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Filip, Ota

H.A.M. 0

Ota Filip

Schriftsteller

Geb. 09.03. 1930 in Mährisch-Ostrau (Moravská Ostrava)/ ČSR

 

“Wenn ich meine Lebensläufe zusammenzähle, von denen ich weiß, dass es sie gibt, dann habe ich sieben. Den wirklichen, den ich lebe, einen gekürzten Lebenslauf, den ich mein Leben lang immer wieder für Behörden, für fremden Gebrauch und für andere sinnlose Zwecke schreibe, und dann vier weitere Lebensläufe, die ich mit literarischer Dichtung verschlüsselt in vier Romanen erzählt habe.“ (Ota Filip) *)

 

Der Sohn eines tschechischen Vaters und einer polnischen Mutter verbringt seine Jugendjahre sowohl in seiner Geburtsheimat wie auch in Prag. Nach dem Abitur absolviert er ein Fernstudium in Literatur und Journalistik an der Karls-Universität Prag und arbeitet als Redakteur bei verschiedenen Zeitungen sowie für den Rundfunk. Mit Ende Zwanzig tritt Filip der Kommunistischen Partei bei, wird aber kurz darauf (1960) wegen kritischer Äußerungen wieder ausgeschlossen.

 

1960 und 1969 wird er unter der Anklage der “Unterwühlung von Staat und Gesellschaft“ zu Haftstrafen und Zwangsarbeit verurteilt und muss sich von nun an seinen Lebensunterhalt als Bergarbeiter, LKW-Fahrer und Bauarbeiter verdienen. Trotz Schreibverbots verfasst er heimlich Romane, deren Manuskripte unter politischen Sympathisanten in der Bundesrepublik Deutschland und Österreich kursieren. Für sein in dieser Zeit entstandenes Buch “Cafe an der Straße zum Friedhof“ erhält Ota Filip 1967 den Großen Preis der Stadt Ostrava.

 

Während des Prager Frühlings 1968 arbeitet er als Verlagslektor, wird aber schon im darauffolgenden Jahr 1969 erneut wegen angeblich systemkritischer Publikationen verhaftet. „Ich war naiv. Ich habe mich sozusagen selber in das Maul der Staatssicherheit gestürzt. Ich habe auf der Schreibmaschine im Verlag ein Flugblatt geschrieben. Damals wusste ich noch nicht, dass die Schreibmaschinen bei der Staatssicherheit registriert sind. Innerhalb von sechs Tagen haben sie mich entlarvt.“ (Hier zitiert aus: {ln:nw:http://images.google.de/imgres?imgurl=http://img.radio.cz/pictures/spisovatele/filip_ota1.jpg&imgrefurl=http://www.radio.cz/de/rubrik/kultur/der-ruhelose&h=221&w=150&tbnid=8-ZMinM8qZJkwM:&vet=1&tbnh=105&tbnw=71&docid=ERzVkqnEr6jD4M&hl=de&usg=__peyNKeOrQzqH9zNFHZrQiDHzkyo=&sa=X&ved=0ahUKEwiB5N30hrrQAhXBCcAKHTBLBzU4FBD1AQguMAM}). Er wird zu  18 Monaten Haft verurteilt, kommt nach internationalen Protesten zwar vorzeitig wieder auf freien Fuß, ist danach aber erneut gezwungen, sich als Möbelmonteur, Lastwagenfahrer und Bauarbeiter über Wasser zu halten. 1974 schließlich wird der Schriftsteller mit seiner Familie ausgebürgert und lebt seitdem als freier Schriftsteller und politischer Journalist in der Bundesrepublik Deutschland, wo er u. a. als Lektor für den S. Fischer Verlag tätig ist.

 

Seit dem politischen Umbruch in den Ländern Osteuropas widmet sich der  nunmehr deutsche Staatsbürger Ota Filip in Aufsätzen und Büchern thematisch auch und vor allem der deutsch-tschechischen Versöhnung und ist ein Meister der satirischen Kurzgeschichte, mit deren Hilfe er immer wieder auch die Widrigkeiten des sozialistischen Alltags  in der ehemaligen Tschechoslowakei skizziert.

 

Das  Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, des deutschen PEN-Zentrums und des Tschechischen Schriftstellerverbandes wird, nachdem 1997 in Prag belastende Dokumente gefunden werden, zum Mittelpunkt einer öffentlichen Diskussion hinsichtlich Filips Tätigkeit für den kommunistischen Geheimdienst in den 1950er und 1970er Jahren. Er bestreitet daraufhin zwar nicht seine Verstrickung, verwahrt sich jedoch gegen Vorwürfe, dabei Verfolgten des Regimes persönlich Schaden zugefügt zu haben. “Prominente tschechische Kollegen wie Ludwig Vaculik verteidigen ihn. Doch die Affäre liegt seitdem wie ein Schatten über seiner Person“. (Hier zitiert aus: {ln:nw:https://www.welt.de/welt_print/kultur/article6698305/Zwischen-Boehmen-und-Deutschland-Ota-Filip-wird-80.html})

 

Buchtipps:

  • Das Café an der Straße zum Friedhof: Roman. S. Fischer, Frankfurt am Main 1968.
  • Ein Narr für jede Stadt: Roman. S. Fischer, Frankfurt am Main 1969.
  • Die Himmelfahrt des Lojzek Lapáček aus Schlesisch Ostrau: Roman. S. Fischer, Frankfurt am Main 1973.
  • Maiandacht: Roman. S. Fischer, Frankfurt am Main 1980 (Originaltitel „Poskvrněné Početi“ 1976)
  • Großvater und die Kanone: Roman. S. Fischer, Frankfurt am Main 1981.
  • Tomatendiebe in Aserbaidschan und andere Satiren. Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt am Main 1981.
  • Die Sehnsucht nach Procida: Roman. S. Fischer, Frankfurt am Main 1988.
  • Die stillen Toten unterm Klee: Wiedersehen mit Böhmen. Langen-Müller, München 1992.
  • Café Slavia: Roman. S. Fischer, Frankfurt am Main 1985; Neuausgabe: Herbig, München 2001.
  • Der siebente Lebenslauf: autobiographischer Roman. Herbig, München 2001.
  • Das Russenhaus: Roman um {ln:Münter, Gabriele ‚Gabriele Münter} und {ln:Kandinsky, Wassily ‚Wassily Kandinsky}. LangenMüller, München 2005.
  • Osmý čili nedokončený životopis. Host, Brno 2007.

 

Quellen:

*) Eingangszitat: {ln:nw:http://www.deutschlandfunk.de/ota-filip-der-siebte-lebenslauf.730.de.html?dram:article_id=101707 }

{ln:nw:https://de.wikipedia.org/wiki/Ota_Filip }

{ln:nw:https://www.welt.de/welt_print/kultur/article6698305/Zwischen-Boehmen-und-Deutschland-Ota-Filip-wird-80.html }

{ln:nw:http://images.google.de/imgres?imgurl=http://img.radio.cz/pictures/spisovatele/filip_ota1.jpg&imgrefurl=http://www.radio.cz/de/rubrik/kultur/der-ruhelose&h=221&w=150&tbnid=8-ZMinM8qZJkwM:&vet=1&tbnh=105&tbnw=71&docid=ERzVkqnEr6jD4M&hl=de&usg=__peyNKeOrQzqH9zNFHZrQiDHzkyo=&sa=X&ved=0ahUKEwiB5N30hrrQAhXBCcAKHTBLBzU4FBD1AQguMAM }

 

Links (deutsch):

{ln:nw:https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=123174457 }

{ln:nw:http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-7810094.html }

{ln:nw:http://www.berlinerliteraturkritik.de/detailseite/artikel/der-autor-ota-filip-wird-80.html }

{ln:nw:http://www.bosch-stiftung.de/content/language1/html/14994.asp }

{ln:nw:https://www.literaturportal-bayern.de/autorinnen-autoren?task=lpbauthor.default&pnd=123174457 }

{ln:nw:http://www.pragerzeitung.cz/index.php/home/gesellschaft/15282-ota-filip-erhaelt-verdienstorden }

{ln:nw:http://www.reller-rezensionen.de/belletristik/filip-russenhaus.htm }

{ln:nw:https://www.nachschlage.net/search/klg/Ota+Filip/146.html }

{ln:nw:http://www.chamisso.daf.uni-muenchen.de/bibliographie_autoren/ota-filip/index.html }

{ln:nw:http://hw.oeaw.ac.at/x-coll6dd25/s541-544_filip_roth.pdf }

{ln:nw:http://www.deutschlandradiokultur.de/ota-filip-von-anfang-an-zum-scheitern-verurteilt.954.de.html?dram:article_id=143629 }

volume_up{ln:nw:http://www.mediathek.at/atom/0E64D92D-0E4-00069-0005B1F4-0E6443FC }

 

International:

{ln:nw:http://www.otafilip.homepage.t-online.de/ }

{ln:nw:http://germanica.revues.org/2006 }

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