / Österreich-Ungarn
Gest. 22.06. 1993 in Wien/ Österreich
Zu Beginn der Wirren des Ersten Weltkrieges fliehen die Eltern aus dem damals noch zu Österreich-Ungarn gehörenden Galizien nach Wien. Hier wächst die Tochter vielsprachig auf, lernt Deutsch, Polnisch, Ruthenisch, Englisch, Französisch und Hebräisch. Das Abitur in der Tasche, studiert sie Germanistik, Romanistik, Psychologie und Pädagogik an der Universität Wien und lernt in dieser Zeit auch die Begründerin der Entwicklungspsychologie und Privatdozentin an der Philosophischen Fakultät, {ln:Bühler, Charlotte ‚Charlotte Bühler} kennen, zu deren engeren Kreis sie schon bald gehört.
1931 wird Minna Schiffmann, wie sie damals noch mit Mädchennamen heißt, mit ihrer Dissertation über “Die deutsche Ghettogeschichte“ promoviert und legt 1933 ihre Lehramtsprüfung in Deutsch und Französisch ab. Aufgrund des geltenden Doppelverdiener-Gesetzes darf die mittlerweile mit dem Juristen Ernst Lachs verheiratete Pädagogin allerdings nun nicht mehr an öffentlichen, sondern nur noch an Privatschulen unterrichten und gibt nebenher auch noch in ihrer Wohnung Vorbereitungskurse für Abiturienten.
Im März 1938 erfolgt der “Anschluss“ Österreichs an Hitler-Deutschland. Vier Monate später wird Sohn Thomas geboren. Die Situation für jüdische Bürger und seine dazu noch politisch im Widerstand engagierten Eltern wird zunehmend brisant. Im September 1938 fliehen die Eheleute Lachs mit ihrem zwei Monate alten Baby in die benachbarte Schweiz. In Zürich, wo sie sich längere Zeit aufhalten, arbeitet Minna Lachs für Zeitungen und verfasst Buchrezensionen, ihr Mann verdingt sich zunächst in einer Metallfabrik, arbeitet bei der Schweizer Stiftung “Pro Juventute“ und später in der Bibliothek der örtlichen Kultusgemeinde, von der sie auch finanziell unterstützt werden. Über Port Bou, Cadiz und schließlich Lissabon gelangen Minna, Ernst und der kleine Thomas Lachs auf dem Emigrantenschiff „Navemar“ (aufgrund der dort herrschenden Bedingungen auch “das schwimmende Konzentrationslager“ genannt) 1941 nach New York.
Im US-amerikanischen Exil unterrichtet Minna Lachs wiederum an Privatschulen, während ihr Mann erst als Buchhalter und Korrespondent einer Exportfirma und anschließend in der wissenschaftlichen Abteilung eines Kaufhauses den Lebensunterhalt für die kleine Familie verdient. “1947 kehrt die beliebte Lehrerin, von ihren Schülern bewundernd „Madame Autriche“ oder „Signora Austria“ genannt, „aus dem Glauben an das andere Österreich“ nach Wien zurück“ (Hier zitiert aus: {ln:nw:http://sciencev1.orf.at/science/gastgeber/78945}), arbeitet wieder als Lehrerin und verfasst Materialien für den Englisch-Unterricht. Zwischen 1954 und 1972 ist die überzeugte Antifaschistin und unermüdlichen Kämpferin für die Aufarbeitung der jüngsten österreichischen Zeitgeschichte Direktorin eines Mädchengymnasiums in der Haizingergasse, wobei der Pädagogin vor allem die Entfernung der aus der Nazi-Zeit stammenden Unterrichtsmaterialien ein besonderes Anliegen ist. Sie engagiert sich ehrenamtlich bei der UNESCO und ist ab 1956 Vizepräsidentin der österreichischen UNESCO-Kommission. Minna Lachs‘ Hauptanliegen gilt dabei auch und vor allem dem “internationalen Jugendaustausch in der Hoffnung, dass Abbau von Barrieren und Fremdheit Vorurteile, Hass und Rassismus verringern würden. Sie glaubte an die völkerverbindende und aufklärerische Kraft von Bildung und Wissen und arbeitete selbst daran, sei es als Gymnasiallehrerin oder als Mitarbeiterin in politischen Gremien, der Jugend Bildung und Wissen zu vermitteln.“ (Hier zitiert aus: {ln:nw:http://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/minna-lachs/} )
Die renommierte Pädagogin und mit dem Ehrentitel einer “Hofrätin“ ausgezeichnete Minna Lachs (u.a. auch Herausgeberin einer Lyrikanthologie mit im KZ Auschwitz verfassten Gedichten der damals 13jährigen {ln:Klüger, Ruth ‚Ruth Klüger}) stirbt in ihrer Wahlheimat Wien im Alter von 85 Jahren und wird in einem Grab im Urnenhain der Feuerhalle Simmering zur letzten Ruhe gebettet.
Quellen:
{ln:nw:https://de.wikipedia.org/wiki/Minna_Lachs }
{ln:nw:http://sciencev1.orf.at/science/gastgeber/78945 }
{ln:nw:http://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/minna-lachs/ }
{ln:nw:https://www.wien.gv.at/mariahilf/geschichte-kultur/lachs.html }
Links (deutsch):
{ln:nw:http://geschichte.univie.ac.at/de/artikel/denkmal-siegfriedskopf }
{ln:nw:http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/museum/791125_Herr-Rosenbach-eine-Studentin-in-Wien.html }
{ln:nw:http://www.wienbibliothek.at/bestaende-und-sammlungen/nachlassverzeichnisse/handschriftensammlung/l.html }
{ln:nw:http://www.hausarbeiten.de/faecher/vorschau/95510.html }
{ln:nw:http://www.loecker-verlag.at/sites/dynamic.pl?sid=&action=shop&item=303&group=1 }
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