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Hochwälder, Fritz

H.A.M. 0

Fritz Hochwälder
Dramatiker


Geb. 28. 5. 1911 in Wien/ Österreich-Ungarn
Gest. 21. 10. 1986 in Zürich/ Schweiz


Seine Flucht vor den Nazis aus seiner österreichischen Heimat kann man dramatisch nennen: Er schwamm bei Vorarlberg über den Rhein auf die sichere Seite, in die Schweiz. Das war 1939, nach dem „Anschluß“ Österreichs an Deutsche Reich. Nach dem Ende von Diktatur und Besetzung wurde der zurückgekehrte Fritz Hochwälder einer der meistgespielten österreichischen Bühnenautoren. Die meisten seiner Werke wurden am renommierten Wiener Burgtheater aufgeführt. Mit seinen Gedichten und Romanen hatte er weniger Erfolg.


An der Wiege hat man Fritz Hochwälder weder gesungen, dass er einmal ins Exil gehen müsste, noch dass er berühmt werden sollte. Denn als Sohn eines Handwerkermeisters musste er beim Vater in die Lehre gehen, nach dem Besuch des „Untergymnasiums“. Sein Vater war Tapezierer.
Aber der junge Fritz Hochwälder war wissensdurstig und der väterliche Betrieb für ihn zu eng. Heute würde man sagen, daß er ein Selfmademann war, der über den zweiten Bildungsweg seine Karriere gemacht hat, über die Volkshochschule, die er abends besuchte. Und nebenbei schrieb er. Mit knapp 21 Jahren wurde bereits seine erste Tragödie („Jewhr“) uraufgeführt, und zwar nicht irgendwo, sondern in den Wiener Kammerspielen.


In der Schweiz war er durch die rigiden Gesetzesauflagen für „Asylbewerber“, wie man heute sagen würde, zur Untätigkeit als Autor verdammt. So machte er sein Hobby zur Hauparbeit: Er erlernte das Dramenschreiben. Dabei kam ihm ein glücklicher Umstand zugute, als er einen einst ganz Großen seiner Zunft traf, den meistgespielten expressionistischen Theaterautor seiner Zeit, Georg Kaiser. Das war 1944 und Kaiser – wie so viele deutschsprachige Exilanten – frustriert und deprimiert, weil weitgehend vergessen. Aber er war es, der sich des 33 Jahre jüngeren Kollegen annahm, der tief beeindruckt von Kaiser war, der dann auch dessen Schaffen weitgehend beeinflusste. Während Georg Kaiser ein Jahr später starb, ging mit seinem Adepten Hochwälder ein neuer Stern am Theaterhimmel auf.


Autor:

Hajo Jahn


Hauptwerke:

Das Theaterstück „Das heilige Experiment“ (1943), das nach dem Krieg ein Welterfolg wurde und Hochwälder schlagartig berühmt machte. Das Stück nimmt eine Mittelstellung zwischen historischer Tragödie und Problemdrama ein. Den Stoff lieferte der von 1609 bis 1767 in Paraguay bestehende Jesuitenstaat, der als der sozialste Staat der Welt Aufsehen erregte, für 170.000 Indios ein ideales Gemeinwesen war und am 16. Juli 1767 zu bestehen aufhörte.

Das Zeitstück „Der Flüchtling“ (1945) behandelt das Thema der moralischen Scheinheiligkeit, des politischen Opportunismus. Es geht um das Schicksal eines jungen Franzosen, der zum Arbeitseinsatz während des Krieges nach Deutschland deportiert werden soll. Auf der ‘Flucht gerät er in das Haus eines Grenzwächters, dessen Frau sich auf seine Seite stellt und mit dem Fremdling ihren Mann verläßt.


Der öffentliche Ankläger (1948) spielt in der Französischen Revolution und ist ein Drama der Anklage gegen den Terror der Diktatur, der ein dauerndes Töten zur Folge hat.

Das Drama „Donadieu“ (1953) basiert auf der Ballade Die Füße im Feuer von Conrad Ferdinand Meyer und spielt in der Halle eines Schlosses in Südfrankreich. Donadieu, dem die Begriffe Ehre, Gerechtigkeit und Ritterlichkeit heilig sind, hält an ihnen auch fest, als der Mörder seiner Frau ihn um ein Nachtquartier bittet. Er fügt sich dem Gebot Gottes – „Mein ist die Rache“ – und verzichtet selbst auf Rache.


„Die Herberge“ (1955) ist eine dramatische Legende, die irgendwo im Norden, vielleicht im baltischen Raum, spielt. Diese Herberge ist symbolisch gedacht als ein Ort der Begegnung, den alle Menschen aufsuchen müssen.

Das Mysterienspiel „Donnerstag“ (1959) zeigt die Gefahr der Gleichförmigkeit, den Verlust der menschlichen Individualität. Das Spiel knüpft formal an das Wiener Volksstück an, während thematisch der Fauststoff und die Jedermann-Legende Pate gestanden sind.


In den sechziger Jahren wandte sich Hochwälder dem politischen Zeitstück zu (sicherlich auch unter dem Eindruck seines eigenen Lebenswegs):

„Der Himbeerpflücker“ (1965) beschäftigt sich mit dem alten und dem neu aufkommenden Rechtsradikalismus in der österreichischen Provinz.

Auch das Schauspiel Der Befehl (1967) leistet einen Beitrag zur Aufarbeitung der NS-Vergangenheit. In gewisser Weise erinnert es an den Öffentlichen Ankläger.


Autor:

Wilhelm Pratscher


Links (deutsch):

http://www.hochwaelderfritz.de

http://www.krref.krefeld.schulen.net/biographien/b0016t00.htm

http://www.linsmayer.ch/Autoren/H/HochwaelderFritz.html

http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.h/h690721.htm

http://www.sandammeer.at/zeitloses/hochw%E4lder-experiment.htm

volume_up.gifhttp://www.mediathek.ac.at/mediathek_v4/htdocs/87ade1c77a1e54c21d5d610bf6ad350f/index.php?document_id=1000104&catID=4&galeryID=157


International:

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