Drücke „Enter”, um zum Inhalt zu springen.

Steuermann, Edward

H.A.M. 0

Edward (früher Eduard) Steuermann

Komponist und Pianist

Geb. 18.06. 1892 in Sambor (b. Lemberg)/ Österreich-Ungarn

Gest. 11.11. 1964 in New York/ USA

 

“Er war einer jener genialen Vermittler, ohne die das Neue gar nicht durchzusetzen ist. Einer, der nicht nur verstand, was Schönberg & Co. dachten und schrieben, sondern es so sicher, klar, dringlich spielte, als sei der Rang des Neuen längst unzweifelhaft.“ *)

 

Sein galizischer Geburtsort, damals Teil der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie, gehört heute zur Ukraine. Eduard Steuermann, Bruder der späteren Schauspielerin und Drehbuchautorin {ln:Viertel, Salka ‚Salka Viertel} und Onkel des Dirigenten {ln:Gielen, Michael Andreas ‚Michael Andreas Gielen}, ist eines von vier Kindern des jüdischen Rechtsanwalts Joseph Steuermann, seinerzeit auch langjähriger Bürgermeister von Sambor. Sohn Eduard studiert Klavier beim tschechischen Pianisten und Musikpädagogen Vilém Kurz, ab 1910 in Basel bei Ferruccio Busoni sowie von 1912 bis 1914 auf Empfehlung von Engelbert Humperdinck in Berlin Komposition bei {ln:Schönberg, Arnold ‚Arnold Schönberg} und reüssiert bereits in jungen Jahren als Pianist. “Schon wenige Tage nach ihrer ersten Begegnung, am 27. Jan. 1912, spielte Steuermann in einem Berliner „Morgen-Konzert“ (4. Febr. 1912) Werke von Arnold Schönberg: Er begleitete die Lieder op. 2 Nr. 4 sowie op. 6 Nr. 3, 4, 6 und 8 sowie die George-Lieder op. 15 und war einer der Ausführenden bei der Aufführung von Nr. 1, 2 und 4 aus den „Fünf Orchesterstücken“ op. 16 in einer Bearbeitung für zwei Klaviere zu acht Händen von Erwin Stein. Außerdem übernahm er bei der Uraufführung am 16. Okt. 1912 den Klavierpart des „Pierrot lunaire“ op. 21.“ (Hier zitiert aus: {ln:nw:https://www.lexm.uni-hamburg.de/object/lexm_lexmperson_00003691))

 

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs kehrt er in seinen galizischen Geburtsort  zurück, wo er zur Musterung einbestellt ist. Um einer russischen Militäroffensive zu entgehen, flüchtet Steuermann am 13. Sept. 1914 mit seiner Familie nach Wien, unter Zurücklassung des gesamten Besitzes. Der anfänglich aufgrund seiner Kurzsichtigkeit zunächst vom Militärdienst zurückgestellte Musiker wird schließlich doch für tauglich befunden und zum 21. Juni 1915 eingezogen. Er überlebt die Kriegsgräuel in der Sanitätsverwaltung in Przemyśl, wo er, wie auch in Jarosław, Wohltätigkeitskonzerte in Lazaretten und für Familien von Gefallenen gibt. Dies sind auch die Jahre, in denen er mit einer Bearbeitung von Arnold Schönbergs “Kammersymphonie“ op. 9 für Klavier beginnt.

 

Nach Kriegsende lässt sich der Pianist in Wien nieder und wird dort einer der “Vortragsmeister“ des von Arnold Schönberg gegründeten “Vereins für musikalische Privataufführungen.“ Da seine Konzerttätigkeit nicht für den Lebensunterhalt ausreicht, unterrichtet er dazu in Wien und Polen. Zu Steuermanns Schülern gehören neben {ln:Ullmann, Viktor ‚Viktor Ullmann}, Lili Kraus, Jacob Gimpel, {ln:Grab, Hermann ‚Hermann Grab} auch {ln:Adorno, Theodor W. ‚Theodor W. Adorno}, {ln:Demant, Charlotte ‚Charlotte Demant}, Josefa Rosanska  und Georg Knepler.

 

Seine Konzerttätigkeit führt ihn durch zahlreiche Länder Europas bis in die Vereinigten Staaten sowie das damalige Palästina, und er spielt unter dem Dirigat so namhafter Persönlichkeiten wie {ln:Busch, Fritz ‚Fritz Busch}, Otto Klemperer, Anton Webern und Hermann Scherchen. Seit der “Machtübergabe“ an die Nationalsozialisten 1933 gibt Eduard Steuermann keine Konzerte mehr in Deutschland und lehnt es aufgrund des herrschenden Antisemitismus ab, seine Schwester Rose Gielen und ihre Familie in Dresden zu besuchen. Trotz zahlreicher Konzert-Angebote aus Europa und der Einladung zu einer Tournee durch die UdSSR folgt der Musiker dem Rat seiner Schwester Salka Viertel und geht im Mai 1936 in Southampton gemeinsam mit seiner Tochter Margaret an Bord der RMS Berengaria Richtung USA. Er lässt sich am Wohnsitz seiner Schwester in Santa Monica nieder, findet dort jedoch weder ambitionierte Klavierschüler noch ein interessiertes Publikum, das seine Liebe zur zeitgenössischen Musik teilt. Nach einem erfolgreichen Konzert in New York übersiedelt Edward Steuermann in die Ostküsten-Metropole. Am 7. Febr. 1942 begleitet er den Sänger Hans Joachim Heinz mit Liedern von Schubert und Mahler im Rahmen einer “Kundgebung gegen Rassenverfolgung und Intoleranz“ in New York, initiiert von der “Tribüne für freie deutsche Literatur und Kunst“ und feiert seinen musikalischen Durchbruch schließlich 1944 mit seiner Ersteinspielung des Klavierkonzerts von Schönberg mit dem NBC Orchester unter Leopold Stokowski.

 

In den Jahren 1948 bis 1964 lehrt der seit 1944 US-amerikanische Pianist und Komponist sowohl an der New Yorker Juilliard School, seit 1952 als Professor, als auch am Philadelphia Conservatory of Music und gibt regelmäßig Meisterkurse in mehreren europäischen Ländern, so 1957 anlässlich der Internationalen Ferienkurse für Neue Musik in Darmstadt. Zu Steuermanns Schülern zählen neben Alfred Brendel, Lili Kraus und Georg Knepler auch die österreichische Sängerin Charlotte Eisler und der spätere Professor am Salzburger Mozarteum, Andor Losonczy. Im Alter von 72 Jahren erliegt der Musiker einem schweren Krebsleiden. Sein Nachlass befindet sich in der Music Division der Washingtoner “Library of Congress“ als “Edward and Clara Steuermann collection, 1922-1981“ (LoC SteuermannE) und enthält,   neben Schriften des Komponisten, Schüler-Listen und der unveröffentlichten Korrespondenz auch bis dahin ungedruckte Werke. In New York City wird außerdem am 28. Juni 1965 die “Edward Steuermann Memorial Society“ ins Leben gerufen, die an Studenten der “Juilliard School of Music“ den Edward Steuermann Memorial Prize für hervorragende musikalische Leistungen vergibt.

 

Quellen:

*) Das Eingangszitat wurde entnommen aus: {ln:nw:http://www.zeit.de/2010/15/D-Pianist-Steuermann }

{ln:nw:https://de.wikipedia.org/wiki/Eduard_Steuermann }

Arne Gadomski: Eduard Steuermann, in: Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit, Claudia Maurer Zenck, Peter Petersen (Hg.), Hamburg: Universität Hamburg, 2014 ({ln:nw:https://www.lexm.uni-hamburg.de/object/lexm_lexmperson_00003691})

 

Links (deutsch):

{ln:nw:https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=118953060 }

{ln:nw:http://www.fr.de/kultur/musik/pianist-eduard-steuermann-ein-konservativer-revolutionaer-a-1060433 }

 

International:

{ln:nw:http://worldcat.org/identities/lccn-n88232760/ }

{ln:nw:https://en.wikipedia.org/wiki/Eduard_Steuermann }

Die Kommentare sind deaktiviert.