Victor Melchor Basterra
Drucker, Grafiker und Fotograf
Geb. 01.12. 1944 in Buenos Aires/ Argentinien
Im August 1979 wird der regimekritische Gewerkschafter Basterra mit seiner Frau und der zweimonatigen Tochter zu Hause festgenommen und ins dreistöckige Offizierskasino der ESMA gebracht, jener innerstädtisch (an der der Hauptdurchgangsstraße Avenida del Libertador = Allee des Befreiers!) gelegenen Ausbildungseinrichtung der argentinischen Marine, die in den Jahren der Militärdiktatur von 1976 bis 1983 zum größten Foltergefängnis des Landes wird.
Nach einer Woche kommt Basterras Familie wieder auf freien Fuß, er selber hingegen wird in den “Sotano“, den Folterkeller, gebracht. Vier Jahre und fünf Monate verbringt der Fotograf in der ESMA. Aber er überlebt die Torturen der Junta, im Gegensatz zu unzähligen anderen Regimegegnern, unter ihnen auch Künstler und Intellektuelle wie der Filmemacher {ln:Gleyzer, Raymundo ‚Raymundo Gleyzer} oder der Schriftsteller {ln:Walsh, Rodolfo ‚Rodolfo Walsh}, die ermordet werden oder zu den bis heute “Verschwundenen“ gehören.
Womöglich sind es seine fotografischen Kenntnisse, die Victor Basterra das Leben retten: einige Monate nach seiner Einlieferung ins Folterzentrum der ESMA wird er beauftragt, die Mitglieder der Todesschwadronen abzulichten, um mit diesem Bildmaterial gefälschte Dokumente zum Schutz der Täter herzustellen. “ „Die Offiziere benutzten für ihre falsche (sic!) Papiere die Namen real existierender Personen. Die habe ich in der ESMA angefertigt. Pro Offizier stellte ich sieben Ausweise her, den nationalen und internationalen Führerschein, Personalausweis, Reisepass, Kennkarte und so weiter. Ich brauchte sieben Lichtbilder, machte aber ein Foto mehr. Dieses Foto versteckte ich dann, sobald es trocken war, in der Schachtel mit Fotopapier. Diese Schachtel war das Einzige, was sie bei den Zellendurchsuchungen nicht anrührten. Denn hätten sie es geöffnet, wäre das Papier belichtet und zerstört gewesen. Und das Papier war teuer.“ (Hier zitiert aus: {ln:nw:http://oe1.orf.at/artikel/207699})
Als Basterras Haftbedingungen ab 1980 etwas gelockert werden und er im sogenannten “Resozialisierungsprogramm“ Ausgang erhält, nutzt er diese Gelegenheit, um die brisanten Beweismaterialien (darunter auch heimlich und unter Lebensgefahr angefertigte Fotos von Mitgefangenen) aus dem Foltergefängnis zu seiner Familie zu schmuggeln. Nach Ende der Militärdiktatur werden 1984 diese insgesamt 115 Bilder im ersten Prozess gegen die Junta-Mitglieder zu wesentlichen Beweismaterialien, zusammen mit Basterras sechsstündiger Aussage vor Gericht.
In den darauffolgenden Jahrzehnten erzählt der Zeitzeuge seine Geschichte vor Schülern, Studenten, Journalisten, Politikern und Menschenrechtlern aus aller Welt. So nüchtern und sachlich er berichtet, so nah rückt Victor Basterra die Vergangenheit jedes Mal am Tatort des Verbrechens, in den Räumen der ESMA, die seit 2004 (auf Initiative des damaligen Präsidenten Néstor Kirchner) eine nationale Gedenkstätte ist: “Wenn ich hier wieder stehe erscheinen Bilder auf den Mauern und Wänden von denjenigen mit denen ich eingesperrt war und die spurlos verschwanden. Ich höre ihre Schreie und ich bekomme Gänsehaut.“ (Hier zitiert aus: {ln:nw:http://www.dw.com/de/ber%C3%BCchtigtes-ex-folterzentrum-wird-der-%C3%B6ffentlichkeit-zug%C3%A4nglich/a-1515961-0 }).
Quellen:
{ln:nw:http://www.dw.com/de/ber%C3%BCchtigtes-ex-folterzentrum-wird-der-%C3%B6ffentlichkeit-zug%C3%A4nglich/a-1515961-0 }
{ln:nw:http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2007/10/14/AR2007101401248.html }
{ln:nw:https://www.youtube.com/watch?v=mJFcGo-muBg }
{ln:nw:https://es.wikipedia.org/wiki/V%C3%ADctor_Basterra}
{ln:nw:http://oe1.orf.at/artikel/207699 }
Links (deutsch):
{ln:nw:https://de.wikipedia.org/wiki/Escuela_de_Mec%C3%A1nica_de_la_Armada }
{ln:nw:http://www.merian.de/buenos-aires/argentinien/suedamerika/artikel/der-fotograf-des-horrors-von-buenos-aires }
{ln:nw:http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/25619/ }
{ln:nw:http://info.arte.tv/de/argentinien-der-fotograf-der-folterknechte }
International:
{ln:nw:http://trapalanda.bn.gov.ar/jspui/handle/123456789/7580}
{ln:nw:https://www.youtube.com/watch?v=mJFcGo-muBg }
{ln:nw:https://vimeo.com/69910216 }
{ln:nw:http://www.derechos.org/nizkor/arg/causa13/casos/caso237.html }
{ln:nw:http://desaparecidos.org/nuncamas/web/testimon/basterra.htm }
{ln:nw:http://www.desaparecidos.org/nuncamas/web/investig/basterra/basterra_01.htm }
{ln:nw:http://www.aletheia.fahce.unlp.edu.ar/numeros/numero-10/entrevista/entrevista-a-victor-basterra-201cdramatizar-la-vida-es-una-macana-hay-que-mirarla-optimismo201d }
{ln:nw:http://www.gold.ac.uk/news/telling-the-story-of-argentinas-disappeared./ }
{ln:nw:http://www.cels.org.ar/esma/victimas.html }
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