Ruth Rebekka Poritzky (Künstlername: Ruth Porita)
Sängerin, Komponistin und Musikerin
Geb.: 24.08. 1902 in Berlin
Gest.: 01.08. 1942 im KZ Auschwitz/ Polen
Sie ist das einzige Kind des Schriftstellers und Regisseurs Jakob Elias Poritzky und dessen Ehefrau, der Dichterin Helene, geborene Orzolkovsky. “Die Poritzkys gehörten zu den frühesten jüdischen Zuwanderern aus Osteuropa in die damals noch beschauliche badische Residenzstadt Karlsruhe. 1876 verließen sie die Kleinstadt Lomża (…), gelegen am Fluss Narew, 80 km westlich von Bialystok in Russisch Polen. Sie fanden eine bescheidene Bleibe in der Karlsruher Altstadt – dem „Dörfle“ – und schlossen sich den strenggläubigen Kreisen der damals noch jungen Austrittsbewegung an, die sich als „Israelitische Religionsgesellschaft“ nach Frankfurter Vorbild zunächst in Privathäusern und kleinen Betstuben versammelte.“ (Hier zitiert aus: Gedenkbuch für die Karlsruher Juden/ {ln:nw:http://gedenkbuch.informedia.de/gedenkbuch.php?PID=12&name=3339})
Um 1915 erhält der Vater vorübergehend eine Anstellung am Badischen Landestheater in Karlsruhe, kehrt dann aber wieder, allerdings ohne seine Familie, nach Berlin zurück. Die Tochter bleibt mit Mutter und zwei Tanten in Karlsruhe, wo auch weitere Verwandte wohnen, absolviert eine Gesangsausbildung, und erhält musikalische Unterweisung in den Fächern Klavier, Orgel, Gitarre und chromatische Harfe, vervollkommnet sich stimmlich als Sopranistin, singt ab 1933 im Rahmen von Veranstaltungen des Jüdischen Kulturbundes und komponiert (mittlerweile unter ihrem vermutlich der italienischen Opernwelt entlehnten Künstlernamen “Porita“) u.a. Lieder für die Synagoge. In der Israelitischen Gemeinde Karlsruhe wirkt Ruth Porita als Organistin in der Reformsynagoge und unterrichtet am Munz’schen Konservatorium, einer seit 1899 (und bis Ende des Zweiten Weltkrieges) in Karlsruhe bestehenden Theater- und Orchesterschule.
“Wie fast alle in Karlsruhe gebliebenen Jüdinnen und Juden wurden Ruth Poritky, ihre mutter (sic!) Helene und die beiden Tanten Orzolkowski am 22. Oktober 1940 während des Laubhüttenfests (Sukkot) überraschend in den Morgenstunden festgenommen, mit dem Befehl zur Abschiebung. Innerhalb von ein oder zwei Stunden mussten alle ihre Sachen packen (50 kg Gepäck war erlaubt, Proviant für mehrere Tage, 100 RM, keine weiteren Wertsachen). Die Festgenommenen wurden nach „Waffen, Munition, Sprengstoff, Gift, Devisen“ durchsucht und zum abgesperrten „Fürstenbahnhof“ im Ostflügel des Hauptbahnhofs verfrachtet. Die verstörten, teils verängstigten, teils wütenden Menschen, über 900 an der Zahl vom Baby bis zum Greis, mussten zunächst stundenlang auf dem Vorplatz und am abgesperrten Bahnsteig warten, dann ging die dreitägige Reise in einfachen Personenwaggons Richtung Süden.“ (Hier zitiert aus: {ln:nw:http://gedenkbuch.informedia.de/gedenkbuch.php?PID=12&name=3339})
Nach fast zwei Jahren Inhaftierung im südfranzösischen Lagers Gurs kommen Mutter und Tochter im Frühsommer 1942 ins bei Paris gelegene Sammellager Drancy und werden am 12. August, zusammen mit 1007 überwiegend älteren Menschen, im “18. RSHA-Transport“ Richtung NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert.
Quellen:
{ln:nw:https://de.wikipedia.org/wiki/Ruth_Poritzky }
{ln:nw:http://gedenkbuch.informedia.de/gedenkbuch.php?PID=12&name=3339 }
{ln:nw:https://ka.stadtwiki.net/Munz’sches_Konservatorium }
Links (deutsch):
{ln:nw:http://www.entarteopera.com/erinnerung3.html }
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