Georg Kaiser
Dramatiker und Schriftsteller
Geb. 25.11.1878 in Magdeburg
Gest. 4.6.1945 in Ascona/ Schweiz
Um der gewohnten Umgebung zu entfliehen, trieb es ihn 1898 aus seiner Heimatstadt in das ferne Südamerika. Die Überfahrt bezahlte Kaiser an Bord durch die Arbeit als Kohlentrimmer. Er wäre wohl auch länger in Übersee geblieben, wenn ihn nicht eine schwere Malariainfektion in die Heimat zurückgetrieben hätte. Die nächsten Jahre waren nicht einfach, befand er sich doch in finanzieller Abhängigkeit von seinem Bruder Albrecht. Ohnehin hatte Georg in seiner Familie schon immer als Sonderling gegolten. Umso schwerer wog die Tatsache, dass ihm erst 1911 die Veröffentlichung seines Stückes „Die jüdische Witwe“ gelang.
Mit 30 Jahren heiratete Kaiser Margarethe Habenicht, deren Mitgift ihm endlich die schon so lange ersehnte Unabhängigkeit von seiner Familie ermöglichte. Dennoch blieb sein Verhältnis zum Geld schwierig. Permanent stand er am Rand einer Pleite. 1921 brachte ihn seine Misswirtschaft sogar vor Gericht.
In den 20er Jahren war Georg Kaiser neben Gerhart Hauptmann der meistgespielte Autor seiner Zeit. Besonders die Propagierung der „Erneuerung des Menschen“ stand im Vordergrund seiner Dramen. 1933 fand seine erfolgreiche Zeit ein jähes Ende. Am 18. Februar 1933, während der Uraufführung des Dramas „Der Silbersee“, stürmte die SA das Leipziger Schauspielhaus. Das Stück wurde für den Rest der Spielzeit vom Spielplan gestrichen. Ein Publikationsverbot für den Autor folgte. Im Mai 1933 brannten seine Bücher auf den Scheiterhaufen der Nazis. Besonders sein Stück „Lederköpfe“, schon 1928 entstanden, war denen ein Dorn im Auge. Es verdeutlichte Kaisers erstaunliche Weitsicht, schon 1928 die weitere Entwicklung des Nationalsozialismus zu ahnen. Das Stück spielte vor dreitausend Jahren, aber die Maskengesichter der Lederköpfe waren dennoch ein eindeutiges Bild für die, so Kaiser, „Gesichtslosigkeit der SA“.
Trotz zunehmender Repressionen wollte er jedoch nicht, wie einige seiner Kollegen, sofort ins Ausland fliehen. Erst kurz vor einer Gestapo-Hausdurchsuchung 1938 entschloss er sich zur Flucht nach Amsterdam und von dort in die Schweiz. Hier verbrachte er die gesamte Kriegszeit getrennt von seiner Frau und den Kindern. Nahezu mittellos war er dort von den Almosen seiner Freunde abhängig. Er vollendete noch verschiedene Dramen, wie „Klawitter“, „Der Soldat Tanaka“, „Das Floß der Medusa“ und andere und arbeitete bis zuletzt an dem Roman „Ard“, der unter anderem auch Bezug auf das Konzentrationslager Theresienstadt nahm. Ihm war wichtig, aktuelle Zeitprobleme zu gestalten, vor allem die „Erneuerung des Menschentums“, einem typisch expressionistischen Themas. So entstanden historische Dramen, manche pathetisch, andere parodistisch, aber auch Ballette und Revuen. Weniger bekannt sind seine Romane und seine Lyrik.
Kurz nach Kriegsende starb Georg Kaiser am 4. Juni 1945 als mittelloser und in Vergessenheit geratener Schriftsteller in Ascona an den Folgen einer Vergiftung durch eine unsterile Injektionsnadel. Er wurde auf einem Friedhof über dem Luganer See beigesetzt.
Links (deutsch):
http://www.bautz.de/bbkl/k/Kaiser_ge.shtml
http://web.skku.edu/german/essay/mla_bibl/kaiser98.htm
http://www.dhm.de/lemo/html/weimar/kunst/gas
http://www.uni-weimar.de/aktuelles/bogen/2003_3/30derprot.html
International:
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