Kurt Jooss
Tänzer und Choreograf
Geb. 12.1.1901 in Wasseralfingen
Gest. 22.5.1979 in Heilbronn
„Jahrzehntelang ist Kurt Jooss für die internationale Tanzwelt der deutsche Choreograph schlechthin gewesen, beispielhaft für das, was künstlerisch bedeutend, gut und anständig war im deutschen Tanz“, schrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung anlässlich seines 100. Geburtstags. Der Choreograph und Pädagoge Kurt Jooss gilt als Vater des „Deutschen Tanztheaters“. Eine seiner Schülerinnen an der von ihm nach dem Zweiten Weltkrieg ausgebauten Tanzabteilung der Folkwangschule in Essen war die Tänzerin, Choreografin und heutige Leiterin des Wuppertaler Tanztheaters, Pina Bausch.
Kurt Jooss, der ursprünglich das väterliche Gut übernehmen sollte, entscheidet sich für eine künstlerische Laufbahn, besucht das Konservatorium für Musik in Stuttgart und studiert gleichzeitig Gesang und Schauspiel bei Emmy Remolt Jessen.
Über Mannheim und Stuttgart kommt Kurt Jooss 1922 als Assistent bei Rudolf von Laban für zwei Jahre nach Hamburg.
Von 1924 bis 1926 arbeitet er als Ballettmeister, Regisseur und Lehrer am Theater der Stadt Münster und erhält – nach Studien über das klassische Ballett in Paris und Wien – 1927 einen Ruf an die Essener Folkwangschule, deren Tanzabteilung er mitbegründet und leitet. Daneben arbeitete er als Ballett-meister des Essener Opernhauses. Für die Folkwang-Tanzbühne choreographiert Jooss eine Reihe maßgeblicher Ballette, darunter „Pavane auf den Tod der Infantin“ (1929), „Große Stadt“ (1932), „Ball im alten Wien“ (1932) und vor allem „Der grüne Tisch“: die tänzerische Darstellung von Macht, Krieg und Tod gewinnt 1932 beim Choreographischen Wettbewerb in Paris den 1. Preis und gilt heute als Klassiker, der seinen internationalen Ruf begründet.
Anders als Mary Wigman, Rudolf von Laban oder Gret Palucca,
die sich zunächst von den Nazis vereinnahmen lassen, emigriert Kurt Jooss, der sich geweigert hat, seine jüdischen Mitarbeiter zu entlassen, bereits 1933. Unter dem Namen „Ballets Jooss“ geht er mit seinem Ensemble zunächst in die Niederlande, später nach Großbritannien, wo er auch die britische Staats-bürgerschaft erhält.
Nach dem Krieg tourt er mit seinem Ballett erneut durch Europa und tritt 1946 auch in New York auf. Ein Jahr später löst sich das Ensemble auf. Kurt Jooss geht als Gastlehrer und Choreograph des Chilenischen Staatsballetts nach Santiago de Chile, kehrt 1949 kehrte nach Essen zurück und übernimmt dort die Tanzabteilung der Folkwangschule. Von 1954 bis 1956 ist er darüber hinaus als Ballettmeister an der Düsseldorfer Oper engagiert.
Mit dem Ausbau der Folkwangschule zur Hochschule erhält Kurt Jooss 1963 eine Professur für Choreographie und wird zum Direktor des angeschlossenen Tanzinstituts ernannt. Nach seiner Emeritierung 1968 ist er an einer Reihe von Tanzbühnen tätig und arbeitet bis 1973 wiederholt für die Salzburger Festspiele. Kurt Jooss stirbt an den Folgen eines Autounfalls.
Literatur:
Patricia Stöckemann: „Etwas ganz Neues muss nun entstehen – Kurt Jooss und das Tanztheater“, hg. vom Deutschen Tanzarchiv Köln/SK Stiftung Kultur, Verlag K. Kieser München, 2002, 478 S., zahlreiche Abbildungen, 25 Euro.
Links (deutsch):
http://www.klassik.com/aktuell/tv/?action=sendung&ID=41305&SID=7835&ZIEL=19.04.2004&REF=day
http://www.tanz.at/BUCHER/buechertexte/BUECH_1157.html
http://www.operundtanz.de/archiv/2002/06/rez-jooss.shtml
http://www.theater-essen.de/asp/werktextballett2.asp?WERK=532
http://www.folkwang-hochschule.de/Wob/de/view_pretty/class189_id148-mozilla.html
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