Rolf Nesch (eigtl. Emil Rudolf Nesch)
Maler und Grafiker
Geb. 07.01. 1893 in Oberesslingen
Gest. 27.10. 1975 in Oslo/ Norwegen
Nach einer Lehre als Dekorationsmaler besucht Nesch ab 1909 für drei Jahre die Königliche Kunstgewerbeschule in Stuttgart und kommt 1912 nach Dresden. Hier arbeitet er als Malergeselle und erhält zudem die Möglichkeit eines Studiums an der dortigen Akademie. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges meldet er sich freiwillig zur Front und wird bei Ypern schwer verwundet.
Kaum zurückgekehrt aus britischer Kriegsgefangenschaft nimmt Nesch 1919 das Studium in Dresden bei {ln:Kokoschka, Oskar ‚Oskar Kokoschka} wieder auf, erhält dort von 1920-1923 ein Meister-Atelier und schließt sich in dieser Zeit der Künstlergruppe “Die Schaffenden“ an. Einen enormen stilistischen wie technischen Einfluss auf das künstlerische Schaffen Neschs hat nicht zuletzt Ernst Ludwig Kirchner, den der Künstler 1924 in Davos besucht. Durch Zufall entdeckt er im darauffolgenden Jahr die bei Durchätzung einer Radierplatte im Druck entstehenden Lichteffekte und nutzt fortan dies sehr bewusst als künstlerisches Verfahren.
1929 übersiedelt der Grafiker nach Hamburg und wird Mitglied der Hamburgischen Sezession. Als {ln:Sauerlandt, Friedrich August Max ‚Max Sauerlandt}, damals Direktor des Museums für Kunst und Gewerbe in Hamburg, ihm 1931 den Senatsauftrag vermittelt, Karl Muck und sein Orchester zu porträtieren, erschafft Rolf Nesch nach zahlreichen Vorarbeiten eine Reihe vom Radierungen, in denen er eben die von ihm entdeckte Durchätzung einsetzt. Ein Jahr später radiert er den Werkzyklus der Hamburger Brücken, wobei er die Platten dazu zum Teil in einzelne Schablonen zersägt – ein Verfahren, zu dem ihn Edvard Munchs Holzschnitte inspiriert haben. Und er kombiniert Hoch- und Tiefdruckverfahren, indem er mit Drähten und Gittern experimentiert, die er auf die Druckplatten aufschweißt: die Geburtsstunde des Metalldrucks.
Im Jahr der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 beschließt die Hamburgische Sezession ihre Selbstauflösung, als Protest gegen den Druck der Nazis auf jüdisch-stämmige Sezessions-KünstlerInnen. Einige von ihnen begehen Selbstmord (wie {ln:Rée, Anita Clara, ‚Anita Rée} und {ln:del Banco, Alma ‚Alma del Banco}}, andere sterben während ihrer Inhaftierung (wie der Maler Wüsten, Johannes Johannes Wüsten) oder es gelingt ihnen noch die Flucht ins Exil (darunter {ln:Bargheer, Eduard ‚Eduard Bargheer} und {ln:Wohlwill, Gretchen ‚Gretchen Wohlwill}). Rolf Nesch kann vor den Nazis nach Norwegen entkommen.
Hier erweitert er die von ihm erfundene grafische Technik und reichert die Bilder mit Strandgut, Glasstücken, Korken u. a. in Richtung von Materialbildern an. Ab 1936 pflegt der Künstler u.a. Kontakt zum ebenfalls nach Norwegen emigrierten Dada-Künstler {ln:Schwitters, Kurt ‚Kurt Schwitters}. Während der Besetzung Norwegens durch Hitler-Deutschland soll Nesch 1943 zum Wehrdienst eingezogen werden. Die Folgen eines schweren Unfalls bewahren ihn zwar vor dem Dienst an der Waffe, jedoch beeinträchtigen gravierende gesundheitliche Langzeitfolgen die Arbeitsmöglichkeiten des Künstlers fortan enorm.
1946 erhält Rolf Nesch die norwegische Staatsbürgerschaft. 1949/ 50 wird dem einst in Deutschland verfemten Künstler im Rahmen einer – durch die Hannoveraner Kestner-Gesellschaft arrangierten – Wanderausstellung große Anerkennung zuteil, und eine gleichzeitige Ausstellung seiner Werke in den New Yorker Kleemann Galleries wird für ihn zum künstlerischen Durchbruch nun auch in den Vereinigten Staaten.
Als Neuerer grafischer Techniken wird er in die Annalen der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts eingehen und gilt in seiner skandinavischen Exilheimat als einer der bedeutendsten Künstler des Landes. Das Mitglied im Deutschen Künstlerbund (wie u.a. auch Eduard Bargheer, {ln:Barlach, Ernst Ernst Barlach}, Baummeister, {ln:Friedrich Wilhelm ‚Willi Baumeister}, {ln:Beckmann, Max ‚Max Beckmann}, Oskar Kokoschka, {ln:Kollwitz, Käthe ‚Käthe Kollwitz}, {ln:Liebermann, Max ‚Max Liebermann}, {ln:Meistermann Georg ‚Georg Meistermann}, {ln:Pechstein, Max ‚Max Pechstein}, und {ln:Scharff Edwin Paul ‚Edwin Paul Scharff}), nimmt an der documenta 1 (1955), der documenta II (1959) sowie auch der documenta III im Jahr 1964 in Kassel teil.
Ab 1951 und für fast zwanzig Folgejahre lebt und arbeitet einer der, neben Edvard Munch, bedeutendsten Künstler der Klassischen Moderne Skandinaviens auf dem Gebirgshof Ragnhildrud im norwegischen Ål. Achtzehn Jahre nach seinem Tod wird 1993 das Nesch-Museum im Ål Kulturhus eröffnet. Zu sehen ist – mit Grafiken, Skulpturen, Gemälden und Material-Arbeiten – eine repräsentative Auswahl des künstlerischen Lebenswerkes mit Schwerpunkt auf dem Schaffenszeitraum von 1961 bis zu Neschs Tod im Jahr 1975.
Quellen:
{ln:nw:https://de.wikipedia.org/wiki/Rolf_Nesch }
{ln:nw:http://www.deutsche-biographie.de/pnd11873850X.html }
{ln:nw:http://www.wienand-verlag.de/titel/Rolf%20Nesch-Kunsthaus%20Stade.asp }
Links (deutsch):
{ln:nw:http://www.rolf-nesch.de/ }
{ln:nw:http://www.al.no/de/html/attraksjoner/galeriemuseum/rolf_nesch_museum1/ }
{ln:nw:http://agora.sub.uni-hamburg.de/subhh/cntmng;jsessionid=7BD83838957D3FFCC77CEED50D46BE2C.jvm1?type=pdf&did=c1:10910 }
{ln:nw:https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=11873850X }
{ln:nw:http://alephino.documentaarchiv.de/alipac/EIMRDLLSUNYJKDYNRIIJ-00019/sysfull?BASE=B-ART&IDN=000006128 }
{ln:nw:http://www.focus.de/kultur/kunst/kunst-munchs-kollege-der-grafiker-rolf-nesch_aid_988767.html }
{ln:nw:http://www.boesner.at/buecher/buecher-5/rolf-nesch }
{ln:nw:http://www.deutschlandradio.de/archiv/dlr/sendungen/fazit/344689/index.html }
International:
{ln:nw:http://kunsthistorie.com/fagwiki/Rolf_Nesch }
{ln:nw:http://www.kulturarv.no/?id=47012 }
{ln:nw:http://www.aal.kulturhus.no/nesch-museet/om-rolf-nesch/ }
{ln:nw:http://hudtwalcker.com/pages-from-a-diary-lofoten-1936/ }
{ln:nw:https://www.youtube.com/watch?v=6X9HklS-Gug }
{ln:nw:http://www.germanexpressionism.com/printgallery/nesch/ }
{ln:nw:http://monoskop.org/Rolf_Nesch }
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