Helmut Hirsch (Pseud.: H. Bichette)
Historiker und Autor
„(…) bei der Demokratie kommt es nicht allein auf das Was an. Das Wie hat seine Bedeutung, weil man schlechte Männer oder Maßnahmen beseitigen kann, während schlechte Methoden einzureißen drohen.“
(Helmut Hirsch)*
Geboren als Sohn der Elberfelder Damenputzmacherin Hedwig Hirsch geb. Fleischhacker und des gebürtigen Berliner Kaufmanns Emil Hirsch, Solzialdemokrat, gehört Helmut Hirsch eine Zeit lang dem wichtigen jüdischen Wanderbund Blau-Weiss in Elberfeld (1) an. Ab 1928 studiert er in München Theaterwissenschaft, , 1929 in Berlin Zeitungskunde, 1930 in Bonn Philosophie, 1930-1932 in Leipzig Kunstgeschichte und Zeitungskunde. Die Diss. Karl Friedrich Köppen, der intimste Berliner Freund Marxen, kann 1933 aus politischen Gründen nicht eingereicht werden. Sie wird 1936 großenteils in Heft 1 der International Review for (sic) Social History, Leyden publiziert. Nach der NS-Machtergreifung flieht Hirsch ins noch freie Saargebiet. Das Ergebnis der Saar-Abstimmung vom 13. Januar 1935 veranlaßt seinen illegalen Grenzübertritt nach Straßburg. Seine Ehefrau Eva Buntenbroich-Hirsch ist ihrem Mann inzwischen nachgefolgt.
In Paris ist Helmut Hirsch als Beautragter der stärksten saarländischen Anti-Hitler-Zeitung, Westland, (Dr. Siegfried Thalheimer ist ihr Initiator und Chefredakteur) beim Quai d’Orsay akkreditiert und schreibt in dessen offizieller Zeitschrift L’Europe Nouvelle 1936 unter seinem Pseudonym H. Bichette den größeren Beitrag Les grèves en Allemagne (Die Streiks in Deutschland) nach einem kommunistischen Kommuniquée vom 3. Oktober 1936. Mitarbeit u.a. bei Recherchen fürs Braunbuch, an der Pariser Filiale des Int. Instituts für Sozialgeschichte, ab 1938 einziges Redaktionsmitglied der durch Thalheimer gegründeten und geleiteten Anti-Hitler-Halbmonatszeitschrift ORDO u. Sekretär des damit verbundenen Comité Juif d’Etudes Politiques.
Bei Kriegsausbruch 1939 wird Helmut Hirsch, wie alle deutschen Flüchtlinge, interniert – zuerst in Paris, danach im Lager Vierzon (Dept. Cher). Eva Hirsch gelangt ins Lager Gurs am Fuße der Pyrenäen, wo 1946 über 6.000 Frauen und Kinder u.a. unter Ungezieferplage leiden. 1940 wird Hirsch aufgrund eines bis dahin unbeachtet gebliebenen Gesetzes zur französischen Armee eingezogen und als Prestataire an die British Expeditionary Forces „ausgeliehen“ – bis zu deren Rückzug aus Dünkirchen.
Das Ehepaar schlägt sich durch bis ins noch unbesetzte Marseille. Intensive Bemühungen um ein Visum für die USA schlagen fehl: Eine Namensverwechslung ließ Hirsch als „auf der einen Seite eng mit den Nazis liiert“…, außerdem auch als „Mitglied der Kommunistischen Partei“ (2) erscheinen. Erst dank eines von Hubertus Prinz zu Löwenstein beschafften Notvisums gelangen die beiden Hitlergegner – wörtlich in letzter Minute – am 21. Juni 1941 nach New York.
*) entnommen aus:
Helmut Hirsch: Onkel Sams Hütte.
Autobiographisches Garn eines
Asylanten in den USA. Mit einem
Geleitwort von Lew Kopelew,
Leipziger Universitätsverlag 1994.
ISBN 3-929031-55-8, S. 301
(1) „Quellenkundliches und Autobiographisches zum Jüdischen Wanderbund Blau-Weiss in Elberfeld. Aus eigenen Erinnerungen und Beziehungen“, in: Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins, 95. Bd., Jahrg. 1991/ 92, S. 145-176 – besonders S. 156, 164 u. 168.
(2) Deutsche Intellektuelle im Exil. Eine Ausstellung des Deutschen Exilarchivs 1933-1945 der Deutschen Bibliothek (1993)
Weitere Lit.:
– Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933, Bd. 4 (1994)
– Albert H.V. Kraus: Die Freiheit ist unteilbar! Der Historiker
Helmut Hirsch (ISBN 3-00-012556-6, 2004)
Links (deutsch):
http://www.sopos.org/aufsaetze/3d2f0d7645fe7/1.phtml
http://www.berliner-lesezeichen.de/lesezei/Blz99_02/text01.htm
http://www.berliner-lesezeichen.de/lesezei/Blz01_01/text01.htm
http://www.luise-berlin.de/Lesezei/Blz98_01/text02.htm
http://news.duesselgo.de/index.php?action=show&type=story&id=15
http://www.antiquario.de/a_autoren/h/Hirsch_Helmut.html
International:
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