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Leskoschek, Axl

H.A.M. 0

Axl Leskoschek
Grafiker und Illustrator

Geb. 1889 Graz/ Österreich-Ungarn
Gest. 1976 Wien/ Österreich


Promotion in Jura, Studium an der Steiermärkischen Landeskunstschule in Graz und der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien, Holzschnittserien, bis 1931 zahlreiche Buchillustrationen, außerdem Bühnenbilder für das Augsburger Stadttheater, Gebrauchsgraphik (Briefmarken, Exlibris, Plakate), Malerei, Mitglied der SPÖ und der Sozialistischen Arbeitsgemeinschaft, 1934 Mitglied und Funktionär des Republikanischen Schutzbun-des, 1934 am Wiener Arbeiteraufstand beteiligt, illegal in
Graz, 1935 Wien, 1936 Internierungslager Wöllersdorf, anschließend wieder illegaler Aufenthalt im Land.


1938 in die Schweiz emigriert, dort kurze Inhaftierung und Arbeitsverbot, wird unterstützt von der evangelischen Flüchtlingsfürsorge, 1941 Emigration nach Rio de Janeiro (und nicht wie allgemein angenommen 1940, siehe Stempel vom Januar 1941 des brasilianischen Konsulats in Zürich in Original-Dokument, Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands, Wien), Lehramt für Holzschnitt und Bildkompo-sition an der Graphischen Kunstschule Fundacao Getúlio Vargas in Rio de Janeiro, 1948 Rückkehr nach Wien, als Graphiker und Illustrator mäßig erfolgreich, wird vor allem von den sozialdemokratischen Genossen unterstützt.


Arbeiten in Österreich vor der Emigration

Buchillustration und freie Graphik (Holzschnitt), eher konven-tioneller Stil, der sich am altdeutschen Holzschnitt orientiert, die Federzeichnungen zwischen Phantastik und Jugendstil mit expressivgrotesken Elementen (große Ähnlichkeit mit Arbeiten von Uriel Birnbaum), sein politisches Engagement findet vor seiner Verhaftung 1936 keine Resonanz in seinen künstleri-schen Arbeiten, die 1936 im Internierungslager Wöllersdorf entstandenen grotesken, allegorischen Aquarelle setzen sich dezidiert mit dem Nazismus auseinander; als Sozialist verfolgt.


Im brasilianischen Exil

die in Brasilien entstandenen teils sehr farbenprächtigen und dekorativen Zeichnungen, Gemälde sowie die Holzstich-Buch-illustrationen (u.a. Ulrich Bechers „Brasilianischen Romancero“ sowie ca. 200 Graphiken zu fünf Werken Dostojewskis) in eigenwillig volkstümlichem und zugleich surrealgrotesken Stil vermitteln den Eindruck gelungener Akkulturation.


Nach der Rückkehr nach Österreich

Die Erfahrung des Exils findet mit großer zeitlicher Verzögerung in den beiden graphischen Zyklen „Odysseus“ (begonnen 1939 im Schweizer Exil, abgeschlossen 1952 in Wien) und „Kain“ (Anfang der 1960er Jahre) ihren Niederschlag; kein künstle-rischer Neubeginn, jedoch kontinuierliche Produktion und Ausstellungsaktivitäten, die vor allem bei den sozialistischen Genossen Beachtung finden.


Weitere Kurzbiographien

Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933, hg. vom Institut für Zeitgeschichte München und der Research Foundation for Jewish Immigration New York. 2 Bde. und 1 Reg.bd. München, New York, London, Paris 1980 und 1983: Bd. 2, II, S. 712; Wie weit ist Wien. Lateinamerika als Exil für österreichische Schriftsteller und Künstler, hg. von Alisa Douer und Ursula Seeber. Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung in der Österreichischen Exilbibliothek im Literatur-haus in Wien. Wien 1995, S. 105; Kunst im Widerstand. Malerei, Graphik, Plastik. 1922-1945, hg. von Erhard Frommhold. Dresden 1968 und Frankfurt/Main 1968, S. 552; Lexikon der Kunst. Architektur, Bildende Kunst, Angewandte Kunst, Industrieformgestaltung, Kunsttheorie. 5 Bde. Westberlin 1983 (Nachdruck der 1968 bis 1978 in der DDR erschienenen Ausgabe): Bd. II, S. 913; Die uns verliessen. Österreichische Maler und Bildhauer der Emigration und Verfolgung. Ausstellungskatalog Österreichische Galerie im Oberen Belvedere Wien. Wien 1980, S. 136f.; Vollmer – All-gemeines Lexikon der Bildenden Künstler des XX. Jahrhun-derts. Unter Mitwirkung von Fachgelehrten des In- und Aus-landes bearb., redigiert und hg. von Hans Vollmer. 6 Bde. Leipzig 1992 (unveränd. Nachdruck der Originalausgabe Leipzig 1953-62): Bd. 3, S. 216f.; Rainer Zimmermann: Expressiver Realismus. Malerei der verschollenen Generation. München 1994 (d. i. die überarb. Neuausgabe von: ders.: Die Kunst der verschollenen Generation. Deutsche Malerei des expressiven Realismus von 1925 bis 1975. Düsseldorf, Wien 1980), S. 409.


Nachlass

Inge und Erich Fitzbauer, Edition Graphischer Zirkel, Wien

Archiv / Sammlung

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien; Graphik- und Photosammlung des Historischen Museums der Stadt Wien, Graphische Sammlung Albertina in der National-bibliothek Wien


Werk- und Literaturauswahl

Becher, Ulrich: Brasilianischer Romancero, mit (49) Holzschnitten von Axl Leskoschek. Wien: Wilhelm Frick 1950 10 Histórias de bichos. Carlos Drummond de Andrade u. a. Il. de Axel de Leskoschek u. a. (Sammlung von Kurzprosa verschiedener Autoren, mit Illustrationen verschiedener Künstler, u. a. Repros von 7 lavierten Federzeichnungen von Axl Leskoschek). Rio de Janeiro: Ed. Condé 1947 Dostojewski, Fjodor M. (Dostoevskij Fedor): O eterno marido (Der ewige Gatte). Romance. Xilogravuras de Axel de Leskoschek (mit 11 Holzstichen von Axl Leskoschek). Rio de Janeiro: José Olympio 1944; 2. Aufl. ebd. 1951 (= Obras completas de Dostoievski, 40)
– -: Um jogador (Notas de um jovem) (Der Spieler). Trad. e pref. de Costa Neves. Xilogravuras de Axel Leskoschek (mit 11 Holzstichen von Axl Leskoschek). Romance. Rio de Janeiro: José Olympio Editora 1944; 2. Aufl. ebd. 1951 (= Obras completas de Dostoievski, 47)
– -: Os demônios (Die Dämonen). Romance. Trad. de Rachel de Queiroz. Pref. de Roberto Alvim Corrêa. Xilogravuras de Axel de Leskoschek. Rio de Janeiro: José Olympio 1951 (= Obras completas de Dostoievski, 103)
– -: Os irmaos Karamázovi (Die Brüder Karamasow). Romance. Trad. de Rachel de Queiroz. Introducâo de Otto Maria Carpeaux. 100 xilogravuras de Axel de Leskoschek. Rio de Janeiro: José Olympio 1952 (= Obras completas de Dostoievski, ohne Bandangabe)
Grimmelshausen, H. J. Chr. von: Der abenteuerliche Simplicissimus. (Mit Holzschnitten von Axl Leskoschek) Berlin (DDR): Aufbau 1955
Lacerda, Carlos: Uma luz pequenina. Il. de Axel de Leskoschek. Rio de Janeiro: R. A. Ed. 1948 Leskoschek, Axl: Vorzeich-nungen und Aquarelle, 1936 entstanden im Internierungslager Wöllersdorf, im Nachlass bei Fitzbauer
– -: Konvolut von Linolschnitten, sign. und dat. Brasilien 1942, teils koloriert, verschied. Maße, Graphische Sammlung Alber-tina in der Nationalbibliothek Wien, Mappe „Österreich montiert: Leskoschek“
– -: Odysseus. Ein Zyklus in 20 Holzschnitten. Mit einem Geleitwort von Ernst Fischer. Wien: Globus 1960. Geleitwort
auf einem Doppelblatt, 20 Holzstiche (sic) auf Einzelblättern, bedeckt von Transparentpapieren mit Textaufdruck, sowie Beiblatt mit Impressum, Titeln usw. in Umschlagmappe, Folio, unpaginiert, ein Ex. in der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien, Inv.Nr.: 897.638-D.KS
– -: Kainzyklus. Wien 1964. Elf vierfarbige Linolschnitte (geschnitten nach Aquarellen aus den Jahren 1960/61) mit zwei Textblättern lose in einer Folio-Mappe. 200 Exemplare
Anonym: Die Qualitäten des Maßvollen. Ein Querschnitt durch Axl Leskoscheks Graphik in der Albertina. In: Die Presse (Wien), 12.2.1974
Becher, Ulrich: Der Holzschneider Axel von Leskoschek. In: Austro American Tribune (New York), Bd. III, Nr. 9, April 1945, S. 9f.
Claußnitzer, Gert: Der Illustrator Axl Leskoschek. In: Bildende Kunst 9, 1965, H. 9, S. 498f.
Fischer, Ernst: Die Dostojewski-Illustrationen von Axl Leskoschek. In: Buchkunst 4, 1963, S. 173-190
Fitzbauer, Erich: Axl Leskoschek und seine Buchgraphik. Mit einer Bibliographie, einem Originalholzschnitt und 21 Original-linolschnitten. Wien 1979
– -: Axl Leskoschek und seine Buchgraphik. Zur 100. Wiederkehr seines Geburtstages. In: Illustration 63, Jg. 26, H. 3, 1989, S. 80-85
Frommhold, Erhard: Axl Leskoschek als Illustrator. In: Axl Leskoschek zum 85. Geburtstag. Graphik, Zeichnungen,
Aquarelle. Kat. Walter Koschatzky. Ausstellung in der Graphi-schen Sammlung Albertina. Wien 1974, S. 9-15
Der Illustrator Axl Leskoschek. Mit einer Einführung von Ina Jun-Broda. Dresden 1961
Leskoschek – Axl Leskoschek zum 85. Geburtstag. Graphik, Zeichnungen, Aquarelle. Kat. Walter Koschatzky. Ausstellungskatalog Graphische Sammlung Albertina. Wien
1974
– – Axl Leskoschek. Graphiken. Ak-Begegnungen zwischen Künstlern und Arbeitnehmern. Ausstellung der Kammer für Arbeit und Angestellte für Wien im Adolf-Czettel-Bildungszen-trum. Wien 1990
Muschik, Johann: Der Maler Axl Leskoschek. Zu der Eröffnung der Ausstellung in der Galerie Würthle. In: Tagebuch,
8.11.1952
Neistein, José M.: Ein österreichischer Künstler im Exil: Die brasilianischen Jahre des Axl von Leskoschek 1940-1948. In: Mit der Ziehharmonika, 13 Jg., Nr. 2, Sept. 1996, S. 19-22
Neugebauer, Rosamunde: Zur Metaphorik der Heimatlosigkeit. Eine vergleichende Betrachtung von Bettina Ehrlichs Kin-derbuch „Cocolo’s Home“ und Axl Leskoscheks Graphikzyklus „Odysseus“. In: Frauen im Exil, hg. im Auftrag der Gesell-
schaft für Exilforschung von Hans Dieter Krohn u.a. München 1999, S. 183-197 (= Exilforschung. Ein internationales Jahr-buch, Bd. 17)


Autorin:

Rosa von der Schulenburg


Links (deutsch):

 

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