Eva Ernestine Kemlein
Fotoreporterin und Theaterfotografin
Geb. 4.8. 1909 in Berlin
Gest. 8.8. 2004 in Berlin
Eva Kemlein (geborene Graupe) ist die Tochter Charlottenburg wohlhabender jüdischer Eltern mit Wohnsitz in Berlin-Charlottenburg. An der Letteschule Berlin erhält sie ihre Berufsausbildung als Medizinisch-Technische Assistentin und ihre besondere Liebe gehört dabei schon sehr früh der Fotografie. 1933 heiratet sie Herbert Kemlein und fährt mit ihm auf dem Motorrad nach Griechenland, wo die beiden Eheleute vier Jahre leben und journalistisch arbeiten.
1937 kommt es zur Ausweisung aus Griechenland, es folgt die Scheidung der von den Nationalsozialisten so definierten Mischehe und die Rückkehr nach Berlin. Eva Kemlein bleibt in Berlin bei ihrer Mutter, der Vater ist bereits verstorben gestorben, die beiden Brüder sind im Exil. Sie lernt den 21 Jahre älteren Schauspieler Werner Stein kennen und überlebt mit ihm von 1942 bis 1945 im Berliner Untergrund. In die frühen 40er Jahre fällt auch die Bekanntschaft mit Ernst Busch, ebenfalls Schauspieler wie der Lebensgefährte von Eva Kemlein.
„Trotz Todesgefahr: Stein und Kemlein sind politisch aktiv im Untergund, im Widerstand. Anfang Mai 1945 schlug dann im Keller einer Schöneberger Mietskaserne die Freiheit an die Tür: Russen mit Kalaschnikows. „Endlich durfte man wieder da sein und sich zeigen; dolles Gefühl“, sagte Kemlein. Sagte aber auch, sie wolle nicht ständig mit dem Erlebten leben. Schon 13 Tage nach Kriegsende erschien erstmals eine Berliner Zeitung – mit einem Bild von Eva Kemlein: Das Porträt seines Zeitungsverkäufers, aufgenommen mit ihrer alten Leica, die sie auch während der Verfolgung stets mit sich schleppte: Ein wahnsinniges Sicherheitsrisiko, eine unzerstörbare Zukunftshoffnung, versteckt in einer Schlafdecke. „Niemals habe ich in all diesen Jahren ans Sterben gedacht, nur ans Überleben.“
Mit „Feuer und Flamme“ war sie in ihrer befreiten, kaputten, kunsthungrigen Stadt dabei, Kultur wieder in Gang zu bringen. „Die Russen haben das unheimlich forciert“. Und ihr eine Kostbarkeit geschenkt: ein Fahrrad. Eva Kemlein wurde die Frau auf dem Fahrrad, die Reporterin mit der Leica, die Zerstörung dokumentierte aber auch den Neuanfang aus Ruinen heraus, den Auferstehungs-Optimismus, das Nie-wieder-Gefühl.“
Quelle: Reinhard Wengierek: Die Kommunistin, die Leica Eva Kemlein hat fotografiert – ihr Überleben als Jüdin in Berlin und die Theater der Stadt, in: Die Welt v. 14. August 2004, hier zitiert aus: http://www.welt.de/data/2004/08/14/318807.html?s=2
Nach Kriegsende 1945 beginnt sie als Fotoreporterin – die im Krieg alles verloren hat, bis auf ihre Leica-Kamera! -, für die Berliner Zeitung zu arbeiten und in der Folgezeit entstehen zahlreiche – heute immer noch bekannte – Fotos aus der Trümmerstadt Berlin.
Zu ihrer großen Leidenschaft jedoch wird in dieser Zeit die Theaterfotografie. Die legendären Theaterinszenierungen von Bertolt Brecht, Wolfgang Langhoff und Heiner Müller hält sie mit ihrer Kamera fest und porträtiert KünstlerInnen wie Tilla Durieux, Ruth Berghaus, Paul Dessau, Gret Palucca, Helene Weigel und Hanns Eisler. Die Chronistin der Theaterwelt – mit festem Wohnsitz in der West-Berliner Künstlerkolonie – begleitet die Arbeit des Berliner Ensembles im Ostteil der Stadt ebenso wie die der Schaubühne und des Schiller-Theaters im Westteil.
Im Alter von 95 Jahren stirbt Eva Kemlein in einem Krankenhaus ihrer Geburts- und Heimatstadt an der Spree und hinterläßt ein Archiv mit rund 300 Tausend Negativen, das sich heute im Berliner Stadtmuseum befindet.
Quelle:
http://www.erinnerungsort.de/Eva-Kemlein-_38.html
Links (deutsch):
http://www.kuenstlerkolonie-berlin.de/bewohner/kemlein.htm
http://www.kultur-netz.de/kunst/kemlein/fotos.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Eva_Kemlein
http://www.berlinische-monatsschrift.de/bms/bmstxt97/9703spra.htm
Die Kommentare sind deaktiviert.