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Kronenberg, Emil

H.A.M. 0

Emil Kronenberg
Arzt, Kulturpolitiker und Schriftsteller


Geb. 2.10. 1864 in Leichlingen
Gest. 31.3. 1954 in Solingen


Der Arzt Emil Kronenberg regt bereits 1910 die Schaffung der zwei Jahre später realisierten ersten Solinger Volkshochschule an und setzt sich vor allem als Vorsitzender der Solinger Lesegesellschaft Mitte der Zwanziger Jahre für die Entstehung der öffentlichen Stadtbüchereien ein.


Von 1925 bis 1927 gehört Dr. Emil Kronenberg der Solinger Freimaurer-Loge „Zur Bergischen Freiheit“ an und wirkt bis 1935 als Hals-, Nasen- und Ohren-Spezialist am örtlichen und von ihm mitbegründeten Bethesda-Krankenhaus. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten geht er am 1. April 1933 aller Bürgerrechte verlustig. Patienten werden systematisch daran gehindert, jüdische Ärzte aufzusuchen und bald darauf werden die Mediziner von der Kassenpraxis ausgeschlossen. 1934 folgt das Verbot, Angehörige freier Hilfskassen und Beamtenkassen zu behandeln und der Druck auf Privatpatienten zum Boykott der Praxen wird verstärkt. Sämtliche Veröffentlichungen in der Presse oder wissenschaftlichen Zeitungen werden für jüdische Ärzte verboten. Am 1. Oktober 1935, im Jahr der sogenannten Nürnberger Gesetze, wird Dr. Emil Kronenberg seiner Krankenhaustätigkeit in Bethesda enthoben. Gleichzeitig wird ihm verboten, öffentliche Büchereien zu besuchen, desgleichen Kinos, Konzerte und Theater. Der Versuch, einen Nachfolger für seine Praxis zu finden, scheitert. Kronenberg ist gezwungen, sein Haus weit unter Wert zu verkaufen und bezieht eine Altersrente von gerade einmal 120 Reichsmark.


Am 1. Oktober 1938 wird sein gesamtes Vermögen gesperrt und unter Zwangsverwaltung gestellt. Dr. Emil Kronenberg wird die ärztliche Bestallung entzogen. Lediglich einzelne jüdische Ärzte werden zur Behandlung von Juden zugelassen, allerdings dürfen sie sich nicht als Ärzte, sondern lediglich als „Krankenbehandler“ ausgeben.

In der Reichspogromnacht 1938 wird auch die Wohnung von Emil Kronenberg überfallen und sowohl Möbel wie auch Geschirr, Porzellan, und Kunstgegenstände zerschlagen. Bereits am 10. November folgt die Verhaftung und der Solinger Arzt kommt ins Gefängnis, aus dem er allerdings bereits am darauffolgenden Nachmittag wieder entlassen wird. Noch im selben Jahr entzieht man ihm den Führerschein und ein Viertel seines Vermögens wird beschlagnahmt. 1939 muß Dr. Kronenberg sämtliche Wertsachen abgeben Die Entschädigung beträgt kaum zehn Prozent. Er darf kein Radio mehr besitzen. 1940 wird sein Telefon abgestellt. Ab 1941 darf er weder Straßen- noch Eisenbahn zu benutzen. Ab September desselben Jahres muß er den Judenstern tragen.


Im Herbst 1944 erhält der Solinger Arzt die Aufforderung, sich mit zehn Kilo Reisegepäck und Mundvorrat bei der Gestapo zu melden. Der Transport geht über Wuppertal-Ronsdorf nach Berlin und endet in Theresienstadt. Dort wird Dr. Emil Kronenberg Anfang Mai 1945 von sowjetischen Truppen befreit und kann am 28. Juni in seine Heimat zurückkehren. In seinen letzten Lebensjahren leitet der Mitbegründer der örtlichen FDP ab 1949 den von ihm geleiteten Solinger Kulturkreis.


Literatur: 

Wilhelm Bramann:
Emil Kronenberg
Solinger Arzt und Schriftsteller
Hrsg.Bergischer Geschichtsverein, Abteilung Solingen e.V.,
Solingen 2002, ISBN 3-925626-22-0


Links (deutsch):

http://www.juedischeliteraturwestfalen.de/data/downloads/boekendorf16.pdf

http://www.solingen-internet.de/si-hgw/juden.htm

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