Günter Kunert
Schriftsteller
Geb. 6. 3.1929 in Berlin
„Schreiben ist eine Art Zwangsneurose“
(Günter Kunert)
Da seine Mutter Jüdin ist, darf er 1936 keine weiterführende Schule besuchen. Von den Nazi-Behörden zudem als „wehrunwürdig“ ausgemustert, arbeitet Günter Kunert vorübergehend als Lehrling in einem Bekleidungsgeschäft. Nach Kriegsende beginnt er ein Graphik-Studium an der Hochschule für Angewandte Kunst in Berlin-Weißensee, das er mit dem Verfassen von satirischen Gedichten und Geschichten für die Zeitschrift Ulenspiegel finanziert. Nach fünf Semestern gibt er das Studium dem Schreiben zuliebe auf.
1950 erscheint Kunerts erster Gedichtband unter dem Titel Wegschilder und Mauerinschriften. Zu dieser Zeit wird der junge Schriftsteller, inzwischen SED-Mitglied, von Johannes R. Becher, dem späteren DDR-Minister für Kultur, entdeckt und gefördert.
In künstlerischer Hinsicht darf jedoch die Bekanntschaft mit Bertolt Brecht (um 1951/52) als die bedeutendere gelten. In den 1960er Jahren gerät Kunert mit seinen skeptisch-pessimistischen Versen zunehmend in Konflikt mit den literarästhetischen Vorgaben der Kulturbehörden. Gleichzeitig wird man in Westdeutschland auf den viel gelesenen Autor aufmerksam. Hier erscheint 1967 sein einziger Roman, Im Namen der Hüte, der erst neun Jahre später in der DDR gedruckt wird. Kunert erwirbt internationales Ansehen und darf ins Ausland reisen. 1972 übernimmt er eine Gastprofessur in Austin, Texas, und 1975 verbringt er ein Jahr als Writer in Residence im englischen Warwick. Auf seine Unterzeichnung des Schriftstellerprotests gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns 1975 folgt der Parteiausschluss. 1979 ermöglicht ihm ein mehrjähriges Visum die Ausreise in die Bundesrepublik. Kunert lässt sich mit seiner Frau in Schleswig-Holstein nieder. Er lebt seither als freier Schriftsteller in Kaisborstel bei Itzehoe.
Von dem Versuch des Vielschreibers Kunert, sich seiner „pathologischen Existenz durch Schreiben zu entledigen“, zeugt ein umfangreiches Werk, das aus Gedichten, Erzählungen, Märchen, Essays, Fotosatiren, Reise-Journalen und Kinderbüchern besteht. Auf sein Leben in zwei deutschen Unrechtsstaaten blickt der Autor ohne Verbitterung. Die DDR zumindest hatte auch Vorzüge: „Die Auseinandersetzungen in der DDR waren stets rabiat und direkt. Das macht hellhörig und hat meinem Schreiben, wie ich meine, genutzt.“
Quelle:
Internationales literaturfestival berlin
Literatur:
Im Carl-Hanser-Verlag sind die folgenden Titel von Günter Kunert erschienen:
1990 Fremd daheim. Gedichte
1991 Die letzten Indianer Europas. Kommentare zum Traum, der Leben heißt
1992 Der Widerspruch vom Sockel. Feststellungen und Widersprüche
1992 Im toten Winkel. Ein Hausbuch
1994 Baum. Stein. Beton. Reisen zwischen Ober- und Unterwelt
1996 Mein Golem. Gedichte
1997 Erwachsenenspiele. Erinnerungen
1999 Nachtvorstellung. Gedichte
2002 So und nicht anders. Ausgewählte und neue Gedichte (EDITION AKZENTE)
2004 Die Botschaft des Hotelzimmers an den Gast. Aufzeichnungen (Hrsg. von Hubert Wirt)
Links (deutsch):
http://www.abebooks.de/docs/ReadingRoom/Autoren/guenterkunert.shtml
http://www.dieterwunderlich.de/Kunert_strasse.htm
http://www.zeit.de/archiv/1999/46/199946.jh-kunert_levi_.xml
http://www.baeng-2000.de/Unsere_Themen/Audiobooks/Gunter_Kunert/gunter_kunert.html
http://www.titel-forum.de/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid=2769
International:
http://www.literaturfestival.com/bios1_3_6_541.html
http://www.poems.com/agnikune.htm
http://www.girodivite.it/antenati/xx3sec/_kunert.htm
http://www.goethe.de/ms/brl/vyber2/slcaskun.htm#slcaskun.htm
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