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Ledebour, Georg

H.A.M. 0

Georg Ledebour
Journalist

Geb. 7.3. 1850 in Hannover
Gest. 31.3. 1947 in Bern/ Schweiz


„Es strahlt Genosse Schulz und Lehmann,
wenn Exzellenz zu ihnen spricht,
Du warst kein richtger SPD-Mann—
Du nicht.

Da lehnen sie, die weichen Besen.
So fegt man nicht. Du stehst allein.
Du bist ein Sozialist gewesen.
Und das hieß einst: ein Kämpfer sein.“

(aus: Ledebour zum 75. Von Kurt Tucholsky)*


Nach dem Besuch der Realschule in Hannover arbeitet Ledebour zuerst als Kaufmann, wendet sich aber bald dem Journalismus zu und wird Redakteur an der bürgerlichen Berliner Volkszeitung, wo u.a. der Schriftsteller zu seinen Kollegen ist der Schriftsteller Franz Mehring. 1890 tritt er der SPD bei und schreibt nun auch für den sozialdemokratischen Vorwärts und die Dresdner Volkszeitung.


Ab 1900 gehört Georg Ledebour für die folgenden 18 Jahre dem Deutschen Reichstag an, ist Mitglied im SPD-Fraktionsvorstand sowie im Dreiervorstand der Ende März 1916 gegründeten Sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft. Als Delegierter nimmt er an den internationalen Konferenzen der Linkssozialisten in Zimmerwald (1915) und Kienthal (1916) teil und ist ab 1917 Vorsitzender der von ihm mit begründeten Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD). Der überzeugte Linkssozialist nimmt aktiv an der Novemberrevolution 1918 teil, lehnt allerdings einen Eintritt in den Rat der Volksbeauftragten ab. Unter der Anklage des „bewaffneten Aufstands“ im Zuge der Spartakusunruhen kommt Georg von Ledebour 1919 vor Gericht, wird jedoch freigesprochen.


1920 zieht er nochmals in den Deutschen Reichstag ein – diesmal als Abgeordneter für die USPD. Ledebour gehört zu den vehementen Gegnern einer Vereinigung der USPD-Linken mit der KPD und widersetzt sich auch 1922 der Rückkehr in die SPD. 1924 schließlich trennt er sich von der USPD und gründet den Sozialistischen Bund, der 1931 in die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) überführt wird. In den Jahren 1922 bis 1930 ist er Mitglied kleiner Linksparteien und gehört 1927 zu den Mitbegründern der Weltliga gegen Imperialismus und für nationale Unabhängigkeit.


Am 30. Januar 1933 übernehmen die Nationalsozialisten unter Adolf Hitler in Deutschland die Macht. Politische Gegner des Regimes gehören zu den ersten, die verfolgt und verhaftet werden. Im selben Jahr noch emigriert Georg von Ledebour in die Schweiz, wo er als politischer Flüchtling anerkannt und durch die Flüchtlingshilfe der Schweizer Sozialdemokkraten unterstützt wird.


Der zunehmend unter gesundheitlichen Einschränkungen leidende Ledebour setzt dennoch auch in der Emigration bis 1937 seine publizistische Tätigkeit gegen das NS-Regime fort. Seinen letzten öffentlichen Ruf richtet der damals 95Jährige im Dezember 1945 an die Regierungen Polens und der vier Alliierten mit den Worten: „Verbessert die Zustände in dem Totenland jenseits Oder und Neiße!“

1946 gehört Georg von Ledebour zu den Befürwortern einer Vereinigung von SPD und KPD zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone (SBZ).


Quellen:

Hermann Wichers, in: Historisches Lexikon der Schweiz,
http://hls-dhs-dss.ch/textes/d/D28035.php

Hanno Drechsler in: Die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD). Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung am Ende der Weimarer Rpublik, SOAK-Verlag, Hannover 1983, ISBN 3-88209-055-3, S. 366

*) Das Eingangszitat enstammt dem Buch Mensch und Kämpfer von Georg Ledebour, zusammengestellt von Minna Ledebour, hier zitiert in: Hanno Drechsler, a.a.o.


Links (deutsch):

http://www.dhm.de/lemo/html/ biografien/LedebourGeorg/index.html

http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Ledebour

http://dispatch.opac.d-nb.de/DB=4.1/REL?PPN=118726994

http://www.fes.de/archiv/1abt/ledeb-g.htm

http://www.willy-brandt.org/bwbs_biografie/Ledebour__Georg_G1117.html

http://www.ledebour.de/georg_ledebour.htm

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