Klein, Gideon

Gideon Klein
Komponist

Geb. 6.12.1919 in Prerov/ Österreich-Ungarn
Gest. 27.1.1945 im KZ Auschwitz Polen

Obwohl noch längst nicht alle ihre Werke den ihrem Rang gebührenden Platz im modernen Repertoire der Konzertveranstalter und Opernhäuser gefunden haben, sind heute doch zumindest die Namen der Komponisten Viktor Ullmann, Hans Krása, Pavel Haas und Gideon Klein als schöpferische Repräsentanten des Musiklebens im Konzentrationslager Theresienstädter im Bewusstsein der Öffentlichkeit verankert. Gideon Klein war der Jüngste in dieser Gruppe. Aus seinen Studien bei Alois Hába und an der Prager Karls-Universität wurde er durch die „Einberufung“ zum „2. Aufbaukommando“, das am 4.12.1941 in Theresienstadt eintraf, herausgerissen. Seinen künstlerischen Ruf verdankte er dem überragenden pianistischen Können, das er als Solist und Begleiter ebenso wie in der Kammermusik einsetzte.

In Theresienstadt zeigte sich, dass er darüber hinaus eine außerordentliche schöpferische Begabung war, von der seine Kompositionen für Klavier, Gesang und Kammerensemble zeugen.

„Dort mit geschlossenen Augen wachen Menschen die nicht rasten
dort mit geschlossenen Augen blickt ein jeder nach den Tasten
wie auf die Ader welcher weiches Blut entfließt
wenn du ein Lied ihr bringst und sie dein Messer küßt
und jener Mensch hat alle Adern nachts geöffnet
und hat alle Orgelpfeifen aufgemacht
bestochen hat er alle Vögel um zu singen
zu singen
auch wenn des Kirchendieners harte Finger uns umschlingen
und über deine Todesart neigst du das Haupt wie Beethoven
und deine Stirn war schwer wie vor dem Regen über
uns das Wolkenmeer.

(Es spielte Gideon Klein)“

Von einem unbekannten Verfasser*

Nicht zuletzt hätte er wohl auch ein hervorragender Dirigent werden können: nach dem Bericht eines überlebenden Augenzeugen hat er einmal in Vertretung Karel Ancerls, der die Raumakustik im Saal des neuen „Gemeinschaftshauses“ überprüfen wollte, die „Studie für Streichorchester“ von Pavel Haas großartig dirigiert. Seine Leistungen unter den unvorstellbar schweren Lebensbedingungen des „Ghettos“ berechtigten zu den größten Hoffnungen; sein Tod in Fürstengrube zählt zu den schwersten Verlusten der tschechischen Musik.

Das Trio für Violine, Viola und Violoncello von 1944 darf als letzte Dokumentation der Vorliebe Gideon Kleins für das mährische Musikidiom gelten. Besonders sinnfällig wird dies im 2. Satz, einer Variationenfolge über ein mährisches Volkslied. Nicht zuletzt dank der Bearbeitung für Streichorchester von Vojtech Saudek gehört das Trio zu den bekanntesten Werken Kleins.

Autor:

Ingo Schultz

Quelle:

Die Zeilen wurden dem folgenden Buch entnommen:

Kinderzeichnungen und Gedichte aus Theresienstadt 1942-1944
Statni Zidovske Museum Praha (hrsgg. im Eigenverlag Jüdisches Stadtmuseum in Prag), 1. Aufl. 1959, S. 30

Werke:

Chorwerke:
„Erster Sündenfall“ für Männerchor a capella (1942)
7 Volksliedbearbeitungen für Männerchor a capella (1942)
Solistische Vokalwerke:
2 Madrigale für 2 Soprane, Alt, Tenor und Baß (1942, 1943)
Drei Lieder für höhere Stimme und Klavier op. 1 (1940). (In Tschechisch und deutsch)
Wiegenlied (1943). (Bearbeitung eines hebräischen Liedes für Frauenchor oder Solostimme und Klavier)
Instrumentalwerke:
Divertimento für 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte und 2 Hörner (1939-40)
Vier Sätze für Streichquartett (1936-38)
Streichquartett op. 2 (1940-41)
Fantasie und Fuge für Streichquartett (1942)
Streichtrio (1944) (liegt auch in einer Bearbeitung für
Streichorchester vor)
Duo für Violine und Viola im Vierteltonsystem (1940)
Duo für Violine und Violoncello (1942)
Prélude für Viola solo (1940)
Klaviersonate (1943). Die Klaviersonate ist 1976 erschienen bei Panton, Prag

CD:

Verbotene Musik
Interpreten: Daniel Hope (Violine)
Philip Dukes (Bratsche), Paul Watkins (Cello)
Werke von Gideon Klein, Ervín Schulhoff und Hans Krása
Nimbus Records, 2003, Laufzeit 67.14, LC 5871

Links (deutsch):

http://www.klassika.info/Komponisten/Klein

http://www.boosey.com/pages/making/composer/composer_main.asp?composerid=4958&langid=2&ttype=Snapshot&ttitle=Snapshot

http://www.cine-holocaust.de/cgi-bin/gdq?dfw00fbw002915.gd

http://www.radio.cz/de/artikel/40316