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Natan, Bernard

H.A.M. 0

Bernard Natan (eigtl.: Nuham Tannenzaft)

Filmregisseur und -produzent

Geb. 14.07. 1886 in Iași/ Fürstentum Rumänien

Gest. vermtl. 1942/ 43 im KZ Auschwitz

 

Kaum 20jährig, verlässt er seine Geburtsstadt und übersiedelt nach Frankreich, arbeitet hier zunächst als Filmvorführer und gründet, ein Jahr nach seiner Heirat, mit drei Teilhabern die Filmfirma “Ciné Actualités“. Drei Jahre später folgt das Filmstudio “Rapid Films“ sowie die Filmzeitschrift “Rapid Publicité“.

 

Im Ersten Weltkrieg kämpft der Jungunternehmer über ein Jahr als Freiwilliger und bis zu seiner Verwundung in der Champagne, wird mit dem “Croix de Guerre“ ausgezeichnet und verlässt schließlich die Armee im Range eines Sergeanten. Dies alles trägt dazu bei, dass Natan 1921 die französische Staatsbürgerschaft erhält. Währenddessen expandiert auch das Filmstudio und wird 1924 damit beauftragt, über die Olympischen Spiele in Paris zu berichten. Zwei Jahre später gründet Natan mit Henri Diamant-Berger und John Maxwell die “Productions Natan“ und legt in dieser Zeit den Grundstein zur Entstehung einer eigenen französischen Filmindustrie. Mit Übernahme des Pathé-Studios 1929 wird das Unternehmen  “Pathé-Natan“ nun zum führenden Studio, das in den Jahren bis 1935 an die 70 Produktionen erstellt. Regisseure wie Marcel L’Herbier, Jacques de Baroncelli, René Clair, Jean Grémillon, Jacques Prévert sowie Maurice und Jacques Tourneur arbeiten für “Pathé-Natann“, und vor der Kamera stehen u.a. Schauspieler wie Jean Gabin und Renée Saint-Cyr, er später ein Weltstar und u.a. befreundet mit {ln:Dietrich, Marlene ‚Marlene Dietrich}, sie, von Hause aus Opernsängerin, auf dem Weg zum Höhepunkt ihrer Schauspieler-Karriere.

 

René Clairs Hitler-Persiflage “Le dernier milliardaire“ aus dem Jahr 1934 trägt dem Produzenten jüdischen Glaubens prompt den Protest französischer Nationalsozialisten ein. Natan aber lässt sich von allen Widrigkeiten, Problemen und Verleumdungskampagnen (vor allem hinsichtlich seiner vorgeblich “pornografischen“ Filme in den 20er Jahren) nicht einschüchtern. Er ist es, der die französischsprachigen Versionen ausländischer Produktionen (wie zum Beispiel “Mickey Mouse“) in die Kinos bringt, und Natan ist es auch, der sich, neben dem Erwerb von Anteilen   an einer Rundfunkstation, auch Zukunftsideen nicht verschließt und einige frühe Patente in der Cinemascope- und Fernsehtechnik erwirbt. Als Spätfolge der komplizierten Pathé-Übernahme, vor allem aber im Gefolge  einer fremdenfeindlichen und antisemitischen Kampagne gerät er in finanzielle Schwierigkeiten und muss schließlich 1936 die Zahlungsunfähigkeit erklären, allerdings zunächst nur für die Kinobetriebe. Seine Filmproduktion kann weiterhin profitabel arbeiten.

 

Im Dezember 1938 wird Bernard Natan verhaftet, 1939 und nochmals 1941 wegen Betrugs verurteilt. Noch im Verlauf seiner Haftzeit sind im Frühjahr 1940 Truppen der Hitler-Wehrmacht in Paris einmarschiert. Nach seiner Freilassung 1942 wird Bernard Natan  am 23. September 1942, am Vorabend der Razzia gegen rumänische Juden in Paris und nach Aberkennung der französischen Staatsbürgerschaft, als Staatenloser im französischen Sammellager Drancy bei Paris interniert und am folgenden Tag mit dem Zugtransport 37 ins NS-Vernichtungslager Auschwitz deportiert.

“Im September 1942 schrieb Bernard Natan an seine Frau und die beiden kleinen Töchter in Paris: „Schickt mir Geld und Kleidung aus Wolle, und Holzschuhe für den Winter. Grüße und viele Küsse vom Papa.“ Es gehe ihm gut, schrieb Natan, er arbeite in . . . – dieses Wort radierten die Zensoren in Auschwitz aus. Ein letzter Gruß, im Januar 1943, abgeschickt aus Block 14. Wann und wie genau Bernard Natan starb, weiß die Familie bis heute nicht.“ (Hier zitiert aus: {ln:nw:http://www.sueddeutsche.de/medien/arte-ein-vergessenes-leben-1.3121289})

 

Der Wegbereiter des französischen Kinos ist heute fast vergessen. Wo der Name Pathé fast jedem Filmkenner geläufig ist, spricht kaum jemand noch über Bernard Natan, den “grand oublié du cinéma Français“ ({ln:nw:http://www.lapetitepolak.fr/bernardnatan/}). Und nicht Franzosen, sondern zwei irische Regisseure sind es, die Jahrzehnte später in einer TV-Dokumentation an den legendären Film-Pionier erinnern

 

Quellen:

{ln:nw:https://de.wikipedia.org/wiki/Bernard_Natan }

{ln:nw:http://www.sueddeutsche.de/medien/arte-ein-vergessenes-leben-1.3121289 }

{ln:nw:http://www.lapetitepolak.fr/bernardnatan/ }

 

Links (deutsch):

{ln:nw:http://www.tvinfo.de/fernsehprogramm/365239630-natan }

 

International:

{ln:nw:https://fr.wikipedia.org/wiki/Bernard_Natan }

{ln:nw:https://en.wikipedia.org/wiki/Bernard_Natan }

{ln:nw:http://www.lips.org/bio_natan.html }

{ln:nw:http://www.imdb.com/name/nm0622135/ }

{ln:nw:http://academic.csuohio.edu/kneuendorf/frames/P&S/Meusy03.pdf }

{ln:nw:http://www.lips.org/bio_natan_GB_reponse_%c3%a0_slade.html }

{ln:nw:http://next.liberation.fr/cinema/2014/02/20/qui-est-bernard-natan_977456 }

{ln:nw:https://mostlyfilm.com/2014/01/29/natan-part-1/ }

film{ln:nw:https://www.theguardian.com/film/filmblog/2015/dec/14/bernard-natan-pathe-cinema-holocaust-victim-france-film-industry }

film{ln:nw:https://www.ushmm.org/online/film/display/detail.php?file_num=5404 }

{ln:nw:http://www.veroniquechemla.info/2016/08/bernard-natan-1886-1942.html }

film{ln:nw:http://9docu.com/regarder-et-telecharger-le-documentaire-natan-gratuitement/ }

film{ln:nw:https://www.youtube.com/watch?v=8QHMB-qkYEM }

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