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Rosenstein, Erna

H.A.M. 0

Erna Rosenstein

Malerin

Geb. 17.05. 1913 in Lemberg/ Österreich-Ungarn

Gest. 10.11. 2004 in Warschau/ Polen

 

“Erst nach dem Tod beginnen wir die Verstorbenen zu verstehen, als wollten sie uns endlich mitteilen, was sie zu ihren Lebzeiten nicht konnten oder sich nicht zu sagen trauten.“ *)

 

“Ich mache das, wozu ich Lust habe. Wenn es in der Wirklichkeit, im Leben etwas gibt, dann muss ich das auch in mir haben, also warum soll ich mich festlegen, definieren und an einen Weg halten? Dort, im Innern, gibt es eine gänzliche Vermischung von Zeit und Raum, Tumult und Chaos.“ **)

 

Die Tochter eines Richters verlebt die frühe Kindheit mit ihrer assimilierten jüdischen Familie im damals zur österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie und heute zur Ukraine gehörenden Lemberg. 1918 übersiedeln die Eltern nach Krakau. Erna studiert von 1932-1934 an der Wiener Frauenakademie, anschließend und bis 1936 an der Akademie der Bildenden Künste Krakau bei Wojciech Weiss, Maler, Zeichner und seit 1907 Professor und Rektor der  Akademie. Bereits in ihrer Wiener Zeit schließt sich die politisch interessierte Studentin einer marxistischen Jugendorganisation an, beteiligt sich unter dem  Decknamen Irma Neumann am Februaraufstand Jahres 1934 und kommt später in Kontakt mit der polnischen Studentenvereinigung “Grupa Krakowska“.

 

Im Anschluss an einen Studienaufenthalt im Frankreich der ausgehenden 30er Jahre – wo sie auf der großen Pariser Surrealisten-Ausstellung 1937 zum ersten Mal mit der gegen traditionelle Normen gerichteten Bewegung in Berührung kommt – kehrt Erna Rosenstein wieder in ihre Heimat zurück. Unmittelbar vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges übersiedelt sie mit Mutter und Vater nach Lemberg und erlebt hier die sowjetische Besetzung am 17. September 1939. Im Sommer 1941 marschiert die Hitler-Wehrmacht ein. Unter der Nazi-Okkupation wird auch ihre Familie deportiert. “Beim verzweifelten Versuch, dem Ghetto von Lodz zu entfliehen und Warschau zu erreichen, wurden die Rosensteins von einem Mann im Wald angegriffen, der der Familie zuvor noch sicheres Geleit versprochen hatte. Nur Erna Rosenstein konnte entkommen. Die Erinnerung an dieses Ereignis liegt ihrer surrealistischen Bildwelt zugrunde.“ (Hier zitiert aus: {ln:nw:http://www.documenta14.de/de/artists/16228/erna-rosenstein})

 

Nach dem Krieg übersiedelt die Künstlerin nach Krakau. Ihre anfängliche  Begeisterung über die neue Gesellschaftsordnung schlägt bei der überzeugten Sozialistin jedoch schon nach einiger Zeit in Enttäuschung um, als sie von der Delegiertenversammlung des Polnischen Künstlerverbandes im Juni 1949 als „Formalistin“ definiert wird,  deren Kunst unvereinbar ist mit den Vorgaben des  Sozialistischen Realismus‘. Bis Mitte der 50er Jahre kann Rosenberg ihre Werke deshalb nicht ausstellen. Die in zweiter Ehe mit dem Literaturkritiker Artur Sandauer verheiratete Malerin widmet sich, auf Anregung ihres Mannes, in dieser Zeit dem Schreiben von kurzen Theaterstücke und Gedichten, kann ihren ersten Gedichtband “Die Spur“ aufgrund von Problemen mit den Zensurbehörden allerdings erst 1972 veröffentlichen. Ihre Geburtsheimat macht es der Künstlerin über Jahre hinweg nicht leicht, vor allem die antisemitischen März-Unruhen 1968 treffen die Künstlerin schwer. Aber trotz aller Widerstände bleibt sie bis zu ihrem Lebensende in Polen.

 

Die beiden Gemälde, die die surrealistische Malerin Erna Rosenstein – die sich selbst “Die Unbehauste“ nennt –  posthum ihren von den Nationalsozialisten ermordeten Eltern gewidmet hat, sind im Sommer 2017 auf der “documenta 14“ zu sehen.  „Midnight – Portrait of artist’s mother“ und „Dawn – Portrait of artist’s father“ werden in der Neuen Galerie in Kassel präsentiert.

 

Quellen:

*) Das Eingangszitat von Erna Rosenstein wurde der folgenden Quelle entnommen: Beitrag von Veronica Bock, documenta-echo: Erna Rosenstein “Die Unbehauste“/ volume_up{ln:nw:http://www.deutschlandfunk.de/documenta-echo-erna-rosenstein-die-unbehauste.3259.de.html?dram:article_id=387233}

**) Entnommen aus: {ln:nw:http://www.kunstdunst.com/erna-rosenstein-bilder-und-worte/ }Text © Urszula Usakowska-Wolff, VG Wort, 2017

{ln:nw:http://www.documenta14.de/de/artists/16228/erna-rosenstein }

{ln:nw:https://de.wikipedia.org/wiki/Erna_Rosenstein }

 

Links (deutsch):

{ln:nw:http://www.zeit.de/1994/25/eine-vergangenheit-die-schmerzt/komplettansicht }

 

International:

{ln:nw:https://en.wikipedia.org/wiki/Erna_Rosenstein }

{ln:nw:http://polish-jewish-heritage.org/eng/05-02_Erna_Roisenstein.htm }

{ln:nw:http://articles.latimes.com/2004/nov/12/local/me-passings12.2 }

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