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Katz, Leo

H.A.M. 0

Leo Katz (Pseudonyme: Maus, Joel Ames, Leo Weiss)
Schriftsteller und Journalist


Geb. 22.1. 1892 in Sereth/ Österreich-Ungarn
Gest. 9.8. 1954 in Wien/ Österreich


„Ich war mit Leo Katz bittere sechs Emigrationsjahre in Mexiko in enger Arbeitsgemeinschaft verbunden…Dabei war Leo Katz das Gegenteil eines sturen Eiferers, ein warmer, gutherziger, menschlicher Mensch, mit einem überraschend reichen Schatz echten Humors, der aus der Tiefe des jüdischen Volkstums kam, dem Leo Katz entstammte und dem er sich zugehörig fühlte, auch als guter Österreicher.“

(Bruno Frei in seinem Nachruf auf Leo Katz, 1954)


Der Sohn einer orthodox-jüdischen Familie aus der Bukowina soll zum Rabbiner ausgebildet werden, studiert jedoch nach seinem extern abgelegten Abitur Geschichte und Philosophie an der Universität Wien, wo er auch 1920 mit einer Arbeit über das Judentum im europäischen Mittelalter zum Dr. phil. promoviert.


1920 bis 1922 lebt Katz – der zeitlebens ein überzeugter Jude ist, ohne religiös zu sein – in New York, wo er für die jiddische Zeitschrift Morning Freiheit schreibt. Zurückgekehrt nach Wien, schließt er sich der kommunistischen Partei an. 1926 geht er mit seiner Frau Bronia, die er zwei Jahre zuvor geheiratet hat, nach Paris, im darauffolgenden Jahr jedoch wieder in die österreichische Hauptstadt. Er ist journalistischer Mitarbeiter beim Zentralorgan der KPÖ, der Roten Fahne, und schreibt satirische Beiträge für in der Sowjetunion erscheinende jiddische Zeitschriften.


Mit Beginn der dreissiger Jahre arbeitet Leo Katz für die Rote Fahne in Berlin und flieht bei Machtantritt der Nationalsozialisten ins Pariser Exil, wo er u.a. für die jiddische Zeitung Naie Presse schreibt. Er wird Mitarbeiter des für Waffenbeschaffung zuständigen, stellvertretenden spanischen Heeresministers, Alejandro Oteros, und reist in dieser Eigenschaft quer durch Europa und die Vereinigten Staaten. Kriegsminister aus den baltischen Staaten und der Türkei werden bestochen, Waffen für ihre Länder zu bestellen, die dann auf hoher See umgeladen und nach Spanien umdirigiert werden, um so das internationale Embargo zu umgehen.


Leo Katz wird 1938 aus Frankreich ausgewiesen und geht in die USA. In seinem New Yorker Exil freundet sich Leo Katz mit dem ebenfalls emigrierten Philosophen Ernst Bloch an. Und hier entsteht mit seinem autobiografisch-satirischen Roman Brennende Dörfer eine Erinnerung an seine Jahre in Sereth, jener Kleinstadt am gleichnamigen Fluß in der Bukowina, die 1907 noch zur Vielvölker-Monarchie Österreich-Ungarn gehört, wo neben ukrainisch auch rumänisch, jiddisch und deutsch gesprochen wird und der jüdische Gymnasiast Leo Katz seinen Weg inmitten aufbrechechender sozialer Fronten und Verwerfungen sucht.


Katz‘ Aufenthalt in den Vereinigten Staaten ist allerdings auch begrenzt, da weder er noch seine Frau Bronia arbeiten dürfen. Ihre Visa sind abgelaufen und die US-Behörden fordern 1940 von allen Emigranten Auskünfte über ihre Tätigkeiten vor Ankunft in den USA. „Mein Vater befand sich in einem Dilemma“, erinnert sich sein Sohn, der Wien geborene Ethnologe, Mexikanist und Historiker Friedrich Katz später, denn „hätte er den amerikanischen Behörden über seine Aktivitäten als Waffenschmuggler für den spanischen Bürgerkrieg berichtet, hätte er riskiert, ins Gefängnis zu gehen, verschwieg er aber diese Tätigkeit, konnte er wegen Meineids angeklagt werden“.


Mit Hilfe des Joint Antifacist Refugee Comimittee übersiedelt die Familie Katz 1940 nach Ciudad de Mexico, ausgestattet mit visa der linken Regierung des mexikanischen Präsidenten Làzaro Cárdenas. In Mexiko, damals ein Zentrum der deutschsprachigen Emigration von Intellektuellen und Künstlern wie Egon Erwin Kisch, Anna Seghers, Bruno Frei, Ludwig Renn, Bodo Uhse und vielen anderen, arbeitet er für die Exil-Zeitschriften Austria Libre (Freies Österreich) und Alemania Libre (Freies Deutschland) und gehört 1942 zu den Mitbegründern des Verlages El libro libre (Das freie Buch) .


Nach Ende des Zweiten Weltkrieges verlässt Leo Katz mit seiner Familie seine Exilheimat Mexiko, da er wieder in den ihm vertrauten Sprachbereich zurückkehren will. Ein Versuch, in Israel Fuß zu fassen, schlägt aus gesundheitlichen, auch und vor allem aber politischen Gründen fehl: für die Zionisten ist er nach wie vor einKommunist, die Kommunisten wiederum mißtrauen ihm.


1950 übersiedelt Katz nach Wien, findet hier allerdings – mitten im Kalten Krieg – für seine Bücher keinen Verlag. Trotz begeisterter Rezensionen seines 1947 erschienen Romans Seedtime im New Yorker und der New York Times ist noch nicht einmal der kommunistische Globus-Verlag bereit, Bücher des jüdischen Autors zu veröffentlichen. Dennoch gehört die Wiener Zeit zur produktivsten seines Lebens. Leo Katz schreibt diverse Kinderbücher und allein sieben Romane, von denen vier in der DDR herauskommen, drei seiner Manuskripte allerdings der dortigen Zensur zum Opfer fallen. 1993 bringt der Wiener Verlag für Gesellschaftskritik seinen in den 30er Jahren im us-amerikanischen Exil entstandenen autobiografischen Roman Brennende Dörfer heraus.


Literatur:

Leo Katz: Totenjäger Roman (1944)
(Texte aus der Bukowina Bd. 23)
Rimbaud-Verlag, Aachen 2005
ISBN 3-89086-672-7

ders.: Brennende Dörfer (Roman)
Mit einem Nachwort von Konstantin Kaiser
(früher Verlag für Gesellschaftskritik, Wien) 1993
ISBN 3-89086-668-9


Links (deutsch):

http://www.onb.ac.at/sammlungen/litarchiv/bestand/sg/nl/katz.htm

http://www.literaturepochen.at/exil/lecturepage5028_0.html

http://www.gazette.de/Archiv2/Gazette6/Brandner.html

http://de.wikipedia.org/wiki/Leo_Katz

http://www.literaturepochen.at/exil/multimedia/pdf/personenregistermexiko.pdf

http://www.rimbaud.de/bukowina.html#totenjaeger

http://www.rimbaud.de/ausz3890866727_katz_totenjaeger_nachwort.pdf

http://www.diepresse.com/Artikel.aspx?channel=sp&ressort=S100&id=492006

http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=3362&ausgabe=200102

http://www.doew.at/aktuell/mitt/mitt_archiv/158.pdf

http://www.klahrgesellschaft.at/Diplomarbeiten%20und%20Dissertationen.html

http://www.matices.de/17/17ppohle.htm

 

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