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Venclova, Tomas

H.A.M. 0

Tomas Venclova

Dichter, Schriftsteller und Übersetzer

Geb. 11.09. 1937 in Memel (Memelland/ bis 1939 unter litauischer Hoheit)

 

“Als Lyriker in vielen europäischen Ländern und sogar in China mit Preisen ausgezeichnet, ist Venclova Litauens Stimme in der Weltliteratur. Lakonischer Elegiker und moderner Klassiker, ein freiheitsliebender Kosmopolit, zu Sowjetzeiten Dissident – und heute Ehrenbürger von Vilnius. Ein Unzeitgemäßer, dessen Verse streng geformt sich durch rythmischen (sic!) Klang auszeichnen.“ *)

 

„Wenn die Europäische Union auseinanderbrechen würde, was entsetzlich wäre, und in Europa würde der Nationalismus wieder sein Haupt erheben, das wäre so gefährlich wie vor dem Zweiten Weltkrieg – für Litauen wäre die Gefahr tödlich.“ **)

 

1960 beendet der aus dem heutigen Klaipéda  stammende Sohn eines Politikers, Schriftstellers und Stalinpreisträgers sein Studium der Lithuanistik und russischen Literatur an der Universität Vilnius, lebt anschließend  mehrere Jahre in Moskau und Leningrad (dem heutigen St. Petersburg), pflegt in dieser Zeit Verbindungen zu Literatur-Dissidenten-Kreisen und lernt Dichter wie {ln:Brodsky, Joseph ‚Joseph Brodsky}, Alexander Ginzburg und {ln:Achmatova, Anna ‚Anna Achmatowa} kennen.

 

1976 vermittelt ihm der ebenfalls aus Litauen stammende Schriftsteller und Übersetzer {ln:Milosz, Czeslaw ‚Czeslaw Milosz} eine Gastprofessor in Berkeley. Da hat Venclovas Engagement für Menschenrechte, auch und vor allem als Gründungsmitglied der litauischen “Helsinki-Gruppe“, ihm in den 70er Jahren immer wieder Probleme mit offiziellen Stellen in der UdSSR (zu deren Staatsgebiet die Litauische Sozialistische Sowjetrepublik seit 1940 gehört) bereitet. Nicht zuletzt die Forderung der Gruppe, den Verpflichtungen aus Kapitel VII (“Achtung der Menschenrechte und Grundfreiheiten, einschließlich der Gedanken-, Gewissens-, Religions- oder Überzeugungsfreiheit“) der im Jahre 1975 unterzeichneten Schlussakte der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa nachzukommen, hat für Tomas Venclova erhebliche Konsequenzen, die schlussendlich dazu führen, dass er nicht mehr in die Sowjetunion zurückkehrt. 1977 wird ihm die sowjetische Staatsbürgerschaft entzogen.

 

Im US-amerikanischen Exil lehrt Venclova bis 2012 an der Yale-University russische und osteuropäische Literatur. Der politische Blick auf sein baltisches Geburtsland bleibt aber weiterhin wach, auch und vor allem nach der Unabhängigkeitserklärung Litauens im Jahr 1990. Neben der Auseinandersetzung mit der kommunistischen Ära fordert Venclova von seinen  litauischen Mitbürgern immer wieder auch ein, sich der eigenen Mittäterschaft in der Zeit des  Zeit des Nationalsozialismus‘ zu stellen, denn zwischen 1941 und 1944 werden unter der deutschen Besatzung an die 200 Tausend jüdische Litauer Opfer der Pogrome, unterstützt von zahlreichen litauischen Nationalisten und Nazi-Kollaborateuren. “Die Bevölkerung vor Ort arbeitete den Besatzern bei der Tötung der Juden mit Vorbereitungsmaßnahmen und Logistik zu. Auch wenn nicht alle Litauer Bürger den Holocaust für gut hießen und viele sogar ihr Leben riskierten, indem sie Juden versteckten, so ist der hohe Grad an Kollaboration mit den deutschen Besatzern doch ein Charakteristikum des Holocaust in Litauen.“ (Hier zitiert aus: {ln:nw:https://de.wikipedia.org/wiki/Holocaust_in_Litauen})

 

Im Sommersemester 2010 hat der in New Haven lebende Tomas Venclova die Samuel-Fischer-Gastprofessur für Literatur an der Freien Universität Berlin inne.

 

Buchtipp:

Tomas Venclova: „Der magnetische Norden. Gespräche mit Ellen Hinsey. Erinnerungen“, Suhrkamp Verlag 2017, ISBN: 978-3-518-42633-3

 

Quellen:

*) entnommen aus: {ln:nw:http://www.deutschlandfunkkultur.de/tomas-venclova-der-magnetische-norden-dichtung-gegen-das.950.de.html?dram:article_id=380630 }

**) entnommen aus: Ulf Kalkreuth “Der magnetische Norden, Die Autobiografie des Literaten Tomas Venclova“, titel thesen temperamente v. 26.03. 2017/ film{ln:nw:http://www.daserste.de/information/wissen-kultur/ttt/ttt-tomas-venclova-litauen-buchmesse-100.html }

{ln:nw:https://de.wikipedia.org/wiki/Tomas_Venclova}

{ln:nw:https://de.wikipedia.org/wiki/Holocaust_in_Litauen }

{ln:nw:https://www.perlentaucher.de/autor/tomas-venclova.html }

{ln:nw:http://www.suhrkamp.de/autoren/tomas_venclova_5694.html }

{ln:nw:http://www.berliner-kuenstlerprogramm.de/de/gast.php?id=1208 }

{ln:nw:http://www.planetlyrik.de/tomas-venclova-gesprach-im-winter/2015/04/ }

 

Links (deutsch):

{ln:nw:https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=122777824 }

{ln:nw:http://www.worldcat.org/identities/lccn-n82239667/ }

{ln:nw:http://www.suhrkamp.de/download/Blickinsbuch/9783518426333.pdf }

{ln:nw:https://www.nzz.ch/feuilleton/schauplatz/ein-holocaust-buch-ruettelt-litauen-auf-was-die-unsrigen-taten-ld.83820 }

{ln:nw:http://www.geisteswissenschaften.fu-berlin.de/we03/institut/gastprofessuren/samuel_fischer/venclova/index.html }

volume_up{ln:nw:https://www.lyrikline.org/de/gedichte/sankirta-1047 }

 

International:

{ln:nw:http://www.worldcat.org/identities/lccn-n82239667/ }

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