Dinah Nelken (eigl. Bernhardine Ohlenmacher-Nelken) (Pseud.: Bernhardine Schneider, D. Schreiber)
Schriftstellerin und Drehbuchautorin
Geb. 16.05. 1900 in Berlin
Gest. 14.01. 1989 in Berlin
“Und wenn ich auch nicht glaube, daß ihr den gleichen, nicht immer gradlinigen, aber doch recht zielstrebigen Weg gehen werdet, auf denen die Schnedderichs und die Lafontaines des Leben besser, schöner oder wenigstens genießbarer machen wollten – vergeßt sie nicht, ich bitte euch, vergeßt sie nicht! Denn nur der Letzte stirbt wirklich.“*)
Ihre Mutter hat hugenottische Wurzeln, der Vater, Spross einer alteingesessenen Berliner Handwerkerfamilie, ist Schauspieler. Tochter Dinah besucht ein Lyzeum, entdeckt sehr früh schon ihre Lust am Schreiben und kann bereits in den 1920er Jahren erste Erfolge mit Kurzgeschichten und Feuilletons für die Berliner Presse verzeichnen. Auch das politisch-literarische Außenseiter-Kabarett “Die Unmöglichen“ wird von ihr im April 1928 mit aus der Taufe gehoben. Zu den Protagonisten im Topp-Keller in der Schwerinstraße, wo Ulk und Unkonventionalität groß geschrieben werden und auf den Pianisten mit Wasserpistolen geschossen werden darf, gehört u.a. auch der Schauspieler {ln:Morgan, Ernst ‚Ernst Morgan}.
Ende der 1920er Jahre übersiedelt Dinah Nelken in die Künstlerkolonie Wilmersdorf, eine kurz zuvor auf Initiative der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger und des Schutzverbandes deutscher Schriftsteller gebaute Siedlung, wo auch und vor allem sozial nicht abgesicherte Künstler und Schriftsteller preiswerten und komfortablen Wohnraum mieten können (zu den späteren Mieterräten gehört u.a. auch der Schriftsteller {ln:Otten, Karl ‚Karl Otten}). Hier entsteht 1932 Nelkens Schlüsselroman “Eineinhalb Zimmer Wohnung“, eine literarische Spiegelung der örtlichen Wohnverhältnisse in der ausgehenden Weimarer Republik, im Gefolge der Weltwirtschaftskrise und kurz vor der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933.
1936 emigriert sie mit ihrem Lebensgefährten (und späteren Ehemann Heinrich Ohlenmacher) nach Wien. Hier entstehen zahlreiche Filmdrehbücher sowie, in Zusammenarbeit mit ihrem Bruder, dem Maler Rolf Gero Schneider, der heiter-ernste Briefroman “Ich an dich – Ein Roman in Briefen mit einer Geschichte und ihrer Moral für Liebende und solche, die es werden wollen“. In Art einer losen Fortsetzung erscheint 1952 das Tagebuch “Ich an mich“. Nach dem “Anschluss“ Österreichs an Nazi-Deutschland im März 1938 flüchtet das Paar über Zagreb auf die dalmatinische Insel Korčula, wo man Kontakte zu den Tito-Partisanen unterhält (wie auch die ebenfalls nach Jugoslawien emigrierte Schauspielerin {ln:Durieux, Tilla ‚Tilla Durieux}). 1941 flieht Nelken weiter nach Italien ((Meina am Lago Maggiore, Mailand und Rom), wo sie u.a. für den Verlag Mondadori arbeitet und im Exil ihren Lebenspartner heiratet. 1950 kehren beide nach Deutschland zurück und lassen sich in West-Berlin nieder.
Zu Dinah Nelkens literarischem Œuvre zählen der Roman “Spring über deinen Schatten, spring!“ (1954), der sich mit der Erfahrung des Faschismus auseinandersetzt, sowie die Geschichte um “Fleur Lafontaine“, die in der DDR 1978 zur Vorlage eines zweiteiligen Fernsehfilms wird (mit Angelica Domröse, Hilmar Thate, Eberhard Esche sowie Gisela May in den Hauptrollen). “Die Geschichte der Fleur Pommeranz, geschiedene Goldener, geborene Schnedderich, genannt Lafontaine (…) ist zugleich ein Stück deutscher Zeitgeschichte. Aus der Sicht der Heldin erleben wir die wechselvollen Schicksale einer Berliner Familie in enger Verflochtenheit mit Krieg und Revolution, mit Inflation und Wirtschaftskrise, mit Faschismus und wieder Krieg“ (hier zitiert aus: Dinah Nelken “Das angstvolle Heldenleben einer gewissen Fleur Lafontaine“, Verlag der Nation, Berlin, 8. Aufl. 1986, Umschlagtext)
In den 1970er und 80er Jahren engagiert sich die Schriftstellerin und Autorin (die u.a. auch für Film, Fernsehen und Hörfunk schreibt) politisch auf Seiten der Initiative “Künstler für den Frieden“. Dinah Nelken verstirbt im Alter von 88 Jahren und findet auf dem Städtischen Friedhof Stubenrauchstraße in Berlin-Schöneberg ihre letzte Ruhe. Werkmanuskripte, Briefe, Tagebücher, persönliche Unterlagen, Fotos, Druckbelege sowie an die 150 Bände (vorwiegend Primärliteratur) befinden sich in der Berliner Akademie der Künste.
Quellen:
*) Dinah Nelken “Das angstvolle Heldenleben einer gewissen Fleur Lafontaine“, Verlag der Nation, Berlin, 8. Aufl. 1986, S. 427
Dinah Nelken, a.a.O., Umschlagtext
{ln:nw:https://de.wikipedia.org/wiki/Dinah_Nelken }
{ln:nw:https://books.google.de/books?id=_5Z2BgAAQBAJ&pg=PA171&lpg=PA171&dq=Kabarett+%22Die+Unm%C3%B6glichen%22&source=bl&ots=ic7g-H02cp&sig=Q7OIRQvpV_wcAsI_j90nh9FbF5w&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjUlJOq4-zUAhXJBsAKHRIQATIQ6AEIPjAF#v=onepage&q=Kabarett%20%22Die%20Unm%C3%B6glichen%22&f=false }
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{ln:nw:https://archiv.adk.de/bigobjekt/10611 }
Kröger, Marianne, „Nelken, Dinah“ in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 55f./ {ln:nw:https://www.deutsche-biographie.de/gnd106795392.html#ndbcontent }
Links (deutsch):
{ln:nw:https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=106795392 }
{ln:nw:http://www.imdb.com/name/nm0625025/ }
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