Hannah (eigtl. Johanna) Höch
Malerin, Grafikerin, Fotografin und Collagekünstlerin
Geb. 1.11. 1889 in Gotha
Gest. 31.5. 1978 in Berlin
„Ich habe alles gemacht und mich um Handschrift und Merkmal nie gekümmert.“
(Hannah Höch)
Mit Raoul Hausmann, John Heartfield und George Grosz gehört Hannah Höch zu den Erfindern der zeitkritischen Photomontage; als eigenständige künstlerische Technik der originäre Berliner Beitrag zum europäischen Dadaismus.
Mit ihren fünf Schwestern wird Johanna Höch im Sinne des humanistischen Freimaurertums erzogen. Die Tochter eines Versicherungsangestellten und einer Hobbymalerin bricht mit 15 Jahren die Schule ab, um sich um ihre Geschwister zu kümmern. Von 1912 bis 1914 studiert sie bei Harold T. Bengen an der Kunstgewerbeschule Berlin-Charlottenburg und wechselt 1915 an die Lehranstalt des Staatlichen Kunstgewerbemuseums in Berlin, wo sie in der Fachklasse für Graphik bei Emil Orlik Unterricht nimmt. In diese Berliner Zeit fällt auch der erste Kontakt zum dem Maler-Zeichner-Dichter Raoul Hausmann. Aus dieser Bekanntschaft wird für die beiden begeisterten Dadaisten und entscheidenden Akteure der Berliner Dada-Szene eine siebenjährige, künstlerisch fruchtbare, intensiv-konfliktgeladene Beziehung.
Hannah Höch, wie sie sich von nun ab nennt, nimmt an der ersten Dada-Ausstellung bei I.B. Neumann teil. Auf der Ersten Internationalen DADA-Messe 1920 in Berlin erregt ihre Photomontage Schnitt mit dem Küchenmesser DADA durch die letzte weimarer Bierbauchkulturepoche Deutschlands enorme Resonanz. Höchs Klebetechnik wird sich durch die Arbeiten ihres ganzen künstlerischen Lebens ziehen, wobei sich Hannah Höch auch weiterhin intensiv mit anderen Techniken wie Aquarell- und Ölmalerei beschäftigt. Ebenfalls 1920 reist sie nach Rom, wo sie Kontakt zu Futuristen bekommt und besucht – gemeinsam mit Hausmann sowie Kurt und Helma Schwitters – 1921 Prag.
Die schwierige Beziehung zu Raoul Hausmann zerbricht 1922 und für Hannah beginnt ein neues Leben mit diversen Reisen nach Frankreich und in die Niederlande. Es folgen mehrere Jahre intensiver Zusammenarbeit mit Vertretern der internationalen Avantgarde, darunter Theo und Nelly van Doesburg, Lázló Moholy-Nagy und Piet Mondrian und dessen Gruppe De Stijl. Die Sowjetunion ermöglicht Höch 1924, an einer Ausstellung teilzunehmen. In Den Haag, wo sie zwischen 1926 und 1928 bei ihrer Freundin, der Dichterin Til Brugman, lebt, präsentiert sie 1929 ihre Werke zum ersten Mal in einer Einzelausstellung. Im selben Jahr übersiedelt Höch mit ihrer Lebenspartnerin von Den Haag nach Berlin, nimmt an Film und Foto in Stuttgart teil und ist 1931 auf der Ausstellung Fotomontage in Berlin vertreten.
Der Kontakt zur Berliner Dada-Szene ist mittlerweile weit weniger eng als in den Jahren zuvor und die ersten Anzeichen des herannahenden politischen Umbruchs werden spürbar. Dennoch ist Hannah Höch weiterhin sehr gefragt und unternimmt bis 1932 zahlreiche Reisen durch Europa. 1934 wird die von den Nationalsozialisten als Kulturbolschewistin Diffamierte mit einem Ausstellungsverbot belegt, bleibt jedoch – im Gegensatz zu vielen ihrer Künstler-Kollegen – in Deutschland und stellt in den Niederlanden und in der Tschechoslowakei aus. Nach ihrer Trennung von Til Brugman 1935 heiratet sie vier Jahre später den Pianisten und Kaufmann Dr. Kurt Matthies. Die Ehe wird 1944 geschieden.
Den Zweiten Weltkrieg verbringt Hannah Höch in der Abgeschiedenheit ihres Hauses in Berlin-Heiligensee und kann in dieser ländlichen Verborgenheit zahlreiche eigene und Werke von Künstlerfreunden vor der Zerstörung bewahren. Ihre Kriegserlebnisse verarbeitet sie in diesen Jahren in ihren Notzeitbildern.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges stellt die Künstlerin in der zweiten Hälfte der 40er Jahre erste Farb-Fotomontagen aus und nimmt 1948 an der großen Dada-Retrospektive im New Yorker Museum of Modern Art teil. Trotz zahlreicher Ausstellungen ist sie jedoch ökonomisch nicht sehr erfolgreich. Die Zeit des Dada ist vorbei und die deutsche Nachkriegsgesellschaft erinnert sich nur zögerlich und selektiv an die Kunstentwicklungen der Zwischenkriegszeit. Erst in den 60er und 70er Jahren erfährt das Gesamtwerk der Protagonistin der Berliner Dada-Bewegung die ihr gebührende Würdigung. 1965 wird die in bescheidenen Verhältnissen lebende Künstlerin Mitglied der Akademie für Künste in Berlin und erhält – ein Jahr vor ihrem Tod – eine Ehrenprofessur.
Mit dem seit 1996 verliehenen Hannah-Höch-Preis ehrt die Berliner Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur jeweils ein künstlerisches Lebenswerk.
Literatur:
Gunda Luyken (Hrsg.):
Hannah Höch – Album
Hatje Cantz Verlag
Ostfildern-Ruit 2004
ISBN 3-7757-1427-8
Künstlerarchiv der Berlinischen Galerie (Hrsg.):
Hannah Höch – Eine Lebenscollage 1921-1945
Hatje Cantz Verlag
Ostfildern-Rui 1996
ISBN 3-7757-0550-3
Links (deutsch):
http://de.wikipedia.org/wiki/Hannah_H%C3%B6ch
http://www.kettererkunst.de/kunst/kd/bio/HannahHoch-1889-1978.php
http://www.berlinischegalerie.de/de/66-15-14_5-27.htm
http://www.zeit.de/2004/06/H_H_9ach-Retro
http://www.tuxamoon.de/Tux_static/Wort/Rezensionen/Hannah_Hoech.php
http://www.perlentaucher.de/autoren/14673.html
http://www.taz.de/pt/2005/05/06/a0236.nf/text.ges,1
http://www.taz.de/taz/nf/etc/2005_05_06_S23-bs3-bln-01.pdf
http://hosting.zkm.de/kbb/ausstell/aut_aus_ku10.html
International:
http://www.yellowbellywebdesign.com/hoch/gallery.html
http://womenshistory.about.com/library/bio/blbio_hannah_hoch.htm
http://humanities.uchicago.edu/classes/readcult
http://www.ncf.edu/hassold/womentopics/hoch_bibliography.htm
http://www.dallasgoethecenter.org/hannah.htm
http://www.alanmurdock.com/apiculate/archives/2004/12/the_photomontag_2.html
http://bama.ua.edu/~emartin/gn403/art/6
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