Esther Mujawayo
Soziologin und Trauma-Therapeutin
Geb. 10.09. 1958 in Taba-Gitarama/ Ruanda
“Anfangs haben wir gesagt: ,Wir sind dazu verdammt zu leben’ – aber dann haben wir uns dafür entschieden, lebendig zu sein“ *)
Die jüngste von vier Töchtern eines Lehrers und Geistlichen lässt sich von 1973 bis 1977 in der Hauptstadt Kigali zur Grundschullehrerin ausbilden und arbeitet bis 1979 in einem Internat im ruandischen Remera. Von 1979 bis 1985 setzt sie ihre Studien fort, diesmal mit den Fächern Sozialarbeit und Soziologie an der Katholischen Universität im belgischen Louvain. Mit dem Master-Abschluss in der Tasche kehrt Mujawayo in ihre Geburtsheimat zurück, unterrichtet zunächst ein Jahr lang als Lehrerin in Kirinda/ Kibuye, arbeitet von 1990 bis 1996 als stellvertretende Landesrepräsentantin für Ruanda, Burundi und Ostkongo im Auftrag einer Entwicklungsorganisation und engagiert sich in verschiedenen heimischen Frauenorganisationen.
Während des Genozids in Ruanda, dem von April bis Juni 1994 eine Million Menschen, Tutsi und oppositionelle Hutu, zum Opfer fallen, wird auch Esther Mujawayos Mann Innocent ermordet, wie mit ihm fast 300 ihrer direkten Familienangehörigen. Sie selbst überlebt mit ihren drei kleinen Töchtern, da in der Nacht, in der die Hutu sie entdecken, nur Männer ermordet werden. Zu einer ihrer Zufluchtsstationen wird das “Hôtel des Mille Collines“, das durch den Film “Hotel Ruanda“ weltweite Bekanntheit erlangen wird.
Nach dem Genozid gründet Esther Mujawayo, gemeinsam mit anderen Witwen, die Organisation “AVEGA“ (“Vereinigung der Witwen des Völkermords vom April 1994“), deren Vizepräsidentin sie dann auch ist. 1996 geht die Soziologin für ein Jahr zur therapeutischen Ausbildung an die britische Universität von East Anglia (deren Ehrendoktorwürde sie 2016 erhält), ist nach ihrer Rückkehr wiederum für eine Hilfsorganisation tätig und kann mit deren Unterstützung 1998/ 99 in der von ihr mitbegründeten Selbsthilfegruppe AVEGA hauptberuflich als Trauma-Therapeutin tätig sein. Gleichzeitig leitet sie als Vorstandsvorsitzende den nationalen Fond zur Unterstützung der Genozid-Opfer, FNARG.
Esther Mujawayo, in zweiter Ehe mit einem evangelischen Pfarrer verheiratet, referiert immer wieder auf internationalen Kongressen und Tagungen zum Thema Flucht und Verfolgung und arbeitet seit 2001 als Trauma-Therapeutin mit Flüchtlingen aus verschiedenen afrikanischen Ländern in einem Psychosozialen Zentrum in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf.
2005 erscheint im Wuppertaler Peter Hammer-Verlag die deutsche Ausgabe von Mujawayos Erinnerungen unter dem Titel “ Ein Leben mehr – Zehn Jahre nach dem Völkermord in Ruanda“, basierend auf einer Gesprächsreihe mit der algerischen Journalistin Souâd Belhaddad. Der vom selben Verlag 2007 herausgegebene Nachfolgeband (in dt. Übersetzung aus dem französischen Original) “‘Auf der Suche nach Stéphanie‘ erzählt, wie Eshter (sic!) mit Hilfe eines Augenzeugen die Stelle finden will, an der Stéphanie, ihr Mann und ihre drei Kinder erschlagen und achtlos in eine Abwassergrube geworfen wurden. Doch der Zeuge von damals leugnet nun und ihre Suche wird zum Spiegel der Aufarbeitung des Völkermordes in Ruanda durch die Volksgerichte und das internationale Tribunal: Zeugen leugnen, Täter verweigern die Versöhnung, der Prozess der Wahrheitsfindung stagniert und schon wieder keimt Missgunst gegen die Opfer auf.“ (Hier zitiert aus: {ln:nw:http://www.peter-hammer-verlag.de/buchdetails/auf-der-suche-nach-stephanie/})
Quellen:
*) Das Eingangszitat wurde entnommen aus:
{ln:nw:http://www.weser-kurier.de/bremen_artikel,-Bremer-Solidaritaetspreis-fuer-Esther-Mujawayo-Keiner-_arid,1076343.html }
{ln:nw:https://de.wikipedia.org/wiki/Esther_Mujawayo }
{ln:nw:https://www.perlentaucher.de/buch/souad-belhaddad-esther-mujawayo/ein-leben-mehr.html }
{ln:nw:http://www.peter-hammer-verlag.de/buchdetails/auf-der-suche-nach-stephanie/ }
Links (deutsch):
{ln:nw:http://www.zeit.de/2005/20/ST-Ruanda }
{ln:nw:http://www.amnesty.de/umleitung/2007/deu05/137?lang=de%26mimetype%3dtext%2fhtml }
{ln:nw:http://www.taz.de/!579804/ }
{ln:nw:http://www.emma.de/artikel/die-welt-der-esther-mujawayo-316759 }
{ln:nw:http://www.afrikaroman.de/buch/liste/autor_mujawayo.php }
{ln:nw:http://www.peter-hammer-verlag.de/buchdetails/auf-der-suche-nach-stephanie/ }
{ln:nw:http://www.medicamondiale.org/fileadmin/redaktion/5_Service/Mediathek/Dokumente/Deutsch/Reden/Bremer-Solidaritaetspreis-Esther-Mujawayo_Laudatio-Monika-Hauser_03-2015_.pdf }
{ln:nw:http://www.srf.ch/play/radio/drs-4-zeitblende/audio/die-ruanderin-esther-mujawayo-voelkermordueberlebende-erzaehlt?id=c9776fed-b12e-4b4e-814e-0571d84d454b }
{ln:nw:https://www.youtube.com/watch?v=Wd6f-HxymKs }
{ln:nw:https://www.youtube.com/watch?v=uTZ7EcoGu5g }
{ln:nw:https://www.youtube.com/watch?v=MoVeudVBqLs }
International:
{ln:nw:https://fr.wikipedia.org/wiki/Esther_Mujawayo }
{ln:nw:https://www.youtube.com/watch?v=HzIbQ_fCRuo }
{ln:nw:https://www.youtube.com/watch?v=sp7f-0pWyio }
{ln:nw:http://www.lemonde.fr/livres/article/2005/05/19/il-n-y-a-pas-de-fin-a-un-genocide_651469_3260.html#O5w0ERMuyD1XcAt0.99 }
{ln:nw:http://avega.org.rw/ }
{ln:nw:http://www.dandc.eu/en/article/dealing-trauma-essential-peacebuilding-post-conflict-countries }
{ln:nw:http://news.bbc.co.uk/2/hi/programmes/panorama/3521844.stm }
{ln:nw:https://web.archive.org/web/20041127145755/http://www.icc-cpi.int/press/video.html }
{ln:nw:https://www.youtube.com/watch?v=zsS63EaT5II }
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